Demos beobachten, Diebe jagen

Luftüberwachung: Hubschrauber der Bundespolizei startet und landet testweise auf dem Flugplatz Ringheim

Großostheim
2 Min.

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Je­des Mal ein an­de­rer Stand­ort, je­des Mal ein neu­es Ziel: Das ist es, was Tho­mas Nag­ler so viel Spaß macht. Der Lei­ter der Flie­ger­staf­fel Ful­da­tal bei Kas­sel stammt ur­sprüng­lich aus Bam­berg: »Ich bin auf dem Se­gel­flug­platz groß ge­wor­den.« Seit 1978 fliegt er für die Bun­des­po­li­zei Hub­schrau­ber.

Seit Kurzem heben die Mitarbeiter des 51-Jährigen nun vom Flugplatz im Großostheimer Ortsteil Ringheim (Kreis Aschaffenburg) ab.
Seit 1. Dezember 2014 startet und landet das vier bis fünf Millionen teuere Modell EC 135 T2i auf dem Flugplatz: Es ist unterfrankenweit die einzige Einsatzbasis eines Bundespolizei-Hubschraubers - und Bereitstellungsort auf Probe. Bis Ende August gilt es eine erweiterte Genehmigung des Luftamts Nordbayerns, mit der die Bundespolizei ihren Hubschrauber auch nachts starten und landen lassen darf. Bis dahin muss sich zeigen, ob der zentral gelegene Ort strategisch sinnvoll ist für Einsätze im Rhein-Main-Gebiet. Thomas Nagler sieht es »im Rahmen des Möglichen«, dass Ringheim irgendwann ein fester Stützpunkt werden könnte.
Früher startete der Hubschrauber in Frankfurt, was den Anwohnern aber zu laut war. In Ringheim hat es bisher keine Beschwerden gegeben, sagen Nagler und Thomas Wechs. Wechs ist stellvertretender Vorsitzende des Flugsportclubs Aschaffenburg-Großostheim, der den Platz betreibt. Im Gegenteil: Die Menschen »wollen die Polizei zum Greifen haben«, sagt Wechs. Um den Lärm gering zu halten, fliegen die Piloten, übrigens ein verkürztes, steiles Start- und Landemanöver.
Der Hubschrauber, dessen Betrieb 1600 Euro pro Stunde kostet, ist einer von zwölf der Fliegerstaffel. In Ringheim stehen er und die Besatzung - Pilot, Flugtechniker und Wärmebildoperator - nur, wenn sie zuvor angefragt wurden. Gibt es keinen Flugauftrag, steht EC 135 am festen Stützpunkt Fuldatal.
Eventuell bei EZB-Eröffnung
»Hauptkunde« ist die Bundespolizei am Frankfurter Hauptbahnhof: Sie fordert die Maschine etwa für die Beobachtung von Fußballfans oder für die Aufklärung von Fahrkartenautomaten-Aufbrüchen und Diebstählen von Gleisstücken an. Denkbar ist, dass sie wegen möglichen Demos zur EZB-Eröffnung an diesem Mittwoch wieder kurzfristig einen Flugauftrag erteilt.
Ob der Hubschrauber bereits auf Einsätzen in Unterfranken unterwegs war, lässt sich nach Auskunft der Fliegergruppen-Presseabteilung nicht sagen. Pro Tag gibt es laut Nagler ein bis zwei Flugbewegungen in Ringheim, also Starts oder Landungen. Er geht davon aus, dass der Hubschrauber - »wie ein Produkt, das neu auf den Markt kommt« - künftig noch stärker angefragt wird.
Im Restaurant am Flugplatz kommt das »neue Produkt« schon gut an. Edeltraut Heim ruft: »Das war ja ganz schön laut, als der Hubschrauber gerade gelandet ist.« Ernst meint die 78-Jährige aus dem Ortsteil Pflaumheim das nicht: Es sei eine Bereicherung, dass die Beamten da sind. Außerdem wolle ihr Enkel zur Polizei, »vielleicht fliegt er ja dann auch«.
Dann hat er möglicherweise ähnliche Fluggäste wie Nagler, der schon Richard von Weizsäcker und Angela Merkel durch die Luft chauffiert hat. Wobei das nur ein »ganz kleiner Bereich« sei. Eigentlich habe er zwei unterschiedliche Berufe, Pilot und Polizeibeamter. Länger aber, so viel steht fest, ist er im Pilotenberuf. Nämlich seitdem er 14 Jahre alt ist.

dVideo und Bilderserie: www.main-netz.de
Nina Lenhardt

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