Main-Echo Pressespiegel

Flirt bei Bier und Blasmusik

Volksfest: Christel und Karl Stolz verliebten sich 1954 im Bierzelt - 63 Jahre ein Paar
Auf dem Volksfest hat’s gefunkt zwischen Christel und Karl Stolz, und zwar schon vor 63 Jahren. Im Juni 1954 war das, und seitdem sind die beiden ein Paar. 1956 haben sie geheiratet, vier Kinder und drei Enkel gehören zur Familie.
Karl Stolz (84), aufgewachsen in der Aschaffenburger Maximilianstraße, muss nicht lange überlegen, wenn er an die erste Begegnung mit seiner Christel denkt, die in Kürze 80 wird.Gerade erst zugezogen
»Schuld« sei sein Freund und Arbeitskollege Hugo Brunner gewesen. »Wir zwei hatten ausgemacht, zusammen zur Volksfesteröffnung zu gehen«, erinnert sich der ehemalige Konstrukteur, der 45 Jahre lang bei Linde gearbeitet hat.
Hugo wollte seine neue Flamme Gerdi mitbringen - und diese noch eine Freundin, die gerademal eine Woche vorher mit ihren Eltern nach Aschaffenburg gezogen war: Christel Kiel, damals 17 Jahre alt, aus Herford in Nordrhein-Westfalen. Um halb sechs abends trafen sich die vier Jugendlichen am Bahnhof, von dort liefen sie zum Volksfestplatz.
»Ich kann mich nicht erinnern, dass wir damals in irgendein Fahrgeschäft gestiegen sind«, lacht Karl Stolz. »Ich hatte nur Augen für Christel, wir haben uns köstlich unterhalten und schön geflirtet.« Im Bierzelt bei zünftiger Blasmusik haben die zwei Paare dann einige gemeinsame Stunden verbracht.
Christel und Karl haben sich ein paar Tage später wieder verabredet, noch mal auf dem Volksfest. Und diesmal auch die Fahrgeschäfte um sich herum wahrgenommen und ausprobiert: Teufelsrad, Riesenrutschbahn, Riesenrad. »Das war immer schön!« sagen beide einstimmig.

Schiffsschaukel mit Überschlag
Es blieb nicht beim Volksfest 1954, auch Jahre nach ihrer Hochzeit 1956 hat das Ehepaar, das seitdem in Straßbessenbach lebt, regelmäßig den Rummel besucht. Und immer die eher ruhigeren Fahrgeschäfte bevorzugt.
»Autoscooter, das war nichts für uns, da wurde so rumgeschubst. Aber bei der Schiffschaukel habe ich sogar den Überschlag geschafft. Und Hau den Lukas, das war auch noch toll!« blickt der Rentner zurück.

Das letzte Mal sind Christel und Karl Stolz vor ein paar Jahren auf dem Volksfest gewesen, mit der Tochter und den drei Enkeln. Es war wieder der Eröffnungsabend, und es gab das traditionelle große Feuerwerk, die Menschenmenge war entsprechend riesig.
»Da haben wir gemerkt: Das ist nichts mehr für uns, wir haben ja trotz der vielen Leute keinen einzigen Bekannten mehr getroffen!«, bedauert Karl Stolz. Als »alter Greis zwischen der Jugend«, so Stolz, fühlte er sich fehl am Platz.

Deshalb verfolgen die Stolz das Volksfestgeschehen nur noch von zu Hause aus, zumal sie auch nicht mehr gut zu Fuß sind. Aber ihr erster gemeinsamer Rummel vor 63 Jahren, der bleibt immer eine schöne Erinnerung.
CORNELIA MÜLLER
19.06.2017
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