Main-Echo Pressespiegel

Über den Dächern von Keilberg

Kreuzwege: Der Pilgerweg ist einer der jüngsten im Kreis - Prozession an Karfreitag um 9 Uhr
Es geht steil hoch auf den Keilberger Kalvarienberg. Dieser Begriff, der sich aus der lateinischen Übersetzung des aramäischen Namens Golgota, dem Kreuzigungsort Jesu, ableitet, steht heute für Nachbildungen der Passion Christi, oft eine Kreuzigungsgruppe, die als Andachts- und Wallfahrtsstätten dienen.

Eine Kreuzigungsgruppe steht auch im Zentrum des fast zwei Kilometer langen Keilberger Kreuzwegs mit seinen roten Bildstöcken. Vom Pfarrhaus an der Kirche St. Georg führt er entlang des Wegs Zum St. Jörgen und dem Hösbacher Weg zur Maria-Gedächtnis-Kapelle auf dem Jörgenberg.
Landschaftlich schön gelegen
Hat man den Berg einmal erklommen, verläuft dieser landschaftlich schön gelegene Weg in einer Schleife hoch über den Dächern von Bessenbach, die öfters Blicke ins Tal oder auf die umgebende Landschaft freigibt. Beim Rundgang erkennt man die Sorgfalt, mit der dieser Wegverlauf und die einzelnen Standorte ausgesucht wurden.
Dabei ist dieser Kreuzweg noch recht jung. Daher ergibt sich hier die seltene Möglichkeit, mit einem der Initiatoren ein Gespräch führen zu können. Der frühere Pfarrgemeinderatsvorsitzende Roland Otto hatte gemeinsam mit Pfarrer Peter Streit im Jahr 1999 die Idee, einen Kreuzweg in Keilberg entstehen zu lassen.
Ideen dafür sammelten die beiden bei Fahrten zu Kreuzwegen in ganz Unterfranken. Dennoch sollte der Keilberger Kreuzweg keine Kopie sein, sondern etwas Eigenständiges darstellen. So sollten die einzelnen Stationen aus heimischem roten Sandstein entstehen.
Nachdem die Finanzierung geklärt war, ist Otto zusammen mit Pfarrer Bruno den geplanten Kreuzweg abgegangen, um die Positionen der einzelnen Stationen festzulegen. Diese wurden mit Holzkreuzen markiert, damit sich die Bürger einen Eindruck vom künftigen Kreuzweg verschaffen konnten. Die meisten Stationen lagen auf kirchlichem Grund, einige auf Gemeindegrund, lediglich zwei, darunter die Kreuzigungsgruppe, sollten auf Privatgrund entstehen. Pfarrer Bruno führte die Grundstücksverhandlungen.
Rentner erstellten Fundamente
Nachdem alle behördlichen Genehmigungen eingeholt waren, erfolgte im Herbst 1999 der Startschuss für den Bau des Kreuzwegs. Eine rüstige Rentnergruppe um den Polier Friedrich Schmittner erstellte die ersten beiden Fundamente, der in den kommenden Jahren weitere folgten. Neben Schmittner und Otto waren dabei: Erwin und Herbert Brehm, Gottfried und Josef Franz, Alfred Hock, Josef Lippert, Josef Nebel, Alfred Schmitt sowie Franz Staab. Gearbeitet wurde jeden Samstag.
Die Kreuzigungsgruppe, die die Station zwölf bildet, sowie die übrigen 13 Stationen wurden bei der Firma Wassum Natursteinwerk in Miltenberg in Auftrag gegeben. Die bildlichen Darstellungen des Leidenswegs Jesu an 13 Stationen erstellte der Künstler Karl Müller aus Burgjoss, den Roland Otto persönlich kannte, nach Formvorlagen des Dettelbacher Kreuzwegs. Das wetterfeste Material ist ein Geheimnis des Künstlers.
Der künftige Kreuzweg wurde an Karfreitag 2000 erstmals mit einer Prozession begangen, an der 185 Gläubige teilnahmen. Da die Kreuzigungsgruppe noch nicht fertig war, wurde ein großes Holzkreuz an der Spitze mitgetragen.
Seitdem beginnt die Prozession an jedem Karfreitag um 9 Uhr am Pfarrhaus - außer wenn es regnet. Regelmäßig laufen rund 200 Gläubige mit.
Die letzte der 13 Stationen wurde 2003 aufgestellt, anschließend die Kreuzigungsgruppe, die das Herz der Anlage darstellt. Sie wurde ebenfalls von der Firma Wassum gefertigt. Als Abschluss erfolgte die Beschriftung der Stationen. Am Himmelfahrtstag 2004 wurde der Kreuzweg dann eingeweiht. Der Kreuzweg ist der Spendenbereitschaft vieler Keilberger Bürger zu verdanken. Jede Kreuzwegstation hat eine Familie, die sich darum kümmert. Mit der unteren Naturschutzbehörde ist abgesprochen, dass nur heimische Pflanzen gepflanzt werden dürfen.

bLetzte Folge: Der Kreuzweg in Freigericht-Bernbach Dossier: www.main-echo.de
Josef Pömmerl

27.03.2018
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