Eigentlich sollte für Firmen und Vereine schon vor sechs Monaten der Hammer fallen. Doch kurz vor dem 1. Februar verlängerte die EU-Kommission die Frist um ein halbes Jahr. Für Geldhäuser aus dem Mainviereck hätte das gar nicht sein müssen: »Wir waren schon am 1. Februar startklar«, sagt etwa Simon Eifert, Sprecher der Sparkasse Miltenberg-Obernburg.
Um so beruhigter sehen die regionalen Häuser dem Freitag entgegen. Der enorme Beratungsaufwand zahlt sich nun aus. »Wir haben anderthalb Jahre intensiv mit den Kunden gesprochen«, sagt Hilmar Ullrich, Sprecher der Raiffeisenbank (Raiba) Main-Spessart in Lohr. Da die weitaus meisten Firmenkunden die Bankgeschäfte übers Netz abwickeln, profitieren sie von der dort üblichen automatischen Umwandlung der Kontonummern.
Allenfalls ein »kleines Rumpeln« (Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele) könnte es im August geben. Hans-Martin Blättner, Vorstandschef der Raiffeisen-Volksbank Miltenberg, rechnet mit Kundennachfragen, wenn die Geldhäuser ab 1. August die alten Nummern für Firmen und Vereine nicht mehr umwandeln. Ab dann gilt für diesen Kreis eiserne Iban-Pflicht. Allenfalls »in akuten Einzelfällen« kann sich der Lohrer Raiba-Sprecher Ullrich vorstellen, dass sein Haus aus Kulanz die 22-stelligen Nummern noch mal manuell eingibt.
»Verweigerer« unter den Kunden
Manche Betriebe reizen die Frist bis zum letzten Tag aus. »Wir finden täglich rund 25 Überweisungen des alten Typs und rufen dann vorsorglich die Firmen an«, sagt Jürgen Schäfer, Vorstandschef der Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau. Markus Weber, Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Aschaffenburg, kennt sogar »Verweigerer«, die sagen: »Das machen wir nicht mit.« Doch auch diese Betriebe werden Iban nicht entkommen. Kleine Vereine haben’s da leichter: Manche sammeln den Mitgliedsbeitrag wieder von Hand ein, wie Weber erfahren hat.
Geliebt werden die komplizierten Nummern kaum. Weber: »Viele Firmen fragen bis heute: Was bringt uns das? Wo liegt der Vorteil?«. Gerade Firmen mit vielen Lastschrifteinzügen - wie Versorger, Ämter, Zeitungshäuser - hatten viel Arbeit mit der Umstellung. Profitieren werden sie kaum davon: »Der überwiegende Anteil unserer Kunden«, so Miltenbergs Raiba-Chef Blättner, »hat keinen Bedarf für grenzüberschreitende Zahlungen«. Genau dafür ist Sepa erdacht worden.
Bereits Erfahrungen gemacht
Da die Iban-Nummern schon seit Monaten verwendet werden, haben die Kreditinstitute Erfahrungen damit gemacht. Während die Sparkassen Aschaffenburg und Miltenberg allenfalls von einer leichten Zunahme falsch ausgefüllter Überweisungen berichten, spricht die Lohrer Raiba von einer »sehr hohen« Fehlerquote. Ihr Sprecher Ullrich: »Jeder dritte Überweisungsbeleg, der von Hand ausgefüllt wurde, enthält einen Fehler.«
Meistens machen die vielen Nullen in der Mitte der langen Zahl Probleme. Zwar spürt der Rechner der Hausbank die Fehler auf, so dass Irrläufer ausbleiben. Aber der Aufwand der Korrektur von Hand ist laut Ullrich »sehr hoch« - wie manch anderes bei Sepa.
Computerberater rückten aus
So hat sich gezeigt, dass Buchhaltungs-Software nicht immer mitzieht. Über solche Programme verwaltet eine Firma ihre Konten bei verschiedenen Kreditinstituten. Da mussten manchmal die Techniker der Geldhäuser anrücken, um den Computer fit für den 1. August zu machen. Die Aschaffenburger Sparkasse hat allein sieben solcher »Electronic-Banking-Berater«.
Nun hofft Markus Weber nur, dass das Ausland so pflichtbewusst ist wie Deutschland. Seine Aschaffenburger Raiba hat nämlich erlebt, dass eine französische Bank eine deutsche Iban-Überweisung zurückgewiesen hat. Begründung, so Weber: »Wir machen da nicht mit.« > Seite 7
Claus Morhart
Stichwort: Sepa
Der Euro-Zahlungsraum Sepa (»Single Euro Payments Area«) unterscheidet nicht zwischen grenzüberschreitenden und nationalen Zahlungen. Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen werden vereinheitlicht. Neben den 28 EU-Staaten dabei: die Schweiz, Island, Liechtenstein, Monaco, Norwegen und San Marino. (dpa)