Süße Naschkatzen und filigrane Zuckerblüten

Torten: Brigitte Jorasz-Bauer fertigt seit fünf Jahren Naschwerk mit aufwendigem Dekor an - Retzstadterin gibt Tipps im Internet und hält Kurse

Main-Spessart Freitag, 21.06.2013 - 00:00 Uhr

Sie ist kei­ne Kon­di­to­rin. Und woll­te dies auch nie wer­den. Bri­git­te Jo­rasz-Bau­er aus Retz­stadt ar­bei­tet als An­ge­s­tell­te bei der Po­li­zei. Ne­ben ih­rem Voll­zeit­be­ruf ver­bringt sie seit fünf Jah­ren vie­le Stun­den da­mit, Mo­tiv­tor­ten zu ba­cken.

Seit 2010 hat sie einen eigenen »Torten-Blog« (virtuelles Tagesbuch) im Internet. Zum fünften Mal bot sie Anfang Juni einen Kurs für Menschen an, die ebenfalls Freude daran haben, Motivtorten zu kreieren. In Kürze können die Torten der 55-Jährigen erstmals auch gekauft werden.
Brigitte Jorasz-Bauer macht Schluss mit fadem Design: Die Torten, die sie erfindet, bestechen durch faszinierende Motive. Über 50 aufwendige Torten hat die Retzstadterin inzwischen gebacken. Da gibt es eine Torte in Taschenform. Eine kommt als Straßenbahn daher, eine trägt den Titel »Tango Argentina«.
Preis gewonnen
Was eine richtige Tortenkünstlerin ist, will sich im Wettbewerb messen. Dies tat Jorasz-Bauer im vergangenen Jahr. Rund 80 Stunden stand sie in der Küche, um ein Torten-Cottage zu fabrizieren: »Da ging mein ganzer Sommerurlaub drauf.« Der Aufwand hat sich gelohnt. Mit dieser außergewöhnlichen Torte gewann die Landkreisbürgerin bei der Hamburger Tortenshow den Preis der besten Torte 2012 unter 80 Teilnehmern.
Ganz schön schwierig, einen geschweiften Ast aus dem schwarz gefärbten Fondant zu schneiden, erfuhr Tanja Obert, die im Juni an Jorasz-Bauers Einsteigerkurs teilnahm. Mit einer Baumsilhouette nebst Vögelchen wollte die Veitshöchheimerin ihre mit Schokoladenganache bestrichene Biskuittorte verzieren. Mehr als fünf Stunden lang werkelten sie und drei weitere Teilnehmerinnen in einer Küche des Neubrunner Möbelhauses Spitzhüttl an ihren Werken. Chefin Julia Spitzhüttl mag selbst Torten. Darum bot sie Jorasz-Bauer 2011 ihre Unterstützung bei der Organisation von Tortenkursen an. Raum und Tortenböden werden von ihr jeweils spendiert. Die Torten von Jorasz-Bauer wären einer Konditormeisterin würdig. Das erkannte auch das Team eines Veitshöchheimer Cafés, das in Kürze Hochzeitstorten nach den Ideen der süßen Versucherin aus Main-Spessart kreieren wird. Sie selbst darf keine Torten verkaufen. Das dürfen nur Konditoren.
Deshalb verschenkt die Retzstadterin ihre Werke an alle, zu deren Leibspeisen Süßes zählt: »Wo immer ich eingeladen bin, bringe ich eine Torte mit.« Wer in ihrem Umfeld Geburtstag hat, erhält selbstverständlich ein individuell angefertigtes Tortengeschenk: »Mein Sohn zum Beispiel fährt gern Mountainbike. Darum habe ich ihm eine Fahrradtorte gebacken. Als er Elektriker wurde, erhielt er eine Steckdose.« Natürlich als Torte.
Jorasz-Bauer selbst steht gar nicht allzu sehr auf Konfekt, Gebäck und Kuchen. Doch Torten zu dekorieren, das ist ihre große Leidenschaft. Sie sei ein »Cake maniac« - eine Tortenverrückte, meint sie. Diese Liebe mit allen Tricks und Raffinessen gibt sie gern weiter. In Kursen. Und im Internet. Keine Dekoration wird geheim gehalten. Womit genau wurde der Fondant eingefärbt? Wie spritzt man bloß diese witzigen Erdbeeren auf die Biskuitrolle? Im Blog »Brigittestorten« lüftet die filigran arbeitende Tortenkünstlerin all ihre Geheimnisse. Auch, was bei ihr selbst nicht so gut geklappt hat, gibt sie preis. Schließlich profitierte sie selbst immens von dem, was andere entdeckt und ausprobiert haben.
Auch sie steht auf Torten zum Schwelgen, meint Nicole Dürr, die ebenfalls im Juni den Einsteigerkurs mitmachte. Die Silhouette einer Ballerina sollte ihre Torte verzieren. »Ich habe bereits acht Motivtorten gebacken«, so Dürr. Doch immer wieder sei sie auf Schwierigkeiten gestoßen. Wie behandelt man den Fondant professionell? Welches Werkzeug eignet sich? Welches nicht?
Silikon statt Holz
»Ein Wellholz aus Silikon ist besser als eines aus Holz«, erfuhr sie von Jorasz-Bauer. Und der Einsatz von Bäckerstärke sei sehr wichtig: »Sonst klebt der Fondant an.« Und die Farben? Die bezieht man am besten direkt aus England. Wo das Motivtortenfabrizieren noch viel populärer ist als hier. Pat Christ