Die Münchner Journalistik-Professorin, die zuvor acht Jahre an der Würzburger Fachhochschule lehrte, ist die Gegenkandidatin des derzeitigen Staatskanzleichefs Siegfried Schneider.
Sein geplanter Wechsel auf den gut dotierten Posten ist nicht der einzige Grund dafür, dass die BLM-Personalie für reichlich Gesprächsstoff sorgt. Denn nicht nur Schneider, sondern auch Goderbauer-Marchner gehört der CSU an. Letztere freilich wurde nicht von ihrer Partei nominiert, sondern von Medienräten der Landtagsopposition und der mitregierenden FDP.
Das hat Goderbauer reichlich Schelte eingetragen. Vor allem in ihrer Heimatstadt Landshut und ausgerechnet in der örtlichen Zeitung, deren Redaktionsleiterin sie einst war. Bei ihrem Auftritt im Würzburger Presseclub am Donnerstagabend will die promovierte Medienwissenschaftlerin nicht leugnen, dass ihr die Reaktionen das »Chillen« schwer machten: »Ja, es kränkt mich, aber es hat auch ganz wunderbaren Zuspruch gegeben«.
Parteitaktik, vermittelt Goderbauer, den Medienvertretern, dürfe bei der Vergabe der Position keine Rolle spielen. Es gehe vielmehr um Fachkompetenz und nationale wie internationale Kontakte: »Die bringe ich mit.« Das erzeugt Beifall bei Medienstudenten und Dozenten, die im Presseclub Gasthörer sein dürfen.
Sie verteilen Handzettel mit der Aufschrift »Go for Go. Unsere Professorin Goderbauer muss BLM-Präsidentin werden«. In Facebook haben sie eine Fanseite eingerichtet. Sie engagiere sich, weil sie nicht wolle, dass beim Amt des BLM-Präsidenten die Parteipolitik entscheide und nicht die Kompetenz, sagt eine Studentin.
Wie kompetent die Kandidatin Goderbauer ist, muss sie an dem Abend im Presseclub mehrfach beweisen. Kritische Fragen gibt es zuhauf und auch den Versuch, ihr Abwertendes über den Gegenkandidaten Schneider zu entlocken. Was sie wohlweislich vermeidet. Aber sie macht auch keinen Hehl daraus, dass sie den von Schneider erdachten »Medienführerschein« für das falsche Konzept hält.
Kompetenzen für den richtigen Umgang mit Medien im Informationszeitalter zu vermitteln, gehört zu den Aufgaben der BLM. Goderbauer hat Ideen, wie man das weitreichender und wirkungsvoller tun könnte. Noch mehr im Fokus steht aber die Frage, wie privates Lokal-Radio und TV ohne Staatszuschüsse überleben können. Und dass die oft als »Dudelfunk« diffamierte Branche für mehr Qualität bürgt.
Wie das funktionieren soll, will sie im Würzburger Presseclub noch nicht verraten: »Ich bin ergebnisoffen«. Und, wie ein Zuhörer anmerkt, »nicht so naiv ihrem Gegenbewerber Argumente zu liefern« .
Rainer ReichertHintergrund:
Der Gegenkandidat
Bislang galt Staatskanzleichef Siegfried Schneider (Foto: dpa) als aussichtsreichster Bewerber für die Nachfolge des Präsidenten der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), Wolf-Dieter Ring. Schneider war am 9. Dezember im Medienrat offiziell für dieses Amt nominiert worden. Dabei war er auf zwei unterschiedlichen Vorschlagslisten genannt worden, eine mit 14 und eine mit 15 Unterschriften der 47 Medienratsmitglieder.
Kurz vor Weihnachten wurde dann der Vorschlag Goderbauer-Marchners bekannt, eingebracht von einem Medienratsmitglied der Freien Wähler (FW), unterstützt von SPD, Grünen und der FDP. Dass eine CSU-Kommunalpolitikerin unter der Fahne der Opposition und des Koalitionspartners antritt, hatte in der CSU für Verstimmung
und in Landshut sogar zu einer - allerdings abgelehnten - Forderung nach
dem Parteiausschluss geführt. (dpa)