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Familiengeschichte: Der Bürgstadter Landwirt Eduard Keller musste alle sechs Söhne an die Front schicken - Keiner musste sein Leben lassen Alle rückten aus, alle kehrten heim

Bürgstadt 4 Min.

Den Irrsinn des Krieges überlebt: Die Aufnahme, die 1917 entstanden sein soll, zeigt die sechs Söhne des Bürgstadter Landwirtes Eduard Keller, die alle in den Krieg zogen und zurückkehrten. Von links: Lorenz, Alois, Johann, Eduard jun., Josef und Karl Keller.
Foto: privat

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Dass ei­ne Fa­mi­lie ent­setz­lich de­zi­miert wer­den kann, das ist für den Bürg­stad­ter Land­wirt Edu­ard Kel­ler nichts Neu­es. Sein Va­ter ver­liert drei Ehe­frau­en, teils im Kind­bett ver­s­tor­ben. 17 von Edu­ards (Halb-)Ge­schwis­tern müs­sen schon früh zu Gr­a­be ge­tra­gen wer­den. Sei­ne ei­ge­ne Frau stirbt 1911 mit 54 Jah­ren. Und nun im Som­mer 1914 der Be­ginn des Krie­ges - und sechs Söh­ne, die nach und nach al­le­s­amt ein­ge­zo­gen wer­den.

»Gibt es ein Wiedersehen?«, »Wer hilft jetzt auf dem Hof?« - Viele Fragen dürften an dem damals schon 60-jährigen Eduard Keller genagt haben, als Deutschland in jenem heißen August in den Krieg taumelte.
Selbst wenn wie andernorts auch in Bürgstadt viele Menschen trunken vom Patriotismus an einen schnellen Sieg glaubten, für Bauern und Winzer, wie es sie am Main vielfach gab, markierte der Kriegsbeginn eine besondere Herausforderung: Denn angesichts bester Ernten war jede zupackende Hand gefragt - auch auf den Feldern der Kellers.
Die Winzergemeinde erhielt den Mobilmachungsbefehl am 1. August 1914 telegrafisch -  eilends schlugen Bedienstete Bekanntmachungen am Rathaus, am Wohnhaus des Bürgermeisters und an weiteren Privathäusern an; dazu ertönte auch die Ortsschelle. Die Nachricht dürfte auch bald den Hof der Kellers erreicht haben, der nur einige Hundert Meter vom Rathaus entfernt liegt.
Direkt zum Einmarsch der Deutschen in Luxemburg, Frankreich und Belgien werden die Söhne Josef (Jahrgang 1885) und Lorenz (1887) eingezogen. Der ältere, seit 1905 als Berufssoldat unter anderem in Metz stationiert, mag wohl mit wehenden Fahnen gen Westen gezogen sein und bei der Schlacht vor Ypern und später in Verdun das Grauen des Kriegs kennengelernt haben. Bruder Lorenz, früh ins Kloster eingetreten und zum Krankenpfleger ausgebildet, landete zunächst am Rhein: »4. 8.1914, Sanitätsbataillon Straßburg«, notiert sein Kriegsbuch.
Zwei Monate gingen ins Land bis der nächste Sohn, Johann (Jg. 1892), einberufen wurde, in die nordfranzösische Provinz Artois, wo die Frontlinie zwischen deutschen und alliierten Truppen verlief und am Ende eine völlig zerstörte Infrastruktur und geschundene Landschaft zurückblieb.
Nach einem weiteren halben Jahr musste die Landwirtsfamilie ihren vierten Sohn für das deutsche Vaterland abgeben. Im April 1915 rollt der 25-jährige Alois der Front im Oberelsass entgegen. Dieser Monat markiert ein neues, noch brutaleres Kapitel im ersten industrialisierten Krieg: Am Abend des 22. April, der Wind steht günstig, lassen deutsche Offiziere nördlich von Ypern auf rund sieben Kilometer Frontlänge aus 5000 Stahlflaschen rund 150 Chlorgas auf französische Truppen abblasen. Die Angaben über die Zahl der Todesopfer schwanken erheblich, bis zu 6000 sollen es gewesen sein. Die Büchse der Pandora ist geöffnet.
Längst steht fest, dass es kein schneller Sieg wird. »Vor den Schlachten erhielten wir die Generalabsolution und jeder einen Schnaps«, erzählt Alois später seinen Töchtern.
Eduard Keller bleibt im Sommer 1915 noch ein ganzes Jahr, bis er wieder einem Sohn zum Abschied die Hand drücken muss.
Inzwischen ließ der Krieg nicht nur die Soldaten in verschlammten und verseuchten Gräben elend leiden, auch zu Hause wurde der Waffengang immer mehr spürbar. Anfang 1915 wird in der Winzergemeinde das Mehl knapp, so knapp, dass das Backen von Krapfen in der Fastnachtshochburg Bürgstadt verboten wird. Bald gibt es Lebensmittelkarten.
Kuriose Randnotiz: Alois Keller nimmt an der Front zunächst mehr zu als daheim, wie er später berichtet. War also die Frontverpflegung so gut oder war er von zu Hause schmale Kost gewohnt?
Auskunft darüber gibt eine Notiz, die der Bürgstadter Alfred Breunig über den Kriegsurlaub eines Bruders schreibt: »In den Schützengräben ist die Kost schlecht. An manchen Tagen kann gar kein Essen vorkommen, so heftig ist das Feuer ... In der Ruhestellung ist das Essen gut«, heißt es Anfang 1917. Diese Erfahrungen dürfte zu diesem Zeitpunkt auch Eduard Keller junior gemacht haben. Ein halbes Jahr zuvor - im Sommer 1916 - war der fünfte Sohn der Kellers mit 21 eingezogen worden. Wo er doch andere Pläne hatte: Zwei Wochen vor Kriegsbeginn hatte er - welch Privileg für einen Bauernsohn - das Abitur abgelegt und das Studium der Theologie begonnen und wohl eher eine friedliche Pfarrei im Sinn als blutige Schlachten an der Front.
Hausherr Eduard Keller hat zum Ende des Krieges neben seinen beiden 19- und zwölfjährigen Töchtern noch den 16-jährigen Karl als Helfer auf dem Hof. Doch auch Nummer sechs unter den Söhnen bleibt der Krieg nicht erspart. Ende 1917/Anfang 1918 muss auch er einrücken - erhält aber offenbar öfter Heimaturlaub, um in der elterlichen Landwirtschaft zu helfen. Elf lange, strapaziöse Monate vergehen, bis sich die Brüder - bis auf Johann, der noch ein Jahr in Gefangenschaft ist - Ende 1918 in die Arme schließen können. Und noch einer kann das Glück nicht teilen: Vater Eduard. Er war 64-jährig am 22. November 1918 - elf Tage nach dem Waffenstillstandsabkommen -  gestorben.
Nachtrag: Karl Keller wanderte nach Kanada aus, Alois übernahm den Hof, auch Johann blieb in Bürgstadt, Josef und Lorenz zogen nach Miltenberg und Frankfurt. Eduard wurde Pfarrer, von 1934 bis 1944 in St. Michael Aschaffenburg-Damm. Am 21. November 1944, vor 70 Jahren, kam er beim Fliegerangriff zusammen mit seiner jüngsten Schwester und Nachbarn im Pfarrhauskeller ums Leben.

bIn der Winzergemeinde wurde kürzlich die Ausstellung »Bürgstadt im Ersten Weltkrieg« eröffnet (bis 29. März 2015). Ihr entnahmen wir die Angaben zu Bürgstadt. Die Familien-Geschichte recherchierte Gertrud Beck.
Andre Breitenbach

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