Was ist das eigentlich, die Zeit?
Einerseits das, was Physiker Albert Einstein (1879 bis 1955) einst so nüchtern festgestellt hat: »Zeit ist das, was man an der Uhr abliest«. Am 1. April 1893 trat im Deutschen Reich ein Gesetz in Kraft, nach dem die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) als Einheitszeit unterschiedliche Ortszeiten ablöste. Uhren dienen der Orientierung. »Andererseits erfahren Menschen Zeit nicht so, wie die Zeiger der Uhr sie anzeigt. Fünf Minuten können ganz unterschiedlich lang sein, je nachdem, was man macht, erleidet oder erfährt«, meint der Zeitforscher Karlheinz Geißler. »Wir wissen zwar nicht, was Zeit ist, können sie aber so präzise messen wie wenig anderes.«
Warum wird zweimal jährlich an der Uhr gedreht?
Die Umstellung geht in Deutschland auf 1980 zurück. Mit Einführung der Sommerzeit sollte nach der Ölkrise von 1973 das Tageslicht eine Stunde länger genutzt und so Energie gespart werden. Das Bundesumweltamt stellte später aber fest: »Zwar knipsen die Bürger im Sommer abends weniger häufig das Licht an, allerdings heizen sie im Frühjahr und im Herbst in den Morgenstunden auch mehr - das hebt sich gegenseitig auf.« Daran habe sich bis heute nichts geändert.
Müssen tatsächlich noch Uhrzeiger betätigt werden?
Oftmals nicht, weil viele Menschen Funkuhren besitzen. Diese stellen sich automatisch um - mit Hilfe eines Senders bei Frankfurt, der das Signal übermittelt. Für die Zeit ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig zuständig. Sie kümmert sich mit sogenannten Atomuhren um die offizielle Zeit. Über den Funkturm in Frankfurt lassen sie rund 100 Millionen Uhren in ganz Europa vor- oder zurückspringen.
Wann werden die Uhren umgestellt?
Am letzten Sonntag im März springen sie um eine Stunde vor, es gilt die Sommerzeit. Am letzten Sonntag im Oktober geht es wieder eine Stunde zurück auf Normalzeit.
Was hat es mit der sogenannten Winterzeit auf sich?
Es gibt sie nicht - zumindest nicht als offizielle Bezeichnung. Wenn die Uhren im Oktober umgestellt werden, gilt wieder die Normalzeit beziehungsweise die MEZ. Nur im Volksmund wird sie »Winterzeit« genannt.
Warum wird immer wieder über die Uhrumstellung diskutiert?
Wissenschaftler warnen zum Beispiel vor »Mini-Jetlags«. Als 2013 die Umstellung auf Normalzeit anstand, wies die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin darauf hin, dass die veränderte Uhrzeit zu rund acht Prozent mehr Verkehrsunfällen führe. Auch die Krankenhauseinweisungen mit Verdacht auf Herzinfarkt stiegen an. Das Problem: Dass Menschen sich nicht so rasch an den anderen Hell-Dunkel-Rhythmus anpassen. Initiativen aus der Politik gegen die Uhrumstellung blieben bislang erfolglos. Eingefleischten Gegnern bleibt nur: aus Protest ihre Uhren einfach nicht umzustellen.
LETICIA WITTE