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»How to become a German« ist die Ausstellung überschrieben - und setzt im Untertitel fort: »Die Deutschwerdung des Kamagurka«. Bürgerlich Luc Zeebroek, erklärt der Satiriker, von der Punkband »The Kama and Gurka« inspiriert worden zu sein.
Schräge Ideen, die schlagen sich bei ihm nicht nur in der Namenswahl nieder. Der 58-Jährige sprüht nur so vor komischen Einfällen, die er in großformatigen Gemälden wie kleinen Schwarz-Weiß-Zeichnungen gleichermaßen anspruchsvoll umsetzt. Seine Motive, seine Satire ist getragen von allerlei absurden Gedankengängen, kritisch-komisch verarbeitet und mit einer besonderen Form der Gesellschaftskritik.
Zeichnungen für Titanic
Er hat für verschiedene Zeitschriften gearbeitet, darunter auch das deutsche Satiremagazin Titanic, und bedient sich unterschiedlicher künstlerischer Ausdrucksformen. Selbst Theaterstücke zählen zu seinem Repertoire - er wurde in den frühen 90er Jahren seiner Sketche mit dem Kollegen Herr Seele wegen als »die belgische Antwort auf Monty Python« gehandelt. Eine Auswahl wird auch in der Frankfurter Ausstellung gezeigt.
Es ist eine Schau, im Wesentlichen getragen von Bildern, großen wie kleinen. Aber auch die anderen Aspekte der Kamagurka-Kunst finden Eingang, zeigen, welch breites Spektrum satirischer Überhöhung dem Belgier eigen ist. Er inszeniert, er greift zu verschiedenen Mittel, nutzt Installationen wie auch Bücher und Filme als künstlerische Ausdrucksform. Sein Ideenreichtum scheint unerschöpflich. Er malt eine niederländische Königin so männlich, wie sie selbst in der Hape-Kerkling-Persiflage nie gewirkt hat - und nennt dieses farbgewaltige Bild aus dem Jahr 2010 folgerichtig »King Beatrix«.
Leitmotiv Ei
Eier in unterschiedlichen Formen haben es dem Künstler angetan. Ein von goldenen Ornamenten umrahmter »Spiegeleiwürfel« präsentiert sich in ganzer Pracht und ein kompletter Kreuzweg greift die Ei-Idee auf - plus Spiegelbild, also Spiegelei.
Egal ob Nonsens-Karikatur - Informationstafel mit der Aufschrift »Sie befinden sich jetzt genau 34 075 Kilometer von einer identischen Tafel entfernt« - oder die bitterböse Frage eines von vermummten Terroristen Enthaupteten, ob sein davon rollender Kopf noch im Bild sei - diese Satire ist eine besondere. Eine besonders witzige, eine besonders böse und immer eine besonders unterhaltsame. Spitz die Feder, entlarvend der Blick, herrlich komisch die Texte, auf künstlerisch hohem Niveau seine Darstellungen. Und schön sortiert die Auswahl, die sich Raum für Raum an den angestrebten Deutsch-Tugenden, unter anderem auch Familiensinn und Bescheidenheit, abarbeitet. Und was hat der Künstler vor, wenn zum Ende der Ausstellung seine Deutschwerdung quasi abgeschlossen ist? Dann will er zur Krönung des Prozesses seiner alten Heimat den Krieg erklären. Das wird diese tief beeindrucken.
Martina Jordan
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