Paradies mit bösem Gesicht

Musical: Philippinische Theatergruppe bringt Emotionen in den Mömlinger Pfarrsaal - Wahre Geschichten

Mömlingen Dienstag, 31.03.2015 - 00:00 Uhr

Das sch­reck­li­che Ge­sicht ei­nes pa­ra­die­si­schen Lan­des ver­kör­pert die phi­l­ip­pi­ni­sche Grup­pe »Pre­da Ak­bay« mit ih­rem Mu­si­cal­dra­ma »On­ce we had a dream«. Emo­ti­ons­ge­la­den brach­te die Grup­pe um Re­gis­seur Chris­ti­an Ro­bin auf ih­rer Deut­sch­land­tour am Don­ners­tag die Büh­ne des Möm­lin­ger Pfarr­saals zum be­ben.

Alles andere als leichte Kost
Als Würdigung für die Arbeit der ehrenamtlichen Mitarbeiter des Mömlinger Weltladens war es die vierte Veranstaltung dieser Art, im Vergleich zu einem ausgelassenen afrikanischen Tanzabend aber alles andere als leichte Kost. »Es bleibt unsere Aufgabe, für eine faire und gerechte Welt einzutreten«, stimmte Horst Markert auf das Thema ein. Der Kopf des »Team Tansania« verwies darauf, dass der Weltladen mit dem Verkauf von Mangoprodukten die Organisation »Preda« unterstützt.
Die Arbeit von »The Peoples Recovery, Empowerment and Development Assistance«, die philippinische Kinder aus gewalttätigen Umfeldern herausholt und ihnen hilft, ein normales Leben zu führen, finanziert sich zur Hälfte aus dem fairen Handel. Mit dem Erlös eines Päckchens getrockneter Mangos könne ein Kind einen Tag lang mit Verpflegung zur Schule gehen, erfuhr das aufmerksame Publikum.
Doch Tausende philippinische Kinder sind weit davon entfernt, eine Schule zu besuchen. Sie werden von der Sexmafia verschleppt, sitzen unschuldig im Gefängnis oder leben auf der Straße. Wie die 15-jährige Selina im Musical, die an Kinderhändler verkauft, missbraucht und misshandelt wird und deren zwei Freunde mit ähnlichem Schicksal.
Charmante Aussprache
Alle Dialoge wurden auf Deutsch gelernt: so herzerwärmend die charmante Aussprache, so erschreckend deren Inhalte. Die Ohnmacht der Opfer und die Brutalität der Täter trafen die Zuschauer mit voller Wucht. Man wünschte, es wäre einfach nur gute Schauspielerei, doch diese Angst, der Schrecken, auch Tränen in den Gesichtern dieser jungen Menschen mit ihren knapp 20 Jahren, lassen erahnen, dass sie dergleichen selbst erlebt haben.
Selbst die kleinsten Bewegungen drücken Emotionalität aus; tänzerisch verbinden sich die Akteure zu einer Gemeinschaft und finden in ihr Halt. Es ist keine Verbitterung zu spüren, kraftvoll und voller Hoffnung drückt das Ensemble am Ende seine Vision von ihrem Paradies ohne Armut und Hunger aus. »Lasst uns zusammen stehen und die Welt verändern« lautet die Botschaft.
Leute sensibilisieren
Es war die 25. Vorstellung in Deutschland, bis 1. April geht es weiter - möglichst viele Leute sollen für die Schicksale der Kinder sensibilisiert werden, auch wenn es sicher sehr kräftezehrend ist. »Was sind die Träume der Darsteller?«, fragte ein Gast in der anschließenden Fragerunde. Erleichterung in den Reihen: Diese Philippinos können auch herumalbern und richtig lachen. Wenn sie nicht berühmte Schauspieler, Songwriter oder wichtige Geschäftsleute werden sollten, werden sie Sozialarbeiter, Lehrer und Theaterpädagogen. Den Kindern nachfolgender Generationen wäre es zu wünschen.

bPreda wurde von dem irischen Priester Shay Cullen gegründet. Infos über die Organisation im Internet unter www.preda.org/de
Patricia Pitz