Mit Musik und Worten
Nach »Es gibt noch Restkarten« sei der Titel des aktuellen Programms eine deutliche Steigerung, meint Krebs. Auch wenn damit wie bereits beim Vorgänger keinerlei Rückschlüsse auf den Inhalt gezogen werden können. Nein, so die Erklärung, »Zusatzkonzert« klinge als Ankündigung einfach super. Und dann legt er los, gemeinsam mit Heavy-Trash-Metal-Bassist Boris the Beast, dieser quirlige Pianist, der mit Musik wie Worten zu unterhalten versteht.
Gekonnt schlägt Krebs den Bogen zwischen Metal-Gruß, der »Pommesgabel des Teufels«, und dem Flüsterfuchs - eine Geste, zwei Interpretationen -, um in einem kurzen Exkurs über seinen gerichtlichen Zusammenstoß mit der dänischen Anti-Atomkraftbewegung zu berichten. Die hat ihm wegen möglicher Verwechslungsgefahr die Verbreitung seiner gelben Aufkleber mit dem Slogan »Flüsterfuchs - nein danke« untersagt. Die Kreb'schen Aufkleber, die wie immer im Anschluss an den Abend gratis verteilt werden, sind nun transparent, weswegen er dem Publikum den passenden farblichen Untergrund empfiehlt, Postautos beispielsweise …
Immer in Bewegung
Krebs kann so vieles. Zwar sitzt er oft am Flügel, bleibt aber dennoch irgendwie immer in Bewegung. Er unterbricht sein virtuoses Spiel, springt auf, erzählt eine Geschichte, setzt sein Spiel fort, reichert es an mit gestenreichen Einlagen und rollt in seinen Liedern, seinen Texten das eigene Leben wie auch das anderer ab.
Der Musikkabarettist beweint seine Generation, die ohne »stille Treppe« auskommen musste, klärt sein Publikum anschaulich über die Folgen einer Moll-Dur-Schwäche bei Musikern auf, plaudert komisch-schräg aus dem Alltag und dem Zusammenleben mit einer Grundschullehrerin, singt das hohe Lied auf Jazzpianisten - er selbst hat die Hamburger Musikhochschule als solcher abgeschlossen - und animiert zum Mitgrölen (»Hölle, Hölle, Hölle«).
Er zieht sich eine Kapuze über den Kopf und die Hose tief, setzt die coole Sonnenbrille auf und rappt als MC Pussyfeind gegen Sexismus und für Gleichberechtigung - während er gleichzeitig sprachlich dem Gangsterrap-Milieu eng verbunden bleibt (»Ihr müsst die Schlampen respektieren«).
Die Menschen im Hofgarten-Kabarett hängen an seinen Lippen. Sie lachen sich schlapp, erzählt der gebürtige Schwabe und Wahl-Berliner von den Forderungen seiner neuen Nachbarn, doch bitteschön mal den Klischee-Schwaben heraushängen zu lassen und für Ordnung im Hausflur zu sorgen. Wofür der Kabarettist gekonnt und übergangslos zwischen den Dialekten zu wechseln versteht.
Michael Krebs und Boris the Beast, sie sind Kontrast pur. Der stämmige Bassist, der in erster Linie die Saiten sprechen lässt, und der lebhafte Pianist und Entertainer. Aber genau deswegen funktioniert ihr Zusammenspiel auch so meisterlich. Jeder an seinem Instrument ein Virtuose. Klassik, Moderne, Heavy Metal - egal, die Mischung passt. So ein Metal-Fan und eingefleischter Wacken-Festival-Gänger auf der Bühne, das verleiht der Kleinkunstveranstaltung eine besondere Note. Und immerhin: Ein weiterer Wacken-Kenner sitzt an diesem Abend, der erst nach weit beinahe drei Stunden ein Ende nimmt, im Publikum.
Martina Jordan
bNächster Termin: Samstag, 15. November, 20 Uhr
Michael Krebs mit »Zusatzkonzert« im Hofgarten-Kabarett Aschaffenburg
Zur Person: Michael Krebs
1974 wurde der Kabarettist Michael Krebs in Schwäbisch Hall geboren. Ab 1993 besuchte er die Musikhochschule in Hamburg und schloss als Jazzpianist ab. Er spielte in unterschiedlichen Bands. 1998 erhielt er seinen ersten Preis bei einem Wettbewerb für seinen Song »Hausverbot bei Aldi«. Seit 2000 arbeitet er an einem sich stets veränderndem Programm mit Musik und Humor. Er trat unter anderem in der Hamburger »Sideshow« auf und in Thomas Hermanns Quatsch Comedy Live-Show. Preisträger wurde er beim Hamburger Comedy-Pokal, Niedersächsischen Kleinkunstpreis und vielen anderen Wettbewerben. Er erhielt den Publikumspreis im Wettbewerb der Wühlmäuse. Mittlerweile lebt Krebs in Berlin und tourt mit seinem Programm »Zusatzkonzert«, bei dem ihm Bassist Boris the Beast zur Seite steht. (Quelle: Wikipedia)