Main-Echo Pressespiegel

Schätze orten und Winkel messen

Bildung: Vermessungsamt am »Tag der Geodäsie« an Realschule Bessenbach - Schüler probieren Techniken aus
Wie kom­men ei­gent­lich die Da­ten ins Na­vi, und wie ver­misst man ein Grund­stück? Wie schwer ist es, Ent­fer­nun­gen zu schät­zen? Beim »Tag der Geo­dä­sie« hat­ten am Frei­tag Schü­ler der sechs­ten und ne­un­ten Klas­sen der Real­schu­le Bes­sen­bach Ge­le­gen­heit, die­sen Fra­gen nach­zu­ge­hen:

Geodäsie ist nämlich die Wissenschaft der Vermessung und Aufteilung der Erde.

Bereits zum siebten Mal veranstaltet das Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung bayernweit eine Geodäsie-Woche, die am 21. Juli endet.

Im digitalen Wandel

Insgesamt 20 kleinere und größere Aktionen finden bis dahin im ganzen Freistaat statt - so auch an der Bessenbacher Realschule. »Mit dem »Tag der Geodäsie« wollen wir Mathematik greifbar machen und zeigen, dass das Fach auch außerhalb des Klassenzimmers stattfinden kann«, sagt Amtsleiter und Vermessungsdirektor Wolfgang Reindl. Die Realschule in Bessenbach sei eine sogenannte Mint-Schule, die Schwerpunkte auf naturwissenschaftliche Fächer lege, daher habe man sich dieses Jahr für diese Schule entschieden. »Und wir wollen unsere Arbeit vorstellen«.

Immerhin, so Reindl, habe sich die Arbeit seiner Behörde in den vergangenen Jahren stark gewandelt. »Wir sind nicht mehr nur die Männer mit den roten Westen und Gummistiefeln, die mit Geräten draußen sind«, sagt er. Vor allem die Digitalisierung habe das Berufsbild stark gewandelt. So berate das Vermessungsamt unter anderem Kommunen beim Breitbandausbau oder hält den Bayern-Atlas aktuell.

Wer beim Amt arbeiten möchte, dem stehen vier Qualifikations-Ebenen offen: zum einen im Außendienst, hier ist eine handwerkliche Ausbildung Voraussetzung. Dann gibt es die Möglichkeit, eine Ausbildung zum Katastertechniker zu machen. Mit einem Geodäsie-Studium kann man außerdem Gruppenleiter im Außendienst werden oder es auch bis in die Führungsebenen schaffen.

Wie genau der Berufsalltag in der Praxis funktioniert, konnten die Schüler an verschiedenen Stationen auf dem Sportplatz ausprobieren. So durften sie beispielsweise Entfernungen schätzen - zunächst ohne Hilfsmittel und mit Schrittmaß, dann mit Maßband und schließlich mit dem sogenannten Tachymeter, das die Katastertechniker nutzen, um Entfernungen millimetergenau zu messen. Dann ging es darum, in einer Sandgrube einen »Schatz« zu finden, zu dem es vorher die Koordinaten gab. Zunächst sollten die Schüler es mit Google Maps versuchen - stellten aber schnell fest, dass das zu ungenau ist. Mit dem GPS-Gerät ließ sich dann die Dose mit Süßigkeiten punktgenau lokalisieren und ausgraben.

Besonders genau zu messen sei vor allem wichtig, wenn man ein Grundstück kaufen und ein Haus bauen will, erfuhren die Schüler von Vermessungsamts-Mitarbeiterin Tanja Gehlert. Es geht aber auch ohne moderne Technik: An weiteren Stationen durften die Schüler mit Lageplan, Stift und Zirkel zeichnerisch den eigenen Standpunkt bestimmen oder mit einem Winkelprisma exakt einen 90-Grad-Winkel messen. Bei den Schülern kam der Geodäsie-Tag gut an: »Es macht echt Spaß und ist spannend, das alles so anschaulich zu sehen«, finden Lukas Stürmer und Maxl Schliebitz (beide 15).

Interesse an Ausbildung

Und Antonia Hock (15), die mit ihren Klassenkameradinnen den Schatz in der Sandgrube gefunden hat, könnte sich vorstellen, beruflich etwas in der Richtung zu machen. »Ich hatte mir überlegt, später mal als Bauzeichnerin zu arbeiten, aber Vermessen macht auch Spaß«, sagt sie. Immerhin seien Mathematik und Physik ihre Lieblingsfächer.

Dass die Aktion an der Bessenbacher Realschule gut ankam, diesen Eindruck hatte auch Wolfgang Reindl: Die Sechstklässler seien begeistert gewesen. Und von den älteren könnten sich zwei Schüler vorstellen, sich im nächsten Jahr für eine Ausbildung zu bewerben.

15.07.2019
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