Link kopieren
Es geht um Liebe - oder besser: Um die (scheinbare) Unmöglichkeit der Liebe in einer von Arbeit dominierten Welt, in der Karriere über alles geht. Uraufführung ist am Samstag, 11. April.
Eigentlich seltsam. Auch wenn keine Arbeit da ist, werden Menschen gezwungen, zu arbeiten. Als könnte man aus leeren Töpfen essen! Aber so absurd geht es nun einmal zu in einer mit Maschinen, Automaten, Robotern und Computern möblierten Welt. Dass Technik Jobs killt, wäre ja auch nicht weiter schlimm. Warum sollte ein Mensch Lebenszeit und Kraft für etwas opfern, das eine Maschine genauso gut, vielleicht besser machen kann? Wäre da nicht der gesellschaftliche Arbeitszwang.
»Je tiefer man sich in die Thematik hineinbegibt, umso absurder wird alles«, sagt die 28-jährige Autorin und Regisseurin, die an der Berliner Universität der Künste szenisches Schreiben studiert. Dieses Befremden über gesellschaftliche Zustände, das im »wirklichen Leben« einem frappierenden Einverständnis mit den getroffenen Regelungen gewichen ist, will Fuchs zurück auf die Bühne holen. Daran arbeitet sie in ihrer »absurden Komödie« derzeit mit acht Schauspielerinnen und Schauspielern. Die von ihr angebotenen Textsegmente dienen als Spielmaterial, aus dem nach und nach ein Stück aus locker miteinander verknüpften, zu einer Art Schnitzlerscher Reigen zusammengefügten Szenen entsteht.
Nun läge es nahe, beim Thema »Arbeit« Klischeetypen zu kreieren. Doch das wäre zu billig. Die vom Ensemble der Theaterwerkstatt entwickelten, metaphorischen Figuren loten die Thematik aus, ohne sich als Identifikationsflächen konsumieren zu lassen. Da gibt es einen »Burnout-Amor«, das Gegensatzpaar »Liebe« und »Verstand« sowie einen mit Doktor- und Ehrendoktortiteln überschütteten Professor Kevin Celsius, seines Zeichens Liebesextraktor, der Zusammenhänge zwischen der Liebe und dem Wetter aufzuzeigen versucht.
Aha-Effekte
Heidi Fuchs will mit ihrem Stück Aha-Effekte auslösen. Denn die Situation ist bei weitem nicht nur mit dem demografischen Blick auf die schwindende Anzahl von Rentenkassen-Einzahlern bedenklich. In welchem Maße Arbeit alles dominiert, nicht zuletzt die Liebe, zeugt von schleichenden gesellschaftlichen Pervertierungsprozessen.
Da ist noch was, sagt die junge Dramatikerin: »Nämlich Angst.« Das Gefühl, in einer flexibilisierten, mobilisierten, konkurrenzsüchtigen und immer volatileren Welt ständig davon bedroht zu sein, den erkämpften Status zu verlieren, prägt das ganze Leben. Allen Unkenrufen, was den tatsächlichen oder vermeintlichen Fachkräftemangel und die unablässig verkündeten Frohbotschaften der Vollbeschäftigung anbelangt, zum Trotz. Der »war of talents« bleibt gefühlte Realität.
Diese Angst wiederum führt zu Überanpassung, überehrgeizigem Durchstarten, Pflichtbewusstsein bis hin zur Selbstaufopferung und den freiwillig auferlegten Zwang, für den erstrebten Erfolg stets Außerordentliches zu leisten. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben ... oder zumindest das Jobcenter. So kommt es zum Scheuklappenblick, der links und rechts nichts mehr in den Blick nimmt, was für das persönliche Fortkommen auf dem »Markt« und für das eigene Image unwichtig ist. Geschweige denn die Zumutungen der Liebe.
b»Hearts IV«: Theaterwerkstatt Würzburg, Rüdigerstraße 4, Karten tickets@theater-werkstatt.com oder Tel. 0931 59400; 11. bis zum 26. April sowie 20. Mai bis 13. Juni.
Pat Christ
Fügen Sie Schlagworte hinzu, um unter »Meine Themen« Artikel zu den von Ihnen ausgewählten Themen und Orten zu erhalten.
Weitere Inhalte zu diesem Thema
Weitere Inhalte zu diesem Thema
Weitere Inhalte zu diesem Thema
Weitere Inhalte zu diesem Thema
Weitere Inhalte zu diesem Thema
Sie müssen sich anmelden um diese Funktionalität nutzen zu können.
Die Änderungen der Datenschutzeinstellungen werden erst mit einem Neuladen der Seite aktiv. Nicht gespeicherte Änderungen gehen dabei verloren.