Lob und Tadel
Die Rhön-Klinikum AG mit Sitz in Bad Neustadt an der Saale und derzeit bundesweit 53 Krankenhäusern, darunter die Kliniken in Miltenberg und Erlenbach am Main, hatte vor vier Jahren das Universitätsklinikum Gießen und Marburg übernommen. Mitte Mai dieses Jahres stellte der Wissenschaftsrat, der die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Hochschulen, der Wissenschaft und der Forschung berät, einen ersten Bericht über die Entwicklung des Uniklinikums vor. Pföhler wertete dieses Dokument gestern vor den Aktionären als »hervorragendes Zeugnis für die bundesweit erste Privatisierung eine Uniklinikums«.
Laut »Ärzte-Zeitung« hatte der Wissenschaftsrat die Investitionen des privaten Betreibers gelobt. Allerdings habe das Gremium eine noch fehlende gemeinsame Strategie für Forschung und Lehre in Gießen und Marburg bemängelt.
»Zu kurz gesprungen«
Die neueste Erwerbung der Rhön-Klinikum AG nimmt sich im Vergleich zu Universitätskliniken eher bescheiden aus: Am 20. Mai hat die AG die Salze Klinik I von Bad Salzdetfurth in den Klinikverbund integriert und damit ihr Angebot in Niedersachsen um ein Geriatriezentrum erweitert. 150 Mitarbeiter sollen dort weiterhin beschäftigt bleiben.
Pföhler nutzte die Hauptversammlung, um das Konzept der Aktiengesellschaft angesichts des Sparzwangs der öffentlichen Hand zu verdeutlichen. »Wenn sich die politische Diskussion allein auf Finanzierungsmodelle und Kostendämpfungsprogramm beschränkt, ist das zu kurz gesprungen«, sagte er. Vielmehr müsse die Zusammenarbeit zwischen ambulanter und stationärer Versorgung konsequent ausgebaut werden. Dies setze immense Qualitäts- und Effizienzpotenziale frei, ohne dass der Beitragszahler einen Euro mehr ausgeben müsse. Der Staat solle den Rahmen setzen und als »Schiedsrichter fairen Wettbewerb um die besten Konzepte« zulassen. Die Rhön-Klinikum AG betriebt derzeit neben den 53 Krankenhäusern auch 29 medizinische Versorgungszentren.
30 Cent Dividende
Trotz der politischen Unwägbarkeiten hält Pföhler an der Jahresprognose fest. Er erwartet Umsatzerlöse von 2,6 Milliarden Euro und einen Gewinn von 145 Millionen Euro mit einer Bandbreite von fünf Prozent nach oben und unten. Im vorigen Jahr hatte der Umsatz 2,3 Milliarden Euro betragen, der Gewinn lag bei 131,7 Millionen Euro.
Seinen Optimismus schöpft Pföhler aus den Zahlen des ersten Quartals. Da sind die Umsatzerlöse im Vergleich zum Vorjahr um 11,6 Prozent auf 624,2 Millionen Euro gestiegen, der Gewinn kletterte um 11,6 Prozent auf 34,3 Millionen Euro.
Die Aktionäre und ihre Vertreter folgten gestern in der Hauptversammlung dem Vorschlag des Vorstands und billigte eine Dividenden-Ausschüttung von 30 Cent je berechtigter Stückaktie. Bestätigt wurden die Anteilseignervertreter im Aufsichtsrat. Neu hinzugekommen ist Rüdiger Merz, Geschäftsführer der Clemens Haindl Verwaltungs-GmbH München, für Heinz Korte, der aus Altersgründen ausschied.
Barbara Löffel