Chinesische Konzerne haben Unterfranken entdeckt. Gut oder schlecht? Eine endgültige Antwort darauf wird man wohl erst in einigen Jahren geben können. Beim Zulieferer Waldaschaff Automotive war der Tenor am Montag durchweg positiv: Der Aufkauf durch Lingyun werde den Markt dort öffnen, deutsche Autobauer in China könnten sich in künftigen Lingyun-Werken mit High Tech – entwickelt im Spessart, gefertigt im Riesenreich – versorgen.
Die Chinesen verbessern die Internationalisierung, heißt es sogar auf Gewerkschaftsseite. Außerdem verfügen die Konzerne über ausreichend Mittel, um in die Unternehmen zu investieren.
Es ist nicht der erste Deal von Lingyun in Deutschland. 2012 kaufte sich der Konzern bei der Kiekert AG ein, die in Heiligenhaus bei Düsseldorf Schließanlagen produziert. Beobachter urteilen recht wohlwollend. »Zu großen Entlassungen ist es nicht gekommen«, berichtet ein Lokaljournalistin, das Unternehmen sei gut ausgelastet.
Auch beim Blick auf schon bestehende China-Investments in der Region gibt es gute Noten, beispielsweise für Weichai Power.
Vor der Übernahme in Waldaschaff war der Einstieg des Konzerns im Jahr 2012 das spektakulärste Engagement von Chinesen am Untermain. Damals hatte der Wiesbadener Gabelstapler-Konzern, der im Raum Aschaffenburg mit Linde Material Handling (LMH) vertreten ist, eine »langfristige strategische Partnerschaft« mit dem chinesischen Staatskonzern angekündigt.
Inzwischen hat Weichai, ein Nutzfahrzeuge-Spezialist und Automobilzulieferer, seinen Anteil an der Kion Group von 25 auf 38,25 Prozent ausgeweitet; fast der komplette Rest ist in Streubesitz.
An einem weiteren Kion-Unternehmen hält Weichai sogar 70 Prozent: an der jetzt selbstständig geführten Aschaffenburger Firma Linde Hydraulics (LHY). Für den Einstieg bei Kion und bei Linde Hydraulics investierte Weichai Power 2012 insgesamt 738 Millionen Euro. Dies war laut Kion Group die bis dahin »größte chinesische Direktinvestition in Deutschland«.
Andre Breitenbach/Claus Morhart