An diesem Abend steht nicht Mark Knopfler auf der Bühne des Colos-Saal in Aschaffenburg, sondern sein Ex-Bassist und Dire-Straits-Mitbegründer John Illsley. Mit dabei an der Gitarre ist Phil Palmer, ein ehemaliger Weggefährte, der 1991 mit den Dire Straits auf Tour war.
Mit persönlicher Note
Und natürlich besteht Illsley die Bewährungsprobe - hat er auch schon vorher. Weil es ihm nämlich an diesem Abend gelingt, dem Konzert einen ganz eigenen Charakter und eine persönliche Note zu geben, anstatt die ganzen Hits seiner ehemaligen Band einfach nur Note für Note nachzuspielen. Das tat er auch schon auf seiner Solo-Tour 2010, damals klang alles aber noch weitaus holpriger. Noch eine angenehme Erkenntnis: Illsley hat sich musikalisch weiterentwickelt, das Zusammenspiel mit der Band wirkt heute wesentlich homogener.
Zwar ist noch genug Platz zum Mittwippen zwischen den Stehtischen im Colos-Saal, aber die, die dort waren, danken es John Illsley und seiner Band umso präsenter und sehr deutlich, dass sie da vorn auf der Bühne eben nicht einfach nur eine Coverband sehen. Illsleys Setlist ist vollgepackt mit Klassikern: Von »Expresso Love« über »Private Investigations« bis hin zu - ja, tatsächlich! - »Tunnel Of Love«. Allesamt Titel, die Mark Knopfler schon längst nicht mehr auf seinen Konzerten spielt. Oder im Fall von »Calling Elvis« und »Walk of Life« zuletzt im Zeitlupentempo. Das gibt es nicht bei Illsley: Er spielt flott von der ersten bis zur letzten Minute, gönnt sich und den Zuschauern lediglich 15 Minuten Pause für ein Bier.
Das Schöne an diesem Abend ist aber vor allem die Tatsache, dass sich Illsleys Solo-Songs wunderbar zwischen die Dire-Straits-Titel einfügen und dass »Run For Cover« genauso gut beim Publikum ankommt wie »Romeo And Juliet«. Eine bessere Bestätigung für die eigene Arbeit gibt es eigentlich kaum für jemanden, über den sich leicht sagen ließe, nur im Schatten einer einst erfolgreichen großen Band und ihres Songschreibers gestanden zu haben.
Nicht wie Tribute-Bands
Dieser Abend ist der Beweis: Das trifft auf Illsley nicht zu. Diesen Schuh dürfen sich Tribute-Bands wie »The Straits« gerne anziehen, deren Mitglieder - allesamt irgendwie und irgendwann mal bei den Dire Straits aktiv gewesen - gerne und oft betonen, wie sie damals doch dauernd zu kurz gekommen sind und Knopflers Stücke auf Tour rauf- und runterdudeln, statt etwas Eigenes auf die Beine zu stellen.
Und so darf man sich am Ende dieses Abends ehrlich und von ganzem Herzen darauf freuen und gespannt sein, wie und in welche Richtung sich John Illsley in Zukunft musikalisch weiterentwickeln wird.
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Miriam Schnurr
Hintergrund: Dire Straits
Dire Straits sind eine britische Rockband, die von Mark Knopfler und seinem jüngeren Bruder David Knopfler sowie John Illsley und Pick Withers1977 gegründet wurde. Seit 1995 ist die Band inaktiv. Dire Straits mit ihrem Songwriter Mark Knopfler haben insgesamt 120 Millionen Alben verkauft.
Der Bandname bedeutet so viel wie »große Pleite« oder »ernste Notlage« und spielt auf die finanzielle Situation der Mitglieder in der Anfangszeit der Gruppe an. Ihr Debütalbum »Dire Straits« wurde in Großbritannien anfangs kaum beachtet, es ging auf dem Höhepunkt der Punk-Welle zunächst unter. In den Niederlanden, Deutschland und später auch in den USA entwickelte sich das Album allerdings zu einem Erfolg. Nach dem zweiten Album »Communiqué« (1978) kam dann 1980 mit dem dritten Album »Making Movies« der endgültige Durchbruch. Es folgten 1985 der Millionen-Seller »Brothers in Arms« und 1991 »On Every Street«. (Miriam Schnurr)