Wir können nur Gutes berichten: elegante, räumlich großzügige, leise fahrende, gut gepflegte, saubere Wagen erster Klasse auf den Fernstrecken. Den Passagieren wird nicht »Haribo macht immer froh« angeboten, sondern eine Minibar bietet gratis jedem Reisenden ein Getränk und etwas Süßes oder Salziges zum Knabbern an; dazu, versteht sich, ein Erfrischungstüchlein. In den Fernzügen gehört zur Fahrkarte eine Platzreservierung. So gibt es keine Passagiere, die sich kuckucksartig auf irgendwelchen Plätzen niederlassen, die für andere reserviert sind.
Die Platznummern sind ohne Verrenkungen deutlich lesbar. Die Türen sind breit und erleichtern so das Ein- und Aussteigen mit Gepäck außerordentlich. Ein Motor verschiebt auf Knopfdruck den Sitz von der Sitz- in die Liegeposition.
Die Wagen sind gut ventiliert und angenehm klimatisiert. In den Regionalzügen, die sehr gut besetzt sind, finden alle Reisenden einen Sitzplatz. Die Züge verkehren auch auf Nebenlinien mindestens stündlich - Verspätungen haben wir keine beobachtet.
Jedoch - auf der Rückreise über den Brenner trat ab der italienisch-österreichischen Landesgrenze eine DB-Schaffnerin in Erscheinung, die in Ton und Gehabe an die DDR-Beamten erinnerte. In München irrlichterten Verspätungsmeldungen in großer Zahl über die Anzeigetafel. Es führte wohl eine Rolltreppe zur Lounge im ersten Stock. Aber die nach unten führende Rolltreppe sowie der Lift funktionierte nicht - wir waren in Deutschland wohlverstanden, nicht in Italien! Auf der verspäteten Weiterfahrt Richtung Frankfurt wurde den Fahrgästen weder Zeitungen angeboten, noch wurden sie am Platz bedient.
In Heidelberg dann das große DB-Finale: Der Fernzug hielt an einem Bahnsteig, der keine Rolltreppen hatte - nur einen Lift. Der wurde belagert und gestürmt von Radfahren, Behinderten, älteren Menschen, Müttern mit Kleinkindern und Gepäck! Wehmütig dachen wir an die geordneten Verhältnisse in den Zügen und auf den Bahnhöfen Italiens und fragten uns: Wann endlich erkennen die mittlere und obere Führungsebene der DB, dass sie es nicht mit Reisevieh, sondern mit zahlenden Gästen zu tun hat? Jürg Walter Meyer, Rödelmaier