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Der Record Store Day belegt, dass die Vinyl-Schallplatte in die Regale und Herzen vieler Musik-Hörer zurückgekehrt ist. Nur an diesem Tag sind streng limitierte Neuerscheinungen und Wiederveröffentlichungen auf Vinyl erhältlich.
Vinyl-Anteil wächst
Der Anteil der einst tot gesagten Schallplatten am Tonträgerumsatz wächst seit Jahren kontinuierlich. Während die Gesamtzahl der verkauften Musikalben im vergangenen Jahr gleich geblieben ist, legten die schwarzen Scheiben mit 1,8 Millionen Exemplaren um gut 27 Prozent zu, so die Bilanz des Bundesverbands Musikindustrie. Das sei ein Anteil wie zuletzt 1992.
Auch im Echobeat hat der Verkauf an gebrauchten und neuen Vinyl-Schallplatten in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen, bestätigt Plattenhändler Frank Schoierer. Der Inhaber des Ladens Harry Schulz, der auch das Plattengeschäft H20 in Würzburg betreibt, schätzt, dass er mittlerweile ein Viertel bis ein Drittel seines Umsatzes den schwarzen Scheiben verdankt.
Dabei unterstützen ihn zunehmend auch die Plattenfirmen. Diese bringen einen Großteil der Neuerscheinungen und ihres Back-Katalogs auch im Vinyl-Format heraus. Damit die Musik auch auf dem CD- oder MP3-Player gehört werden kann, sind die LPs oft zusätzlich mit einer beigelegten CD oder einem Download-Code für eine digitale Albumversion versehen.
Schoierer ist überzeugt, dass Schallplatten besser klingen als CDs. Außerdem komme die Cover-Gestaltung im Großformat erst richtig zur Geltung, so seine Argumente für die Vinyl-Platten - auch wenn diese in der Regel einige Euro teurer sind als CDs. Selbst das Knistern der Nadel in den schwarzen Rillen und das Wenden des Tonträgers nach bereits etwa 20 Minuten Musikgenuss werden von Platten-Fans als Ereignis verklärt. Es gebe Fans, die Musik ausschließlich auf Vinyl hören, sagt Schoierer. »Eine CD kommt denen gar nicht erst ins Haus.«
Kostspielige Ausreißer
Doch es gebe auch Ausreißer, die selbst beinharte Vinyl-Anhänger zu verprellen drohen: Der Plattenhändler zieht die Vinyl-Version des neuen Neil-Young-Werks »Storytone« unter der Ladentheke hervor, die ein Kunde bestellt hat. Für die Doppel-LP sind bis zu 80 Euro zu berappen. Selbst Händler Schoierer findet eine derartige Preisgestaltung der Plattenfirmen überzogen.
Auch an anderen Stellen in Aschaffenburg ist das Vinyl zurückgekehrt. Seit einigen Monaten schon bietet die Musikabteilung des Kaufhauses Müller in der City-Galerie eine Auswahl an Neuerscheinungen und Wiederveröffentlichungen aus dem Pop- und Rockbereich auf Vinyl an.
Den schwarzen Scheiben unverdrossen die Treue hält der Aschaffenburger Disco-Shop am Freihofsplatz. Hier scheint die Zeit stehengeblieben: Viele der Platten - manche davon aus den 1970er-Jahren - sind noch originalverschweißt. Gebrauchte LPs für Sammler hat die Musiktruhe in Marktheidenfeld im Angebot.
Der Hösbacher Plattenhänder Cornel Gemba, der bis vor einigen Jahren einen Laden in der Hauptstraße der Gemeinde betrieb, hat sich vor etwa fünf Jahren ganz auf den Online-Handel verlegt. Hier bedient er auf Internet-Portalen wie Amazon oder Ebay vor allem Sammler mit Raritäten. Auch hier hat Vinyl die Nase vorn. »Es gibt Monate, an denen ich 70 Prozent Vinyl und 30 Prozent CDs verkaufe«, sagt Gemba. Das regionale Geschäft habe sich nicht gelohnt. »Heute verkaufe ich Platten der Münchner Freiheit nach Japan.«
Rückkehr der Plattenspieler
Mit der Rückkehr des Vinyls ist auch eine Wiederkehr der Abspielgeräte verbunden. Großmärkte wie der Aschaffenburger Media-Markt bieten Plattenspieler an. Beim Fachhändler High Fidillity in der Würzburger Straße in Aschaffenburg können zehn verschiedene Plattenspieler-Modelle vorgeführt werden. Ein gutes Einsteiger-Modell sei für 350 Euro zu haben, sagt Inhaber Thomas Dillinger, die Preisskala nach oben sei offen. Zu ihm kommen vermehrt Kunden, die ihren alte Plattenspieler aus dem Keller mit neuen Tonabnehmersystemen ausstatten lassen. Plattenspieler und Tonabnehmersysteme spielten in seinem Laden mittlerweile eine so große Rolle wie CD-Player, sagt Dillinger.
Alexander Bruchlos
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