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Auf Hefner warten 20.350 Höhenmeter.
»Wir machen in einer Woche mehr Höhenmeter als die Fahrer bei der Tour de France in zwei Wochen«, sagt Heiko Hefner. Seit 13 Jahren hat er sich dem Radsport, genauer den Bergmarathons, verschrieben. Doch das Rennen in der nächsten Woche ist auch für ihn ein Ausflug ins Ungewisse. »Da weiß ich nicht, was auf mich zukommt.« Hefner ist ein erfahrener Radrennfahrer, allerdings ist er noch nie ein mehrtägiges Etappenrennen angegangen. In der langen Liste seiner Erfolge tauchen viele Altersklassensiege bei schweren Tagesrennen auf. 2013 hat er beispielsweise beim Granfondo Fausto Coppi gewonnen, am Stilfser Joch und beim Granfondo Sportful Dolomiti, in diesem Jahr beim Granfondo Pantani. Hefner kann also bei jedem Tages-Bergrennen bestehen. Aber sieben hintereinander?
Essen als Problem
»Das Wichtigste ist das Essen - und das ist mein Problem. Ich esse nicht, wenn ich keinen Hunger habe.« 67 Kilogramm hat der mit seiner Ehefrau Katja in Hettstadt wohnende und für den RV Concordia Karbach sowie das Bike-Team Stenger startende Hefner eine Woche vor dem Start gewogen. Zwei Kilogramm wollte er sich noch anfuttern, vornehmlich durch die Aufnahme von Kohlenhydraten. Doch der mit 1,83 Metern relativ große Radsportler wird an den 17 zu überquerenden Bergen immens viel verbrennen. Da wird es auch auf Katja, seine »Edelhelferin«, ankommen. Beim Testlauf mit Versorgungsfahrerin hat es funktioniert: »Wenn sie gehupt hat, wusste ich, dass ich in die Rückentasche greifen musste.« Essen auf Befehl also. Katja wird ihm auch bei einem technischen Defekt zu Hilfe kommen müssen. Hierauf ist Hefner vorbereitet: Ein zweites Rennrad gehört zur Ausrüstung im Begleitfahrzeug.
Sehr gut vorbereitet ist auch Hefners Körper. Rund 20 000 Trainingskilometer hat er dieses Jahr bereits in den Beinen. Die letzten acht Wochen hat er »lang und hart« trainiert, aber nicht im roten Bereich. Beim Trainingslager im Piemont, wo er sich jedes Jahr 14 Tage »Jahresurlaub« gönnt und dabei zwei Rennen (darunter Fausto Coppi) fährt, hat er in sechs aufeinander folgenden Tagen 18 000 Höhenmeter bezwungen. »Da habe ich gemerkt, dass ich vor dem fünften Tag Respekt haben muss.«
Der 46-Jährige sagt dies sehr bewusst, denn sein Rennplan für die Haute Route hat den persönlichen Höhepunkt am vierten Renn-tag. Dann ist an seinem geliebten Stilfser Joch (2758 Meter) das Bergzeitfahren: 21 Kilometer bergauf (1550 Höhenmeter). Dieses Jahr lieferte er sich dort mit dem Senioren-Weltmeister Bernd Hornetz »eine Schlacht«. 15,6 Stundenkilometer betrug der Schnitt, Hefner war 15 Minuten schneller als im Vorjahr und dennoch nur Altersklassenzweiter. Ganz so schnell wird es diesmal nicht gehen. Drei Etappen, darunter am Vortag die schwere dritte (151 km/4000 Hm) über den Gavia-Pass (2652 Meter) werden schon viel Kraft gekostet haben, ehe die Stoppuhr am vierten Tag zu rasen beginnt. Dennoch will Hefner »da richtig was reißen«. Um die 1:10 Stunden lautet seine Zeitvorgabe. Das wäre ein Schnitt von annähernd 20 km/h. Bergauf! »Das tut schon richtig weh. Da sind die Lichter dann erst mal aus«, gibt der Gasfachberater zu.
Und hernach steht am fünften Tag die nicht minder schwere Etappe von Sankt Moritz nach Andermatt (175 km/3600 Hm) an. Die gefürchtete fünfte Etappe. Da wird sich weisen, ob Heiko Hefner wie erhofft unter die Top Ten der Gesamtwertung und auf das Podest seiner Altersklasse (40 bis 49 Jahre) fahren kann. Andreas Schantz
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