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Nun sinnierten wohl, in Verkennung ihrer schönen Umgebung, die Ratsherren der Stadt (etwas anderes kann ich mir nicht denken), wie man diesem fachwerklichem Ensemble der Innenstadt einen Kontrast, also der Un-Ästhetik präsentieren könnte. Schnell kam man überein, dass in Bezug zum Schneewittchen- Mythos der Stadt eine Skulptur anzufertigen sei, die als Blickfang eines stattlichen Gebäudes, vermutlich auf dem Vorplatz der Stadthalle, dienen sollte.
Obwohl ich aber ziemlich lange die im Main-Echo abgebildete geniale Schöpfung eines »Künstlers« auf mich einwirken ließ, konnte ich als Bücher- und Märchenfreund keinen Bezug zu Schneewittchen, wie ich es aus meiner Kinderzeit kannte und liebte, herstellen. Die Idee, zu Werbezwecken und zum Bezug zur Stadt Lohr die Märchenfigur zu repräsentieren, fand ich bisher immer sehr schön.
Als Laufsportler, der jährlich am Lohrer Altstadtlauf teilnimmt und in vier Runden die 10 km lange hügelige Strecke durchrennt, kenne ich die Innenstadt bestens. Es freut mich immer wieder, dass ich nach dieser Strapaze bei der Siegerehrung von Schneewittchen (das bekenne ich gerne), einem bildhübschen Lohrer Mädchen im Gewand einer Prinzessin, für meinen Altersklassensieg persönlich geehrt werde. Wenn ich also jetzt Schneewittchen mit der potthässlichen Figur assoziieren muss, weiß ich nicht, ob ich Lohr noch einmal besuchen sollte.
Dem Schöpfer dieser Skulptur mache ich keinen Vorwurf, da er wie seinerzeit Till Eulenspiegel seine Idee gewinnbringend vermarkten konnte. Nun aber, da die Stadtoberen sich mehrheitlich für das Projekt entschieden und die enormen Kosten von ca. 100 000 Euro sowieso zu zahlen sind, sollte man meinem Ratschlag folgend, die Figur umetikettieren und mit dem Hinweis »Der Stadtrat« versehen und an besagtem Ort aufstellen.
Des Weiteren wäre es ein Gebot des Anstands, wenn alle 23 oder 24 Stadträte die Kosten, die sie ja selber ohne Befragung der Zahlenden zu verantworten haben, selber tragen würden nach dem Motto: »Wer bestellt, der bezahlt«! Norbert Gündling, Nidda
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