Regionalliga, wir kommen!

Tabellenführer Viktoria Aschaffenburg hat den Aufstieg im Visier

Fußball Freitag, 27.03.2015 - 00:00 Uhr

»Lang­fris­tig se­he ich uns in der 3. Li­ga; vi­el­leicht sind ir­gend­wann so­gar wie­der ein oder zwei Jah­re in der 2. Bun­des­li­ga drin«, träumt Hol­ger Sten­ger, Vor­stands­sp­re­cher von Bay­ern­li­gist Vik­to­ria Aschaf­fen­burg, von ver­gan­ge­nen und, wenn al­les zu­sam­men­passt, even­tu­ell wie­der kom­men­den Zei­ten.

Die Realität sieht aber (noch?) anders aus. Nach dem Abstieg aus der Regionalliga spielt die »alte Dame« nur noch fünftklassig. Doch das soll sich nach Meinung und Willen aller Beteiligten schnell wieder ändern: »Unser Ziel vor der Saison war ein Platz im oberen Drittel. Insofern geht die Welt nicht unter, wenn wir Fünfter werden. Dennoch ist klar: Unser Ziel ist die Meisterschaft und der Wiederaufstieg. Daran arbeiten wir ehrenamtlich bis an den Rand der Belastbarkeit«, sagt Stenger .
Die sportlichen Voraussetzungen sind sehr gut. Nach dem 3:1-Sieg über Memmelsdorf steht die heimstarke Viktoria - zudem die fairste Mannschaft der Liga -  mit nun 52 Punkten zum zweiten Mal in dieser Saison auf Tabellenplatz eins. Neun Spieltage stehen noch aus, an denen die Aschaffenburger noch fünfmal in der Fremde antreten müssen, darunter auch beim direkten und punktgleichen Verfolger Spvgg SV Weiden, dem Bayernliga-Meister 2008/09.
»Doch wenn wir so konzentriert weiterspielen wie zuletzt, haben wir sehr gute Chancen. Mit neun Punkten aus drei Spielen sind wir hervorragend in das Jahr gestartet. Unsere Chancen sind genauso groß wie die von Weiden und Amberg, die ich für die komplettesten Teams der Liga halte«, schätzt Slobodan Komljenovic die Lage ein. Der Ex-Profi hat seinen Vertrag bereits verlängert, wird ligenunabhängig den SVA auch in der kommenden Saison trainieren.
»Mit den Spielern sind wir derzeit im Gespräch«, sagt Peter Löhr, Vorstand Sport, »müssen in Sachen Vertragsverlängerung aber zweigleisig planen«. Derzeit habe noch kein Kicker für die neue Saison unterschreiben, »doch die meisten wollen bleiben«, bestätigt Löhr.
»Wir sind auf gutem Wege, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen«, sagt Holger Stenger. Mit durchschnittlich 784 Zuschauern pro Partie führen die Blau-Weißen mit großem Vorsprung die Liste an, mögliche Geldgeber würden sich in wöchentlichem Abstand bei ihm melden, sagt der 53-jährige Aschaffenburger. Die vier größten Sponsoren hätten ihr Engagement auch für die nächste Saison zugesichert, teils zu erhöhten Konditionen.
Dies wäre auch notwendig, denn das Budget müsse im Falle des Aufstiegs signifikant erhöht werden, sagen Stenger und Marion Münz unisono. »Unser Etat für diese Saison beträgt 160 000 Euro für die 1. Mannschaft. Derzeit sind wir im Haben und werden die Saison aller Voraussicht nach mit einem kleinen Plus abschließen«, freut sich Münz, im Vorstand zuständig für die Finanzen.
Mit einem »verhältnismäßig kleinen Etat« würde der Verein in die Regionalliga gehen; 250000 Euro seien allerdings schon zu veranschlagen. Lizenzierung, Verbandsabgaben, Personal-, Fahrt- und Schiedsrichterkosten: alles werde teurer. Um Geld zu sparen, erwägen die Verantwortlichen, die zweite Mannschaft, momentan 13. der Bezirksliga, nach der Saison abzumelden.
Obwohl noch bis zum 15. April Zeit gewesen wäre, haben die Aschaffenburger ihre Regionalliga-Bewerbung bereits abgegeben. Da diese nur den organisatorisch-technischen Bereich abdecke, sei am 8. Mai ein positiver Bescheid zu erwarten.
Einen Fehler wollen die Verantwortlichen aber nicht begehen: Mit unrealistischen Zuschauerzahlen zu kalkulieren: »Wenn wir unseren derzeitigen Schnitt auch in der Regionalliga halten könnten«, sagt Stenger, »hätten wir einen guten Job gemacht«. Denn zum einen fielen die lukrativen Derbys gegen Haibach und Erlenbach weg, zum anderen verlassen die Würzburger Kickers die Regionalliga wohl in Richtung 3. Liga.
Auf Funktionärsebene scheint der Verein gut aufgestellt. Das Präsidium, dem neben Stenger, Schütz und Löhr noch Stefan Sickenberger (Jugend) angehört, arbeite vertrauensvoll zusammen, kontrolliert und unterstützt vom hochrangig besetzten Verwaltungsrat unter dem Vorsitz von Horst R. Schmidt, der bisher einmal tagte.
Spannung bis zum Schluss?
»Die Bayernliga ist heuer vorne so stark und ausgeglichen, dass der Kampf um die Meisterschaft und den Aufstiegsrelegationsplatz bis zum letzten Spieltag spannend bleiben wird«, glaubt Timo Rost, Ex-Bundesliga-Profi und Trainer des FC Amberg. In diese Relegation gehen die Vizemeister der beiden Bayernligen sowie der 15. und 16. der Regionalliga. Diese Runde verspricht spannende Spiele mit großem Zuschauerinteresse, doch nur zwei von vier Mannschaften spielen im kommenden Jahr viertklassig.
Thomas Steigerwald