Im falschen Körper geboren
Tragikomödie: ARD zeigt den Transgender-Film »Mein Sohn Helen« mit Heino Ferch und Jannik Schümann
16 Jahre lang glaubte Tobias Wilke, er habe einen Sohn. Doch Finn ist ein Transgender, ein Mädchen in einem männlichen Körper. »Mein Sohn Helen« erzählt die Geschichte eines Jungen, der versucht, offen zu seiner wahren Identität zu stehen - mit allen Konsequenzen. Freunde wenden sich ab, für den Vater bricht eine Welt zusammen.»Ich bin ein Mädchen«
Tobias Wilke (Heino Ferch) will seinen Sohn Finn (Jannik Schümann) vom Flughafen abholen, der von einem Auslandsaufenthalt in San Francisco zurückkehrt. Doch statt Finn steht plötzlich Helen vor ihm. »Ich bin ein Mädchen«, sagt Finn. Tobias will es nicht wahrhaben, hält die Verwandlung seines Sohnes nur für eine Phase. Für Helen beginnt eine schwere Zeit.
In der Schule wird das Mädchen gemobbt, Freunde äußern ihr Unverständnis. Das Jugendamt verlangt ein psychologisches Gutachten, um seine geschlechtliche Identität zu klären. »Die wollen mich in die Klapse stecken«, fürchtet Helen. In einem dramatischen Finale erkennt Tobias, dass er jetzt die Entscheidung seines Kindes voll und ganz annehmen muss, um Schlimmeres zu verhindern. Dennoch gibt es auch komische Szenen. Etwa, wenn der Schulrektor nicht weiß, oder er Helen als »er« oder »sie« bezeichnen soll.
»Dieses ganz Besondere zu finden und herauszuarbeiten, war eine große Herausforderung«, erzählt Hauptdarsteller Heino Ferch. Wichtig sei ihm gewesen, die Geschichte menschlich und nachvollziehbar zu machen - auch die Reaktion des Vaters, der glaubt, er habe seinen Sohn verloren. »Das ist ja ein Hammerkonflikt.«
Für Jannik Schümann war die Hauptrolle als Finn/Helen eine spannende Doppelrolle. An manchen Drehtagen wechselte er mehrmals vom Jungen zum Mädchen und wieder zurück. »Das war wirklich eine große Herausforderung«, erinnert sich Schümann.
»Geliebt werden, wie ich bin«
Auch wenn seit dem Auftritt des Travestie-Künstlers Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest letztes Jahr viel über wechselnde Geschlechter-Identitäten diskutiert wurde, ist vielen diese Thematik nicht allzu vertraut.
Vielleicht erklärt Regisseur Gregor Schnitzler deshalb oft bis ins kleinste Detail. Auch wenn manches etwas plakativ wirkt, gelingt es Schnitzler trotzdem, eine emotionale Bindung zwischen Helen und dem Zuschauer herzustellen. »Geliebt zu werden, so wie ich bin, das ist es doch, was wir alle wollen«, sagt Schnitzler.
In Potsdam wurde der Film vorab einer Gruppe von Transgendern gezeigt. Produzent Ivo Beck erzählt von den Reaktionen: »Viele haben gesagt: »Das ist es, genau so fühlt es sich an. «
b»Mein Sohn Helen«: Freitag, 24. April, 20.15 Uhr, ARD
SIMON RIBNITZKY