Käme Ex-Bundesbanker Thilo Sarrazin aus Bayern, hätte er sein umstrittenes Buch nicht geschrieben, sagte Haderthauer vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Studie.
Auf der Grundlage der Mikrozensus-Zahlen aus den Jahren 2005 und 2008 bescheinigten die Studienverfasser der bayerischen Integrationspolitik spürbare Fortschritte. So ist die Zahl der Kinder, deren beide Elternteile nicht deutscher Herkunft sind und die im Freistaat eine Kindertageseinrichtung oder Krippe besuchen, in den letzten beiden Jahren um 12,9 Prozent gestiegen.
Traditionelle FamilienbilderDie Bildungschancen der Kinder mit Migrationshintergrund liegen zwar noch immer deutlich unter denen der deutschen, aber der Trend zeigt zum Besseren. Während im Schuljahr 2005/2006 noch 17,3 Prozent der ausländischen Schulabgänger keinen Abschluss hatten, waren es 2007/2008 noch 13,5 Prozent. Bei den deutschen Schulabgängern waren es allerdings nur 4,4 Prozent.
Es zeige sich auch, dass die Migranten sich immer mehr den Lebensformen der Deutschen annäherten, berichtete Heckmann. Tendenzen zur Individualisierung und zur Pluralisierung seien auch unter den Menschen mit Migrationshintergrund unverkennbar, was die starke Zunahme der Alleinerziehenden zeige.
Trotzdem orientierten sich die Zuwanderer immer noch mehr als die Deutschen an traditionellen Familienbildern. Der Anteil der Single-Haushalte und der nichtehelichen Lebensgemeinschaften unter den Migranten sei noch deutlich geringer.
Die Studie widerlegt Behauptungen, wonach die Menschen mit Migrationshintergrund überwiegend den Sozialsystemen zur Last fielen. Die Erwerbstätigenquote der Migranten lag 2008 mit 66,7 Prozent freilich noch deutlich niedriger als die der deutschen Bevölkerung (75,9 Prozent) in Bayern. 10,1 Prozent der Migranten sind selbstständig (ohne Migrationshintergrund: 12,6 Prozent).
»Endlich differenzieren«Man müsse aufhören, Migranten als homogene Masse zu sehen, sondern »endlich differenzieren«, sagte Sozialministerin Haderthauer. Die Studie zeige, dass Bayern »auf dem richtigen Weg« sei und dass die Gesellschaft in Bayern stärker »von Einwanderung geprägt« sei als dies in manch anderem Bundesland der Fall sei.
In Bayern leben 2,4 Millionen Personen mit Migrationshintergrund, was einem Anteil von 19,3 Prozent an der Gesamtbevölkerung entspricht. Besonders hohe Bevölkerungsanteile werden in den Regierungsbezirken Oberbayern, Mittelfranken und Schwaben registriert, In München werden 35,2 Prozent der Bevölkerung dieser Bevölkerungsgruppe zugeordnet, in Nürnberg sogar 38,3 Prozent. In Bayern setzt sich die Bevölkerung mit Migrationshintergrund zu 51,1 Prozent aus Deutschen zusammen. 19,2 Prozent verfügen über eine EU-Staatsangehörigkeit und 29,7 Prozent sind Staatsbürger eines Nicht-EU-Landes.
»Entwurzelte Milieus«Die Studie weist aber auch auf viele Bereiche hin, in denen die Integration noch nicht weit gekommen ist. Integrationsdefizite bestünden vor allem bei religiös verwurzelten Menschen, deren Anteil an der Gesamtgruppe der Migranten auf nur sieben Prozent geschätzt wird. Weitere Problemgruppen seien diejenigen des »hedonistisch-subkulturellen« und des »entwurzelten Milieus«. Somit stießen die Integrationsbemühungen bei insgesamt 31 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund auf besondere Schwierigkeiten.
Die Studie ist auch im Internet einsehbar
unter:
www.sozialministerium.
bayern.de