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Grandios: Ein Buch über Schönheit und Katastrophen - Norbert Scheuer ist ein großer Roman gelungen Vogelkunde in Zeiten des Krieges

Grandios 3 Min.

In Afghanistan sind es die Menschen, die hinter Stacheldraht eingesperrt sind, die Vögel dagegen sind frei - nach ihnen sehnt sich der Protagonist.
Foto: Fotolia/stockphoto-graf

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Der er­zäh­le­ri­sche Im­puls von Nor­bert Scheu­ers neu­em Ro­man liegt in Kall in der Ei­fel, ge­nau­er ge­sagt: im Ca­fé ei­nes Su­per­mark­tes. Dort, so sch­reibt Scheu­er im Nach­wort, ha­be sich im Win­ter 2005/2006 re­gel­mä­ß­ig ei­ne auf­fäl­li­ge Per­son auf­ge­hal­ten, ein bär­ti­ger jun­ger Mann im Bun­des­wehr­par­ka. Zu­meist ha­be der Mann an ei­nem Tisch in der Ecke ge­ses­sen, ne­ben sich auf der Bank ei­ne Schild­krö­te, ei­ne Vier­ze­hen­schild­krö­te.
»Der Mann«, schreibt Scheuer, »hatte ein beträchtliches biologisches Wissen.« Und eine Geschichte. Er war Soldat in Afghanistan. Eines Tages war der Mann verschwunden, so plötzlich, wie er aufgetaucht war. Doch man muss ihm dankbar sein, dass er einer der Auslöser war für den Roman »Die Sprache der Vögel«.
Poesie und Politik
Norbert Scheuer ist ein Autor der behutsamen Annäherungen, der Umkreisungen, dessen Herz an den Nichtfunktionierern, an den Träumern, Wirklichkeitsflüchtlingen und Außenseitern hängt. Paul Arimond ist so einer. Schon in der Schule hat er, wie seine Lehrerin sich später erinnern wird, aus dem Fenster gestarrt und Vögel gezeichnet. Sie hat ihn gewähren lassen, weil er niemanden gestört hat. Die Begeisterung für die friedliche Passion der Ornithologie hat Paul von seinem Vater vermittelt bekommen; nun, im frühen Erwachsenenalter, wird sie zu seinem Rettungsanker.
Um 1780 herum hat sich Pauls Ururgroßvater Ambrosius nach Afghanistan aufgemacht, um die dortige Tierwelt zu studieren. Im Jahr 2003 ist Paul dort angekommen, in einem Krieg als Sanitätsobergefreiter der Deutschen Bundeswehr. Das Afghanistan der Jetztzeit, das die Bilder der Medien vermitteln, ist ein Land voller Gewalt, Zerstörung und Leid. All das wird bei Norbert Scheuer nicht ausgeblendet; er hat recherchiert und gelesen. Die gedehnte Zeit des Lagerlebens, die Mischung aus gespannter Ruhe bis zum nächsten Außeneinsatz und Angst - all das findet sich hier, ohne politisch bewertet zu werden.
Doch es gibt einen Gegenentwurf, und das ist die Natur, und zwar nicht nur in jenem arkadischen Zustand, in dem Ambrosius sie in seinem Reisebericht beschrieben hat; eine Welt von prachtvoller Fülle, sondern vor allem in Pauls Beobachtungen der Vogelwelt. Es ist Ausdruck feiner Ironie, dass in Afghanistan die Eingesperrten nicht die Vögel, sondern die Menschen sind, abgeriegelt durch Stacheldraht und Sicherheitszonen. Jenseits des Zauns liegt ein See, dem Pauls ganzes Interesse gilt und an dem die Vögel nisten; Tiere mit so klingenden Namen wie Rotstirngirlitz, Moabsperling, Blauracke, Leierschwanz, Goldammer oder Säbelschnäbler. Doch der See bleibt verbotene Zone, der Gang dorthin wäre ein Sicherheitsrisiko. Paul wird, so viel wird verraten, seinen Weg dennoch finden.
Labiler Zustand
»Die Sprache der Vögel« ist ein Buch der Schönheit und der Katastrophen, wobei beide nicht in einem unmittelbaren kausalen Zusammenhang stehen (das wäre Kitsch), sondern als Kontrapunkte innerhalb eines großen Bildes in eine spannungsreiche Beziehung gesetzt werden.
Der Roman ist raffiniert konstruiert: Pauls Aufzeichnungen aus Afghanistan mitsamt den Zeichnungen der Vögel werden in einem Krankenhaus in der Eifel eher zufällig durch einen Stubengenossen Pauls an dessen ehemalige Lehrerin übergeben, sodass der Leser zumindest zwei Informationen hat: Paul hat überlebt, aber etwas ist mit ihm geschehen. Neben den detaillierten Erzählungen der Vogelbeobachtungen entrollt sich aus den Tagebuchnotizen bruchstückhaft eine heillose Vorgeschichte, die Pauls labilen Zustand erklärt.
Dramatische Erlebnisse
Es geht um die Mutter, die die Familie verlassen hat, um reumütig zurückzukehren; um den Vater, der von der Brücke gesprungen ist; um die Schwester, die sozial abgestürzt ist; um Pauls besten Freund, der bei einem Unfall einen Gehirnschaden davongetragen hat; um Pauls Freundin, die ihn nicht mehr ertragen wollte. In der Aufzählung klingt das sehr geballt, in der zurückhaltenden und subtilen Technik, in der Scheuer daraus ein bewusst unkomplettes, lückenhaftes Mosaik der Trauer zusammensetzt, ist es bestechend. Die Sprache der Vögel, von der Ururgroßvater Ambrosius träumte und an deren intuitiver Erfassung Paul weiterwirkt, ist der Gedanke an eine Verständigungsform, in der sich ausdrückt, was in Sprache eigentlich nicht ausgedrückt werden kann.
Dieser Roman zeigt, dass Scheuer zu einer freien, schwerelosen Form des Erzählens gefunden hat, zu einer grandiosen Poetik des Schwebens.
CHRISTOPH SCHRÖDER
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