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Gastarbeiter: Vor 50 Jahren trat das Anwerbeabkommen mit der Türkei in Kraft - Nicht Bonn, sondern Ankara drängte »Arbeitet fleißig, wach und umsichtig«

Bonn 2 Min.

Foto: Rolf Vennenbernd (dpa)
Die erste Generation der türkischen Gastarbeiter wurde in Deutschland noch mit offenen Armen empfangen. Ende November 1969 kam der 24-jährige Ismail Babader (links) in München an: Als 1 000 000. Gastarbeiter aus Südost-Europa erhielt er zur Begrüßung einen Fernseher. Der damalige Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Josef Stingl (Mitte), und Medienleute empfingen den Mann. Heute lebt schon die dritte Generation von Türken in der Republik – so in Köln, wo sich Großvater, Vater und Enkel der Familie Cözmez zum Erinnerungsfoto (Bild unten) beim gemeinsamen Arbeitgeber, dem Autobauer Ford, aufgestellt haben. Fotos: dpa
Foto: Hans Gregor (dpa)

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Der West­fä­lisch-Lip­pi­sche Land- wirt­schafts­ver­band wuss­te es schon längst: »Der Tür­ke scheint sich, wenn er rich­tig an­ge­fasst wird, durch­aus ein­zu­fü­gen und brauch­bar zu sein«, heißt es in ei­ner Ver­bands­bro­schü­re aus den 50er Jah­ren. Da­mals tauch­ten die ers­ten Per­so­nal­be­schaf­fer deut­scher Un­ter­neh­men in ana­to­li­schen Dör­fern auf, um Ar­beits­kräf­te fürs Wirt­schafts­wun­der­land zu re­kru­tie­ren.
Vor 50 Jahren, am 31. Oktober 1961, erhielt die Arbeitsmigration mit Unterzeichnung des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens in Bonn den offiziellen Rahmen. Es öffnete erstmals einer großen Zahl von Menschen aus dem islamischen Kulturkreis die Tür in die Bundesrepublik.
2,5 Millionen mit Türkei-Wurzeln
Seit Wochen erinnern Tagungen, Podiumsdiskussionen und Medien an diese tiefe Zäsur deutscher Nachkriegsgeschichte, deren Tragweite damals niemand ahnte. Heute leben knapp 2,5 Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland. Viele von ihnen stehen für eine kulturelle Bereicherung, andere allerdings für sozialen Sprengstoff. So mischt sich in die Feierstimmung zum Jubiläum immer auch nüchterne Bilanz.
Was heute kaum bekannt ist: Eigentlich wollte die westdeutsche Politik damals gar keine türkischen Arbeitsmigranten. Nicht Bonn, sondern Ankara pochte auf das Anwerbeabkommen. Denn die Türken versprachen sich davon eine Linderung ihrer hohen Arbeitslosigkeit, Devisen durch Rücküberweisungen und Heimkehrer mit technischem Wissen. Das Bundesarbeitsministerium sah dagegen keine Notwendigkeit, nach Italienern, Spaniern und Griechen weitere Ausländer zu rekrutieren, solange das deutsche Arbeitskräftepotenzial nicht voll ausgeschöpft war. CDU-Ressortchef Theodor Blank fürchtete zudem eine zu große religiös-kulturelle Distanz türkischer Arbeiter.
Auch Sicherheitsinteressen
Den Ausschlag gaben westliche Sicherheitsinteressen. Die USA wollten den wichtigen, aber politisch instabilen Nato-Partner Türkei fördern, um ein Erstarken kommunistischer Kräfte am Bosporus zu verhindern. Der deutsche Arbeitsmarkt diente somit als Blitzableiter im Kalten Krieg. Washington übte Druck auf den widerstrebenden deutschen Vasallen aus, das Auswärtige Amt in Bonn nahm sich der Sache an und fädelte das Abkommen ein.
Der deutschen Wirtschaft kam das entgegen. In den Chefetagen schätzte man die Türken als anspruchslose und zähe Arbeiter, von denen kaum gewerkschaftlicher Stress zu erwarten war. Und die Hunderttausenden, die in den folgenden Jahren nach Almanya aufbrachen, mühten sich, diesem Bild zu entsprechen. »Arbeitet fleißig, wach und umsichtig und lernt schnell dazu, was ihr noch nicht wisst«, forderte eine türkische Broschüre für Ausreisewillige. »Kommt pünktlich und geht pünktlich. Lasst euch nie krankschreiben, außer wenn es gar nicht anders geht.«
In Zechen und an Hochöfen, in Automobil-, Textil- und Entsorgungsbetrieben schufteten die »Gastarbeiter« für den Traum, wohlhabend in die Türkei zurückzukehren. Anfangs hatte das Abkommen nur Ledige, darunter viele Frauen, zur Arbeit zugelassen, die das Land nach zwei Jahren wieder verlassen sollten. Familiennachzug war untersagt - Regeln, die auf Druck der Wirtschaft immer weiter gelockert wurden.
Als die Anwerbungen wegen Ölkrise und Rezession 1973 endeten, lebten schon rund eine Million Türken in Deutschland. Die anhaltende wirtschaftliche Perspektivlosigkeit in der Türkei und die Anreize des deutschen Sozialstaats sorgten dafür, dass ihre Zahl weiter wuchs. »Einmal angestoßene Wanderungsprozesse entfalten eine Eigendynamik, die sich dem Zugriff demokratischer Rechtsstaaten entzieht«, analysiert der Bremer Migrationsexperte Stefan Luft.
Die türkische Gemeinde zieht eine positive Bilanz: Die Zuwanderer hätten ihren Willen bewiesen, »in Deutschland anzukommen«, so der Bundesvorsitzende Kenan Kolat. Die politische Teilhabe in den Parlamenten sei bereits gelungen, und auch die Zahl der türkischstämmigen Funktionäre in Organisationen und Sportverbänden sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Bei der kulturellen Teilhabe gebe es ebenfalls eine »rasante Entwicklung«, meint Kolat und verwies etwa auf den Filmregisseur Fatih Akin.
Heute steht erfolgreichen Türkischstämmigen in Parteiämtern und Medien eine sich abkapselnde Unterschicht mit islamisch-traditioneller Ausrichtung gegenüber. Nach wie vor sind Türken laut Berlin-Institut für Bevölkerung die am schlechtesten integrierte Zuwanderergruppe. 30 Prozent haben keinen Schulabschluss. Das große Gesellschaftsexperiment, das vor 50 Jahren begann, ist längst nicht beendet. Christoph Schmidt (KNA)
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