Ausrastern folgt die Entschuldigung

Fußball: Dreimal »Rot« für Hertha-Jungs - Mönchengladbach gewinnt das U 15-Bundesliga-Turnier in Frammersbach

Fußball Montag, 04.06.2012 - 00:00 Uhr

Als die Her­tha-Jungs am Sams­ta­gnach­mit­tag in Fram­m­ers­bach das zwei­te Halb­fi­na­le des Brass-Cups ge­gen Bo­rus­sia Dort­mund mit 0:1 ver­lo­ren hat­ten, la­gen bei ei­ni­gen der U 15-Spie­ler die Ner­ven blank. Sie at­ta­ckier­ten Schieds­rich­ter Ni­co Schei­ner, mit dem sie nicht zu­frie­den wa­ren, auf dem Ra­sen nicht nur ver­bal, son­dern auch kör­per­lich. Der Un­par­tei­i­sche aus Stein­feld wur­de von hin­ten an­ge­rem­pelt, zu­dem griff ihm ein Ki­cker an den Hals.

Die Folge: Rot für Lukas Kräft, Chris Wete Kiesse und Damir Bektic, der bei der Siegerehrung Reue zeigte und sagte: »Entschuldigung für die Sze-nen nach dem Spiel gegen Dortmund.«
Erstklassig besetzt
Die Vorkommnisse nach dem Halbfinale lagen wie ein kleiner Schatten auf dem nationalen C-Jugend-Turnier, das mit den Nachwuchsteams der Bundesligisten Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach, TSG Hoffenheim, Fortuna Düsseldorf, VfB Stuttgart sowie mit den Traditionsclubs Hertha BSC Berlin, VfL Bochum und Karlsruher SC erstklassig besetzt und bis dahin sehr fair verlaufen war.
Das Teilnehmerfeld komplettierten Viktoria Aschaffenburg und die JFG Nordspessart, dem als Ausrichter »hervorragende Arbeit« von den Clubs bescheinigt wurde. Beide einheimische Mannschaften hatten im Konzert der Großen erwartungsgemäß nichts zu bestellen, wobei der Viktoria-Nachwuchs zumindest ein Tor schoss und dem späteren Turniersieger Borussia Mönchengladbach im Gruppenspiel nur mit 0:1 unterlag.
Über den Tag hinweg sahen die rund 900 Zuschauer bei überwiegend Sonnenschein »starken Jugendfußball«, wie Cheforganisator Michael Ehrlich meinte: »Läuferisch und spielerisch war das sehr gut. Man hat gesehen, das die Teams eingespielte Systeme haben.«
Spannend verlief das erste Halbfinale, das Mönchengladbach erst im Elfmeterschießen mit 7:6 gewann. Die reguläre Spielzeit von einmal 18 Minuten war torlos verlaufen.
Kaum hatte das Finale vor rund 300 Zuschauern begonnen, lag Dortmunds Nummer sechs auf dem Boden. Felix Götze, der jüngere Bruder von Nationalspieler Mario Götze, hatte sich ohne Fremdeinwirkung verletzt und hielt sich vor Schmerzen die Hände vors Gesicht. Nach kurzer Behandlung kehrte der Blondschopf zwar zurück aufs Feld, doch nach Hälfte der Spielzeit war Schluss. Er musste runter. Ohne seine orangen Fußballschuhe verfolgte er dann das Geschehen, auch die Siegerehrung danach absolvierte er ohne Treter in gelb-schwarzen Socken.
Götze muss raus
Bis zu Götzes Auswechslung waren schon drei Tore gefallen: zwei für die Gladbacher und eines für den BVB. Kurios war der Jubel zum 1:0. Die Gladbacher rannten hemmungslos zur Trainerbank und verpassten im Endorphinrausch fast den Wiederanpfiff. Noch unsortiert hätten sie beinnahe den Ausgleich kassiert. Das Endspiel war rassig und mit viel Zug zum Tor, der Schiedsrichter ließ viel laufen. Das 1:2 für Dortmund war ein Traumtor: Mit dem linken Fuß haute Tarik Kurt die Kugel in den rechten Torwinkel. Quasi mit dem Schlusspfiff schoss Paul Schimanski die Entscheidung. Dann war Gladbacher Jubel angesagt: die Hände zum Himmel und Trikots raus. Den Siegerpokal stemmten die Triumphatoren gemeinsam - und dankten den Organisatoren sowie den »netten Gasteltern«.
Im nächsten Jahr wird das U 15-Turnier in Frammersbach etwas später am 22. Juni ausgetragen und wieder internationalen Charakter haben. Denn Vorjahressieger FC Basel, der wegen noch ausstehender zweier Punktspiele heuer absagen musste, hat sich bei Michael Ehrlich schon angemeldet.
Klaus Werthmann

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