Malaysias Ministerpräsident Najib Razak hatte angekündigt, er habe eine entsprechende Übereinkunft mit dem ostukrainischen Separatistenführer Alexander Borodaj erreicht. Eine Delegation von zwölf Experten aus Malaysia hatte nach Angaben der russischen Agentur Interfax den Tag über in Donezk mit den Separatisten verhandelt. Borodaj sagte bei der Übergabe der Black Boxes, sie »werden die Wahrheit enthüllen«. Er bestritt Anschuldigungen, nach denen die Separatisten das Flugzeug abgeschossen hätten. »Wir haben nicht die technische Fähigkeit, dieses Flugzeug zu zerstören«, sagte Borodaj.
Die ersten Opfer des Flugzeugabsturzes in der Ostukraine werden an diesem Mittwoch in den Niederlanden eintreffen. Das Land übernahm auch die Leitung der internationalen Untersuchung zur Absturzursache von Flug MH17 von Malaysia Airlines. Die Ukraine habe darum gebeten, sagte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte in Den Haag. Die ukrainische Führung in Kiew ordnete eine weitere Teilmobilmachung an, um den Druck auf die prorussischen Separatisten im Osten zu erhöhen.
Die Außenminister der Europäischen Union (EU) gaben Russland eine Mitschuld am mutmaßlichen Abschuss der Boeing 777-200 mit 298 Menschen an Bord. Bei einem Treffen in Brüssel bereiteten die Minister zwar schärfere Sanktionen gegen Moskau vor, verhängten sie aber noch nicht.
Ein Kühlzug mit den sterblichen Überresten der Passagiere und Besatzungsmitglieder traf in der ostukrainischen Stadt Charkow ein, die von der Regierung in Kiew kontrolliert wird. Am Flughafen dort stand ein niederländisches Hercules-Transportflugzeug bereit. Nach einer ersten Untersuchung in Charkow sollen alle Opfer gruppenweise nach Eindhoven unweit der deutschen Grenze ausgeflogen und dann in einer Kaserne nahe Amsterdam identifiziert werden.
Die EU-Außenminister in Brüssel kritisierten Russland scharf. »Russland hat seine Verabredungen nicht in dem erforderlichen Maße erfüllt«, sagte der deutsche Minister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Die EU sei bereit, mit allen diplomatischen Mitteln zu einer Entschärfung der Krise beizutragen. »Aber es wird notwendig sein, diese Bereitschaft zu begleiten durch höheren Druck, das heißt in schärfere Maßnahmen einzutreten.« Russland habe seine Grenze zur Ukraine nicht für Waffen und Kämpfer geschlossen.
Deutsche Presse-Agentur (DPA)
Hintergrund: Fußballprofis verweigern Rückreise in die Ukraine
Der brasilianische Fußballprofi Douglas Costa vom ukrainischen Meister Schachtjor Donezk hat seine verweigerte Rückreise in die Ukraine begründet: »Ich möchte klarstellen, dass ich den Verein nicht im Stich lasse. Ich habe schlicht Angst. Wir alle gingen ein tödliches Risiko ein, wenn wir in der Region wären«, schrieb der Offensivspieler in seinem Instagram-Account.
Costa hatte am Sonntag mit seinen Teamkollegen Alex Teixeira, Fred und Dentinho (alle Brasilien) sowie Facundo Ferreyra (Argentinien) nach einem Testspiel in Frankreich gegen Olympique Lyon den Rückflug in die Ukraine verweigert.
Costa erklärte, das südamerikanische Quintett habe sich mit der Vereinsspitze geeinigt, »in der Schweiz zu bleiben und dort zu trainieren, bis die Situation geklärt ist.« Der 23-Jährige sagte im Namen seiner Kollegen: »Wir wollen im Klub bleiben, aber wir brauchen sichere Arbeitsbedingungen.« (sid)