Wie Aschaffenburger Hochschüler mit Laserstrahlen schneiden, bohren und schweißen

An der Schnittstelle von angewandter Forschung und Industrie

mit Video

Erlenbach b. MAR Dienstag, 10.03.2015 - 19:35 Uhr

Die Back­stein­mau­ern im In­du­s­trie Cen­ter Obern­burg (ICO) at­men noch den Geist ver­gan­ge­ner Glanz­stoff­zei­ten. Hin­ter man­cher Ku­lis­se aber tritt Über­ra­schen­des zu Ta­ge, im La­ser­la­bor des Zen­trums für Wis­sen­schaft­li­che Ser­vices (Ze­wis) et­wa, das die Hoch­schu­le Aschaf­fen­burg un­ter­hält. Hier forscht der Elek­tro- und In­for­ma­ti­ons­tech­ni­ker Ste­fan Rung, hier prägt Spit­zen­tech­no­lo­gie das Bild. (Mit Video)

Video zum Zewis: Marcel Cichon

Leistungsstarke Rechner und Mikroskope, hochmoderne Mess- und Lasergeräte, darunter ein sündhaft teurer, 2014 mit dem Deutschen Innovationspreis geadelter Ultrakurzpulslaser: Rung, ein ambitionierter, 28 Jahre junger Mann, findet in dem Zewis-Labor die komplette Apparatur, die der angehende Doktorand für seine Forschungs- und Entwicklungsarbeit braucht.

Schnell, kosteneffizient, exakt
Licht ist ein in vielen Industriebetrieben eingesetztes vielseitiges Werkzeug. In der Fertigung können Laserstrahlen mechanische Maschinen zum Schneiden, Bohren oder Schweißen ersetzen. Sie sind in der Lage, Materialien schnell, kosteneffizient und exakt zu bearbeiten. Wie mit Laserpulsen höchste Präzision bei maximaler Produktivität erreicht werden kann, ist eine der zentralen Fragen, die Rung im Zewis-Labor immer wieder zu beantworten hat. Dabei setzt er sich mit Problemstellungen der Mikrosystemtechnik auseinander, etwa um Anstöße für die Weiterentwicklung von Fernsehgeräten und Handys geben zu können. Außerdem forscht er auf dem Feld der Materialbearbeitung. Dabei kommen auch ultrakurze Laserpulse mit einer Pulsdauer von 0,0000000000001 Sekunden zum Einsatz, die eine schonende Behandlung von Metallen und Kunststoffen garantieren.

Stefan Rung und eine Handvoll weiterer Studenten der Hochschule Aschaffenburg arbeiten im Zewis-Labor an der Schnittstelle von angewandter Forschung zu regionalen und überregionalen Unternehmen. Die großen Laserinstitute in Dresden und Aachen sind räumlich weit weg. Rund 20 Betriebe aus der nahen und weiteren Umgebung greifen deshalb gerne auf das Know-how der Laserspezialisten im Zewis-Labor zurück. Sie geben Machbarkeitsstudien, Entwicklungsaufträge und Kleinserien in Auftrag. Zu den Stammkunden zählen die Firmen Oswald Elektromotoren in Miltenberg, Santec Medicalprodukte GmbH Großostheim und die Darmstädter Topag Lasertechnik. Konfrontiert mit konkreten Vorstellungen der Auftraggeber, entwickeln die Studenten laut Rung automatisch schnell große Selbstständigkeit. »Wir sind auch für die Planung und Dokumentation verantwortlich und müssen die Finanzkalkulation im Auge behalten.« Und: Die Studenten holen sich so noch vor dem Einstieg ins eigentliche Berufsleben wichtige Kontakte.

Mit Fördergeldern unterstützt
Der Weibersbrunner Rung, ein heimatverbundener Mensch, hält es für einen Glücksfall, dass Studenten im Zewis an einem regionalen Technologiestandort arbeiten können und Forschungsprojekte teilweise von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Zewis trage so zu dem »Super-Ruf« der Hochschule Aschaffenburg als Ausbildungsstätte für Ingenieurwissenschaften bei, »stärkt aber durch die qualifizierte Ausbildung auch die Region insgesamt«.
MANFRED WEISS