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Mit der Ausstellung »Karl der Große: 1200 Jahre Mythos und Wirklichkeit« will sich Kurator Bernhard Pinsker der historischen Figur einmal nicht wie üblich nähern, sondern lieber die Wirkung untersuchen, die seine Existenz im Nachgang ausgelöst hat.
Am Samstag, 28. Januar 814 starb der erste westeuropäische Herrscher, der die Kaiserwürde erlangte. Einen Tag nach seinem Tod setzte die Rezeption des Karolingers ein - und hält bis heute an. Das zeigt die Ausstellung in vielen Facetten.
Vor Herausforderungen gestellt
Die erste Sonderausstellung nach der Sanierungspause des Hauses hat das Kuratoren-Team dennoch vor Herausforderungen gestellt. Pinsker hat schwarze Module - Oktogone und Würfel - in den historischen Ausstellungssaal mit seiner Raumhöhe von lichten zehn Metern hineingebaut, in denen die einzelnen Exponate zu sehen sind. Das schafft Atmosphäre - und stimmt den Besucher auf das Mittelalter ein, um das es sich schließlich dreht. Vor die deckenhohen Fenster hat er die Reproduktionen von Glasfenstern gehängt. In der Mitte der Ausstellung gibt es eine Art Ruheraum, in dem der Betrachter sich sammeln kann. Kommentarlos laufen in einer Endlosschleife dort Karlsdarstellungen aus allen Zeiten und vielen Orten in Europa über Monitore. Eine Bilderflut.
Ausgewählt sind die Exponate, die in den kleinen schwarzen Boxen aufgebahrt sind. Reichsinsignien wie das angebliche Szepter Karls, der Gero-Kodex und zwei Elfenbeintafeln zeugen von der Wirkung Karls auf das Kunsthandwerk seiner Zeit. Doch Starstücke wie Karls silberne Reliquiarbüste aus dem Aachener Dom oder das Lorscher Evangeliar sucht man vergeblich. Das sei auch nicht der Anspruch bei der Konzeption gewesen, so Pinsker. Vielmehr sei es um die Nachwirkungen Karls auf spätere Zeiten gegangen.
Viele Karlsdarstellungen
Zu sehen gibt es dennoch genug. An einem Monitor kann man sich durch die Jahrhunderte klicken und all die Orte auswählen, die Karlsdarstellungen beherbergen. Allein im Frankfurter Kaiserdom ist der Herrscher 13 Mal vertreten. Darüber hinaus gibt es noch jede Menge Devotionalien zu entdecken. Die Reklame der Frankfurter Binding-Bräu für Carolus-Bier, die einen starken Karl auf einem nicht weniger imposanten Ross zeigt, oder das Werbebildchen von 1930 für Liebigs-Fleischextrakt, auf der Papst Leo Karl den Großen zum römischen Kaiser krönt.
Die Übergänge von der Legendenbildung zum Kitsch sind fließend. Ottmar Hörls Multiple von Karl dem Großen zierte im April dieses Jahres den Katschplatz in Aachen in fünfhundertfacher Ausführung. Und das Gemälde Jakob Fürchtegott Dielmanns mit dem Denkmal Karls des Großen auf der Alten Brücke in Frankfurt von 1845 zeigt, wie beherrschend der Kaiser für die Stadt am Main war. Das beweist auch die Tatsache, dass der Frankfurter Brückenverein aktuell überlegt, ob er eine Kopie dieser Sandsteinfigur installiert. Karl der Große ist 1200 Jahre tot - und dennoch sehr lebendig.
Bettina Kneller
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