In dem Schreiben an seine getrennt lebende Ehefrau macht der 55-jährige Steuerberater die Behörde für seine finanzielle Misere verantwortlich. Mit drastischen Worten habe er das Finanzamt attackiert. Der Steuerberater soll am Montag den 57 Jahre alten Finanzbeamten mit einer Beretta-Pistole erschossen haben.
Täter ist Jäger
Ob der Mann, der als Jäger mehrere Waffen besaß, die Gewalttat in dem Schreiben angekündigt hat, blieb zunächst offen. Die Staatsanwaltschaft Kiel äußerte sich zu dem Brief nicht.
Gegen den mutmaßlichen Todesschützen ist am Dienstag Haftbefehl wegen Mordes erlassen worden. Das Obduktionsergebnis des Leichnams stand noch aus.
Menschen, die den Steuerberater seit vielen Jahren kennen, beschreiben ihn als notorischen Querulanten, der immer wieder Leserbriefe geschrieben haben und im Finanzamt mit Beschwerden vorstellig geworden sein soll.
Seit einem Unfall vor vielen Jahren ist der Mann auf einen Rollstuhl angewiesen. Er hat sich politisch in der FDP engagiert und sitzt für die Liberalen in der Gemeindevertretung von Fockbek.
Deutsche Presse-Agentur (DPA)
Hintergrund: Attacken in Amtsstuben - was passierte danach?
Gefährliche Attacken auf Behördenmitarbeiter haben bei vielen Ämtern Reformen der Sicherheitskonzepte ausgelöst. Nach den tödlichen Messerstichen auf eine Mitarbeiterin des Jobcenters in Neuss im September 2012 reagierten die Arbeitsämter unterschiedlich: Zugangs- und Leitsysteme wurden verändert, Fluchttüren eingebaut, Alarmsysteme verbessert, Türklinken durch Knäufe ersetzt und Büromöbel verrückt. »Da ist eine Menge passiert«, bilanzierte Werner Marquis, Sprecher der Bundesarbeitsagentur für Nordrhein-Westfalen, ein Jahr nach dem Fall von Neuss.
Die heiß diskutierten Sicherheitsschleusen am Eingang gibt es dagegen nicht - auch nicht in Frankfurt, wo im Mai 2011 eine 39-Jährige randalierte. Die damals betroffene Außenstelle des Jobcenters ist mittlerweile geschlossen. »Die Räumlichkeiten waren nicht optimal«, kommentierte der Sprecher der Frankfurter Arbeitsagentur damals.
Wie in vielen Jobcentern deutschlandweit wurde aber auch in Frankfurt zusätzliches Sicherheitspersonal eingestellt. Zusätzlich zu einem Alarmknopf an Computern gebe es mittlerweile auch therapeutische Unterstützung für die Mitarbeiter. Kollegen seien außerdem sensibilisiert, wenn es im Nebenraum lauter werde. Gegenstände, die aus Sicherheitsgründen besser nicht auf dem Schreibtisch liegen sollten, wurden aufgelistet. (dpa)