Irdische Schönheit, kosmische Träume

Ausstellung: Rainer Stern zeigt fantastischen Symbolismus

Miltenberg Dienstag, 01.04.2014 - 00:00 Uhr

Ei­nes fällt bei Rai­ner Stern be­son­ders auf: Fast in je­dem sei­ner Bil­der fin­det sich ir­gend­wo im Hin­ter­grund oder über der Sze­ne­rie ei­ne de­zen­te, aber scharf­ge­sto­che­ne Got­tes­mut­ter mit Je­sus­kind, ein Hei­li­gen­bild­nis oder zar­te En­gelsrei­gen.

Die italienische Ikonenmalerei hat den in Wien lebenden Künstler unübersehbar beeinflusst; mindestens genauso wie die Alten Meister der Renaissance und der symbolische Surrealismus von Salvador Dalí.
Rainer Stern gehört zu den Künstlern des 21. Jahrhunderts, die mit ihrer fantastisch-symbolistischen Kunst einen gewissen internationalen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Erstmals sind seine Werke in der Miltenberger Altstadt zu sehen. Rita Stern, die sich seit einigen Jahren um das künstlerische Management ihres Vaters kümmert, zeigt bis 26. April 21 ausgewählte Werke ihres Vaters. Rainer Stern, Jahrgang 1955, konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Vernissage am Samstag kommen.
Leicht und verträumt
Der sakralen Malerei misst Stern ebenso großen Stellenwert bei wie den Meistern der italienischen Renaissance. Dabei setzt er präzise die Alla-Prima-Techniken sowie die Öl- und Lasurmalerei ein. Seine Bilder sind gestochen scharf und äußerst fein gemalt, wirken trotzdem leicht und verträumt. Das komme daher, weil ihr Vater eine »sympathisch-feine Künstlerseele« habe, so Rita Stern.
Frühlingshafte Impressionen, von üppigen, floralen Arrangements umrahmte Frauengesichter, hängen neben einer Serie, die der Künstler mit »Hohe Lieder der Renaissance« betitelt hat - Zeugnis einstiger Studienreisen durch Italien. In Sizilien, Florenz und Venedig eignete sich der Maler die alten Techniken der Ikonenmalerei an, die er später mit akribischer Reinheit in seine fantastisch-realistische Bilderwelt überträgt.
Symbole weltlicher und geistiger Macht wie den Reichsapfel und die heilige Lanze kombiniert der Künstler mit zumeist üppigen Frauen, die für die irdische Schönheit stehen. In Werken mit Titeln wie »Dante Gabriel Rosetti und die Allegorie des Ritterschlags« und »Die rosa Schleife« wirken die Alten Meister wie Rubens und Fra Angelico fort. Ebenso zeigt sich der Einfluss aus den brillanten Malwerkstätten der Präraffaeliten, die den akademischen Malstil ablehnten und wieder aus der detailgetreuen Darstellung der Natur schöpften.
Unübersehbar wirkt sich auch die Freundschaft mit Ernst Fuchs, einem Mitbegründer der Wiener Schule des Fantastischen Realismus, auf die Bilder von Rainer Stern aus. Diese »gegenseitige Inspiration«, wie Rita Stern sagt, wird am Offensichtlichsten in der Lyrikserie, die ihr Vater mit Fuchs geschaffen hat, und von der es handsignierte Editionen zu kaufen gibt. In Werken wie »Die Schönheit stirbt zuletzt« und »Ich liebe dich in Zeit und Ewigkeit« offenbart sich die Mischung aus mythischen Fabeln, alttestamentarischen Themen mit psychologisierenden, surrealistischen Elementen, wie es typisch für die Stilrichtung des Fantastischen Realismus ist. Zu guter Letzt sind zwei Inspirationen aus der Bilderserie »Deep Space« zu sehen. Hier geht der Künstler weg von allen irdischen Begrenzungen und verliert sich in der Grenzenlosigkeit kosmischer Träume. Sylvia Breckl

bDie Ausstellung ist bis 26. April in der Hauptstraße 130 in Miltenberg zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis samstags von 10 bis 19 Uhr.