Main-Echo Pressespiegel

Kommt der Wiedehopf?

Stunde der Gartenvögel: Hoffen auf hierzulande seltenes Tier - Zählaktion vom 12. bis 14. Mai
Besondere Kennzeichen laut Naturschutzbund (Nabu): langer, dünner und gebogener Schnabel sowie eine Federhaube, die der Vogel sogar aufrichten kann. Diese Merkmale gehören zum Wiedehopf. Nach ihm wird Thomas Staab, Leiter der Umweltstation des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) in Kleinostheim, bei der »Stunde der Gartenvögel« Ausschau halten.

Der LBV ruft von Freitag, 12., bis Sonntag, 14. Mai, zum 13. Mal zu dieser Vogel-Zählaktion auf; deutschlandweit ist der Nabu dabei. Mitmachen kann jeder. Naturfreunde sollen laut LBV eine Stunde lang jeden Vogel im Garten, auf dem Balkon oder in einem Park zählen.
Block und Bleistift reichen
Zusätzlich fragen die Vogelschützer, wie häufig eine Katze am Beobachtungsort aufgetaucht ist. Die Ergebnisse der Zählaktion »liefern Aufschluss über die Entwicklung der heimischen Vogelwelt und die Bedeutung des Lebensraums Garten«, so der LBV in einer Mitteilung. Die Teilnehmer brauchen nur Block und Stift - sie melden ihre Ergebnisse dem LBV.
Vogelfachmann Thomas Staab von der Kleinostheimer Umweltstation hofft, dass er heuer den hierzulande seltenen Wiedehopf auf seinem Block notieren kann. Dieser Vogel sei auf warme Regionen angewiesen, so Staab. Zu Hause sei er unter anderem im Mittelmeerraum. Einzelne Wiedehopfs habe man auch schon in der hiesigen Region gesichtet. Vor Kurzem etwa im nördlichen Kreis Miltenberg. Und: Vor vier, fünf Jahren habe ein Paar erfolgreich auf einer Streuobstwiese am Alzenauer Stadtrand gebrütet.
Den Wiedehopf, der vor allem Grillen, Käfer und Engerlinge frisst, erkennt der Vogelfreund auch am hell orange-bräunlichen Körpergefieder, teilt der Nabu mit. Schwingen und Schwanz sind - im Kontrast dazu - schwarz-weiß gebändert. Wer sich auf die Spur des Wiedehopfs begeben will, sollte nicht im Garten oder im Wald nach ihm schauen, so der Tipp von Staab. Größere Chancen, ihn anzutreffen, habe man auf Streuobstwiesen und in Gegenden mit Sandböden.
Frühjahr zu kalt
LBV-Mann Staab blickt auf die jüngste Vogelzählaktion im Januar zurück. »Da sind viele Vögel ausgeblieben.« An den Vogelhäuschen sei »nichts los gewesen«. Viele Vogelfreunde hätten beim LBV nachgefragt, was mit den Vögeln los sei. »Bayernweit stand bei uns das Telefon nicht mehr still.« Eine wissenschaftliche Erklärung für das Ausbleiben vieler Vögel gebe es bisher nicht.
Jetzt ist Staab gespannt, welche Ergebnisse das aktuelle Brutjahr liefert. Indes: Das Frühjahr sei eindeutig zu kalt. Die niedrigen Temperaturen hätten gar den Vogelzug am Untermain ins Stocken gebracht. Beispiel: Ende April sei ein Nachtigall-Trupp durchgezogen - die Vögel seien nicht hier geblieben, obwohl der Untermain als Verbreitungsschwerpunkt der Nachtigall in Bayern gilt.
Auch der Kuckuck sei überfällig, hat Staab beobachtet. Zudem sei die Vogelbalz heuer sehr zögerlich. »Durch die niedrigen Temperaturen haben wir mehrere Verzögerungen.«
Einen Blick richten die Naturfreunde bei der »Stunde der Gartenvögel« auch auf Gärten, Balkone und Parks. Eine Vielfalt an Pflanzen und Steinmauern erhöhten die Bedeutung von Gärten und Parks vor allem in Siedlungsräumen, so Martina Gehret vom LBV in der Mitteilung. Der Garten als »Naturschutzgebiet« werde immer wichtiger für Tiere. Grund: Durch die »zunehmend industrialisierte und intensivierte Landwirtschaft wird der Lebensraum vieler Tierarten großflächig zerstört oder unbewohnbar gemacht«, steht in dem LBV-Schreiben.
Katzen beobachten
Und noch ein Aspekt bei der »Stunde der Gartenvögel«: Der LBV möchte herausfinden, wie oft eine Katze in den bayerischen Gärten zu Besuch ist. Die Zählaktion habe im vorigen Jahr gezeigt, dass in nahezu jedem Garten täglich eine Katze zu sehen war. »Gartenbewohner, die besonders nah am Boden leben oder nisten, aber auch unerfahrene Jungvögel können leicht zur Beute der lautlosen Jäger werden«, wird Gehret in der Mitteilung zitiert.
Und weiter: Eine abwechslungsreiche Gartengestaltung ermögliche jedoch ein »entspanntes Zusammenleben«. Dazu gehören laut Gehret Versteckmöglichkeiten für Gartentiere und für Katzen schwer zugängliche Bereiche wie zum Beispiel dornige Sträucher.
Mit der Kastration ihrer Katze könnten Katzenhalter zudem die Vermehrung von besitzerlosen, wilden Katzen verringern, meldet der LBV. Hilfreich sei außerdem »ein eingeschränkter Freigang« der Katzen während der Ausflugszeit der Jungvögel von Ende Mai bis Anfang Juni.

bMeldung der Daten per Online-Formular, Post oder Fax an den LBV; www.lbv.de; www.nabu.de
Matthias Schwind

08.05.2017
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