Main-Echo Pressespiegel

»Wie viel ist uns das wert?«

Gemeinderat: Wasserversorgung stellt Schöllkrippen vor finanzielle Herausforderungen - Experten eingeladen
Schöllkrippen  Das Thema Trinkwasserversorgung stellt den Markt Schöllkrippen vor große Herausforderungen. Das ist am Dienstagabend in der Ratssitzung in lebhafter Diskussion erneut deutlich geworden.

Reicht auf längere Sicht das Wasserdargebot, das angibt, welche Mengen an Grund- und Oberflächenwasser potenziell genutzt werden können? Gibt es angesichts nachlassender Quellschüttungen Möglichkeiten, alte Quellen zu sanieren oder neue Quellen und Tiefbrunnen zu erschließen? Wie sind die Wasserverluste im Leitungsnetz in den Griff zu kriegen? Soll man Wasser aus der Fernwasserversorgung Spessartgruppe (FWS) dazu kaufen? Welche Investitionen sind nötig?
Drängende Fragen, auf die in nächster Zeit Antworten gefunden werden sollen. Damit man wisse, »in welche Richtung man gehen könne«, hat Bürgermeister Reiner Pistner (FWG) am Dienstag »Überlegungen« vorgetragen.
1,73 Euro pro Kubikmeter
»Die Wasserversorgung ist eine kostenrechnende Einrichtung: Einsparungen kommen allen Verbrauchern zugute und Investitionen sind von allen Bürgern zu tragen«, schickte Pistner voraus. Die Gemeinde selbst sei »nur Organisator und Vorfinanzierer«. So belasteten Investitionen von 500 000 Euro den Verbraucher in allen Ortsteilen laut Kämmerer 50 Jahre lang mit 12 Cent pro Kubikmeter, sofern keine Ergänzungsbeiträge erhoben würden, sagte Pistner. Der derzeitige Wasserpreis in der Marktgemeinde beträgt 1,73 Euro pro Kubikmeter. Im Vergleich dazu: Für Gastkommunen der FWS betrage der Wasserpreis 1,67 Euro (Stand März), so Pistner.
Dritter Bürgermeister Thomas Büttner (CSU) meinte, die Gemeinde solle »keine riesigen Summen investieren, bevor die Wasserverluste im Leitungsnetz nicht gefunden sind«, die in den letzten vier Jahren durchschnittlich bei rund 24 Prozent lagen.
Untersuchungen liefen bereits zum Wasserdargebot, berichtete Pistner weiter. Die durch das Wasserwirtschaftsamt genehmigte Entnahmemenge der sechs Schöllkrippener Quellen und des Tiefbrunnens betrage 270 000 Kubikmeter pro Jahr. Laut einer aktuellen Berechnung eines Ingenieurbüros könne die Entnahme in den nächsten 30 Jahren auf 234 000 Kubikmeter reduziert werden. Ob sich Quellsanierungen rechneten, sei unterschiedlich zu bewerten.
Neuer Tiefbrunnen?
Zur Debatte könnte jedoch ein neuer Tiefbrunnen im Laudengrund bei Kleinkahl stehen. Für die Erschließung eines Brunnens seien mit Kosten von 1,3 bis zwei Millionen Euro zu rechnen. Die Versuche, Wasser zu finden seien mit großem »Risikokapital« behaftet. Man wisse nicht, wie es ausgehe, meinte Pistner.
Zu den Maßnahmen, um in der Wasserversorgung eigenständig zu bleiben, gehörten weiter die Leitungssanierung von Schneppenbach nach Hofstädten und die Sanierung des Hofstädtener Hochbehälters, die allein 400 000 Euro kosten könnte. »Wie viel ist uns das alles wert?«, stellte Pistner in den Raum.
Siegbert Glaser (FWG) aus Hofstädten, wo viele Bürger einen FWS-Anschluss ablehnen (wir berichteten), mahnte: »Vor einer Entscheidung soll jeder überlegen, wie er abstimmen würde, wenn er selbst betroffen wäre.« Michael Pfarr (CSU) sagte dazu, es müsse nicht sein, dass Hofstädten FWS-Wasser bekäme. Alle Möglichkeiten müssten auf den Prüfstand.
Zu einem Ergebnis wollte der Rat am Dienstag bewusst nicht kommen. Vielmehr sollen zur nächsten Sitzung Experten, Geologen, Gesundheitsamt und FWS eingeladen werden, um das Thema Trinkwasser umfassend und nach allen Seiten zu behandeln.
Doris Pfaff

15.11.2017
mehr unter www.main-echo.de
Schließen Drucken Nach Oben