Main-Echo Pressespiegel

Der Spatz macht Probleme

Stunde der Gartenvögel: Haussperling dennoch nach wie vor die Nummer eins - Feldsperling im Aufwind
Der Spatz ist der Sieger bei der Stunde der Gartenvögel: In Deutschland hat er genauso den ersten Platz geholt wie in Bayern sowie in Kreis und Stadt Aschaffenburg. Das hat der Landesbund für Vogelschutz (LBV) mitgeteilt, der in Kleinostheim eine Umweltstation betreibt. Indes: Wirklich gut geht es dem Haussperling nicht.

Hintergrund: Der LBV und dessen Partner Nabu (Naturschutzbund Deutschland) hatten vor Kurzem dazu aufgefordert, eine Stunde lang zu dokumentieren, welche Vögel sich auf dem Balkon, im Garten oder in Parks beobachten lassen. Die Mitmachaktion gab es bundesweit zum 13. Mal.
Vor allem in den Städten
Auch wenn der Haussperling weiterhin der am häufigsten beobachtete Vogel in Bayerns Gärten bleibe und in allen Regierungsbezirken der meistgezählte Vogel sei, stagniere sein Bestand und nehme vor allem in den Städten ab, meldet nun der LBV.
»Ein Aufschwung beim Spatz ist nicht in Sicht. So ist es im Stadtgebiet von München nur noch eine Frage der Zeit, bis er nicht einmal mehr zu den fünf häufigsten Gartenvögeln zählt«, wird Martina Gehret vom LBV in der Mitteilung zitiert. Bayernweit sei der Haussperling nur noch in zwei Drittel der Gärten beobachtet worden.
Eine Erklärung für die Spatzen-Situation liefert LBV-Fachfrau Gehret: »Die intensive Bautätigkeit und Flächenversiegelung in den Stadtkernen machen ihm offensichtlich so stark zu schaffen, dass er sich in die Randbereiche zurückzieht.«
Wer ist der Spatz? Thomas Staab, Leiter der LBV-Umweltstation in Kleinostheim, klärt über das Tier auf. Der Volksmund unterscheide beim Spatz nicht zwischen Haus- und Feldsperling. Dabei seien es zwei verschiedene Arten: Der Haussperling trage eine graue Kappe, der Feldsperling eine braune. Vogelkundler bezeichneten ausschließlich den Haussperling als Spatz - den Feldsperling hingegen eben als Feldsperling.
Immer weniger Nistplätze
»Der Spatz ist im Kreis Aschaffenburg rückläufig«, so LBV-Mann Staab weiter. Bei der Stunde der Gartenvögel im vorigen Jahr sei er in 78,9 Prozent der Gärten gesichtet worden, heuer nur in 66,4 Prozent. Beim Feldsperling spricht Staab von einem »leichten Aufwind«. 27,8 Prozent im vorigen Jahr, jetzt 32,8 Prozent.
Wie die Vogelschützer weiter mitteilen, sei der Lebensraum für Spatzen (beispielsweise Hecken) oft noch vorhanden. Aber: Für den Haussperling gebe es immer weniger Nistmöglichkeiten. Daher wünscht sich der LBV »mehr Toleranz für brütende Sperlinge am Haus«. Auch künstliche Nisthilfen seien sinnvoll. Um genauere Informationen zu bekommen, organisiert der LBV nach eigenen Angaben jetzt eine Umfrage im Internet unter www.lbv.de/spatz.
Neben Vögeln wurde bei der Mitmachaktion auch das Vorkommen von Katzen registriert. Ergebnis laut LBV: Fast jeder bayerische Garten bekommt oft, wenn nicht sogar täglich, Besuch von einer Katze. »Dieser gerade im Siedlungsbereich unnatürlich hohe Jagddruck, der nachweislich allein schon durch die Anwesenheit der Katzen auf die Tierwelt im Garten ausgeübt wird, ist eine Gefahr für Vögel, Insekten, Eidechsen und andere Amphibien«, schreibt der Landesbund für Vogelschutz in seiner Mitteilung.
Verstecke schaffen
Zu empfehlen sei daher eine abwechslungsreiche Gartengestaltung mit vielen Versteckmöglichkeiten für Tiere. Fachfrau Gehret wird so zitiert: »Zusätzlich bitten wir jeden Katzenhalter, dazu beizutragen, die Vermehrung von besitzerlosen und wilden Katzen zu vermeiden und unbedingt die eigenen Tiere kastrieren oder sterilisieren zu lassen.«
Zurück zur Stunde der Gartenvögel 2017. Vogelfachmann Staab hatte gehofft, dass sich der seltene Wiedehopf blicken lässt - schließlich sei er im zeitigen Frühjahr in Kleinwallstadt und Goldbach gesehen worden. Indes: Bei der Stunde der Gartenvögel gab es keine Wiedehopf-Meldung.
Wie sieht die Rangliste der Vögel 2017 aus? Der Nabu hat für Deutschland diese Rangliste vorgelegt: 1. (Vorjahr 1.) Haussperling, 2. (2.) Amsel, 3. (3.) Kohlmeise, 4. (4.) Star, 5. (5.) Blaumeise, 6. (6.) Feldsperling, 7. (7.) Elster, 8. (12.) Mauersegler, 9. (11.) Mehlschwalbe, 10. (10.) Ringeltaube. Nach den Nabu-Zahlen haben bundesweit 60 908 Vogelfreunde 1,4 Millionen Vögel registriert; 2016 waren es 44 700 Teilnehmer und 1,09 Millionen.
Wie es in der Vogelwelt aussieht, wird auch im kommenden Jahr ein Thema sein: Vom 5. bis 7. Januar 2018 steht die »Stunde der Wintervögel« an.

bInternet: www.lbv.de; www.nabu.de; www.stunde-der-gartenvoegel.lbv.de
Matthias Schwind

24.07.2017
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