Es sind fünf arbeitslose Versager, die sich hier zusammengefunden haben: Der coole Manni (Finn Hanssen), der schwerfällige Herbert (Jörg Schäfer), der spießbürgerliche Tassilo (Klaus Heindl), der schweigsame Toni (Thomas Amberg) und der supernervöse Lars (Mark Himmelmann). Zusammen wollen sie als Männerstrip-Gruppe »Die wilden Stiere« Geld scheffeln. Kann das gut gehen? Es kann, zumindest auf der Bühne.
Mit dem ersten großen Stück »Ganz oder gar nicht« ist Steins Tivoli auf Nummer sicher gegangen, denn Sex sells. Unter dem Titel »Ladies Night« sorgt die Komödie um eine Männerstripper-Gruppe landauf, landab für volle Häuser, lief beispielsweise drei Jahre in Folge bei den Festspielen in Bad Vilbel, um dort im kommenden Jahr von den - ebenfalls nackten - »Kalenderboys« abgelöst zu werden.
Mit Musik aufgepeppt
Für die Rodenbacher Bühne wurde das Stück umgeschrieben. Nicht nur wurde die Komödie der neuseeländischen Autoren Stephen Sinclair und Anthony McCarten nach Deutschland verlegt, sondern auch mit Liedern aufgepeppt. »Mit so viel Musik hat das Publikum das Stück bestimmt noch nicht gesehen«, sagt Produzent Stefan Stein.
Speziell ist die Rodenbacher Version jedoch auf Katrin Bindernagel zugeschnitten, die als Kneipenwirtin und Coach der Möchtegern-Stripper sich betont schnippisch geben kann. Dabei darf die ausgebildete Tänzerin und Sängerin zeigen, was sie kann und sogar einen kleinen Strip hinlegen.
In seiner Version hat Regisseur Frank Heck einige witzige Einfälle verwirklicht, etwa wenn Herbert sich einbildet, Kneipenwirtin Claudia sei in ihn vernarrt. Dabei kann sich Heck auf ein sehr gutes Ensemble verlassen, das mit den beengten Verhältnissen auf der Bühne problemlos zurechtkommt. Besonders gefällt dabei Klaus Heindl als Vorzeige-Buchhalter Tassilo, der sein schwules Coming Out erlebt.
In der zweiten Hälfte verliert das Stück dagegen seine eigentliche Story aus dem Blickfeld. Gerade der soziale Aspekt geht verloren. Die fünf gehen letztlich nicht auf die Bühne um zu strippen oder Geld zu verdienen, sondern weil sie als Arbeitslose beweisen wollen, dass sie eben keine Versager sind. Dies wird in der Rodenbacher Version durch nicht gerade glaubhafte persönliche Problemchen ersetzt.
Doch Hand auf die Hose: Wer geht schon in dieses Stück, um etwas über soziale Probleme Arbeitsloser zu erfahren? Unterhaltung ist angesagt, und das funktioniert bestens, wie die Zuschauerreaktionen zeigen. Die Striptease-Show am Ende hätte zwar etwas stringenter zum finalen Showdown hin inszeniert werden können, hält aber ein, was der Titel verspricht: Ganz oder gar nicht - auch wenn die letzte Hülle erst im Dunkeln fällt.
Josef Pömmerl
»Ganz oder gar nicht« (150 Minuten): Dienstag, 29., Mittwoch, 30. Dezember, Freitag, 8., Samstag, 9. Januar, jeweils 20 Uhr; Donnerstag, 31. Dezember, Sonntag, 10. Januar, jeweils 19 Uhr