Nach Ansicht der Tester müsste ein fairer Dispo-Zins deutlich unter zehn Prozent liegen, denn die Banken selbst können sich Geld zu historisch niedrigen Konditionen leihen.
Die Stiftung Warentest hatte die Konditionen von 1504 Banken verglichen und stieß auf große Unterschiede. Der günstigste Anbieter verlangte für den Dispo 4,9 Prozent. Im Schnitt zahlten Kunden zum Stichtag 1. August 10,65 Prozent.
Im Vorjahr waren es noch 11,31 Prozent gewesen. Bei 250 Banken sei das Konto-Überziehen seitdem um mindestens einen Prozentpunkt günstiger geworden, sagte Stiftungsvorstand Hubertus Primus. Bewegt haben sich vor allem Institute, die zuvor kräftig zugriffen: Von den 100 Banken, die damals Dispo-Zinsen von 13 Prozent und mehr verlangten, blieben nur 35 übrig. Untereinander liehen sich Banken zum Stichtag das Geld für 0,21 Prozent.
Nach der jüngsten Senkung des EZB-Leitzinses auf das Rekordtief von 0,05 Prozent hatten noch einmal mehrere Banken angekündigt, die Dispo-Zinsen zu senken - allerdings nur geringfügig auf immer noch zweistellige Werte.
»Viele Banken nehmen weiterhin unangemessen hohe Dispo-Zinsen und sind auch nicht transparent«, kritisierte Verbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD). Kunden, die lange im Dispo steckten, müssten verpflichtend zu Alternativen beraten werden, forderte er.
»Es tut sich nicht besonders viel«, sagte auch Primus. Zu viele Banken nutzten den Dispo-Zins weiterhin, »um ihre Kunden zu schröpfen«. Jeder Prozentpunkt mehr spüle den Instituten knapp 380 Millionen Euro in die Kassen.
Deckelung problematisch
Eine gesetzliche Deckelung der Dispozinsen sehen die Tester trotzdem kritisch. »Gerade Banken mit hohen Dispozinsen fahren bereits Ausweichmanöver«, sagte Primus. Der Dispozins werde gesenkt, gleichzeitig aber die Kontoführungsgebühr erhöht. Günstige Dispo-Konditionen gebe es hier nur für teure Konten. Das verzerre auch den im Test ermittelten Durchschnittswert nach unten.
Deutsche Presse-Agentur (DPA)
Stichwort: Zwei Arten von Dispo-Zinsen
Beim Thema Dispozinsen muss man zwischen einem Konto im erlaubten Minus (»Dispokredit«) und einem Konto im geduldeten Minus (»Überziehen«) unterscheiden. Für beide Arten werden verschiedene Zinssätze fällig. Wer im Rahmen einer »geduldeten Überziehung« Geld über den Dispo hinaus in Anspruch nimmt, muss in aller Regel einen Aufschlag zahlen. Verbraucherschützer kritisieren, dass die Zinssätze zu hoch seien, obwohl die Banken sich zu historisch niedrigen Kondition Geld bei der EZB besorgen können. Deutsche Presse-Agentur (DPA)