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Philipp Gassert: Der Mannheimer Historiker zu Vorläufern der Pegida-Bewegung - Antisemitismus seit Mittelalter »Geschichte ist voll von Fremdenhass«

Mannheim 3 Min.

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Phi­l­ipp Gas­sert (Fo­to: pri­vat) hat sich als His­to­ri­ker ei­nen Na­men mit sei­nen For­schun­gen zu glo­ba­len Pro­test­be­we­gun­gen im 20. Jahr­hun­dert ge­macht. Der ge­bür­ti­ge Wert­hei­mer ist seit Fe­bruar 2014 In­ha­ber des Lehr­stuhls für Zeit­ge­schich­te an der Uni­ver­si­tät Mann­heim.
Im Ge­spräch er­klärt er, wie er die Pe­gi­da-Be­we­gung ein­schätzt. Denn je­den Mon­tag ge­hen de­ren An­hän­ger auf die Stra­ße - auch un­ter an­de­rem in Würz­burg.

Gab es vor Pegida denn schon ähnliche Bewegungen?
Die letzte große Welle liegt noch gar nicht so lange zurück. In den 1980er Jahren gab es massive migrationskritische Proteste, Bürgerwehren und Kampagnen gegen Asylbetrug. Die Republikaner zogen damals in den baden-württembergischen Landtag ein. Und sind heute nicht mehr der Rede wert.


Inwiefern unterscheidet sich diese Bewegung von Vorläufern?
Das Neue daran ist, dass die Pegida Symbole wie die Montagsdemonstrationen, die sich ja vor über 25 Jahren gegen das DDR-Regime wandten, für ihre Zwecke missbraucht. Neu an dem Protest ist auch, dass sich dort viele aus der Mitte der Gesellschaft wiederfinden und mit den Zielen von Pegida identifizieren können. Ich sehe das nicht als Verführung des Volkes durch Rechtsradikale. Das sind keine Randgestalten, sondern bürgerliche Kreise. Es sind Menschen, die finanziell nicht so schlecht gestellt sind, die im Berufsleben stehen und die durchaus gebildet sind. Die Leute gehen heute auch leichter als noch in den 1980er Jahren auf die Straße. Denken Sie nur an Stuttgart 21.


Was steckt denn dahinter? Warum gehen gerade diese Menschen auf die Straße?
Es gibt eine große gesellschaftliche Verunsicherung, ein großes Krisengefühl, wenig artikulierte Ängste kommen da hoch. Protest ist Indikator solcher Krisen der Identität. Hinzu kommt, dass die klare Gebundenheit in Milieus fehlt, gesellschaftliche Bindungskräfte lassen nach, weniger Leute sind in Vereinen organisiert. Die Ursprünge dieser Bewegung liegen in Sachsen - einem neuen Bundesland, dem es relativ gut geht. Aber 25 Jahre nach dem Mauerfall haben die meisten Menschen dort offenbar noch keine klare, positive eigene Identität herausgebildet.


Hat die Politik etwas verpasst?
Das kann man so sagen. Die Menschen wissen nicht, wer sie sind, sie fühlen sich von der Politik nicht richtig vertreten - zumal von der Großen Koalition. Dass die großen Parteien so ununterscheidbar sind, trägt zu dieser Verunsicherung mit bei. Und wenn man eben bei rechtspopulistischen Parteien Gehör findet, dann fallen alle Hemmschwellen weg. Das lässt sich übrigens überall in Europa beobachten, wo rechtspopulistische Parteien ins Kraut schießen. Deutschland ist hier sogar relativ spät dran, aufgrund unserer Vergangenheit.

Sollte man Pegida ernst nehmen?
Wenn so viele Leute auf die Straße gehen und sich das auch auf andere Städte ausbreitet, dann muss man das ernst nehmen. Sonst verharmlost man da etwas. In gewisser Weise muss man Pegida auch dankbar sein, denn die Debatte, die sie initiieren, bringt uns wieder dazu, uns über unsere Werte zu verständigen.


Wie könnte man Pegida-Anhänger davon überzeugen, dass wir Migranten in Deutschland brauchen?
Eine Konfrontation mit Migranten wäre nötig. In dem Moment, in dem der eigene Nachbar beispielsweise ein syrischer Kriegsflüchtling ist, der einem seine Geschichte erzählt, bekommt eine anonyme Masse ein Gesicht. Und dann ist der Reflex zu helfen bei den meisten stärker - als solche Menschen pauschal zu verurteilen. Und die Pegida-Anhänger sollten verstehen, dass Deutschland ein importstarkes Land ist, dass unser eigener Wohlstand davon abhängt, dass wir interagieren in der Welt. Und das können wir nur, wenn wir wiederum für andere offen sind.


Pegida-Anhänger behaupten aber gerne, dass sie »nichts haben, die Asylanten aber alles bekommen«. Woher rührt diese Haltung?
Es lässt sich leicht widerlegen, dass das nicht den Fakten entspricht. Migranten bringen mehr ein, als sie kosten. Auch der Antisemitismus arbeitete mit genau diesem Bild des Parasiten, der die rechtschaffenen, arbeitenden Leute aussaugt. Es gibt Karikaturen aus dem 19. Jahrhundert dazu. Wenn ich mit Argumenten nicht weiter komme, dann weiche ich auf solche Bilder aus. Darauf beruht jeglicher Rassismus.


Fremdenfeindlichkeit ist doch kein neues Phänomen.
Nein, die Geschichte ist voll vom Hass gegen Fremde. Das rührt daher, dass Menschen in Umbruchsituationen nach Sicherheit suchen und sich abgrenzen wollen. Denken Sie an den Judenhass, der sich seit dem Mittelalter beobachten lässt und dann katastrophale Folgen für unser Land im »Dritten Reich« hatte. Auch in den USA gab es im 19. Jahrhundert extrem xenophobische Bestrebungen, da gab es dann eine Einteilung in »gute« und »schlechte« Einwanderer. Die guten waren die Deutschen, die schlechten die Iren, Italiener oder Ostjuden. Heute sind sie alle Amerikaner, und keiner fragt mehr danach. Auch in Deutschland gehören die Nachfahren der polnischen Einwanderer des 19. Jahrhunderts längst dazu. Und die meisten Türken haben sich längst integriert - , wie man auch in Mannheim sehen kann. > Seite 24

Bettina Kneller
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