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Die großflächige Gruppenausstellung in ehemaligen Fabrikhallen gibt es zum inzwischen achten Mal, erneut in Hösbach (Kreis Aschaffenburg) - und auch das ist ein Anspruch: »Menschwerk soll geistig immer jung bleiben«. Das sagt der Künstler Karl-Heinz Geyer (61) aus Goldbach (Kreis Aschaffenburg). Mit ihm sprach Stefan Reis.
Menschwerk braucht der Zahl der Künstler wegen sehr große Hallen. Nur: Woher kriegen?
Das ist in der Tat ein Problem. Am liebsten würden wir natürlich in die Stadt Aschaffenburg gehen mit Menschwerk, also in das Herz der Region. Aber es ist sehr schwierig, hier entsprechend Raum zu bekommen, eine geeignete Halle zu finden.
Natürlich können die Eigentümer von leerstehenden Industriehallen uns für eine Ausstellung über drei Tage ihre Flächen zur Verfügung stellen, aber sie können die Flächen nicht über Monate im voraus für uns reservieren. Es ist ja nicht nur mit der reinen Ausstellung getan. Wir brauchen Vorlaufzeit für die Planung, zum Aufbau und hinterher wieder zum Abbau. Deshalb müssen wir von Jahr zu Jahr darauf achten, wo eine Halle verlassen wird oder ist, ob eine Firma umzieht und damit Fläche frei wird. Und wenn: Dann muss der Eigentümer auch offen sein für das Projekt.
Die Größe der Ausstellung wirkt sich auch auf deren Dauer aus. Wenn Menschwerk insgesamt übersichtlicher wäre, würde sich das Hallenproblem relativieren und die Ausstellung ließe sich möglicherweise über einen längeren Zeitraum zeigen.
Diese Größe wollen wir ja bewusst - das war von Anfang an die Idee von den Menschwerk-Initiatoren. Richard wollte damals sein ganzes Werk - über 70 Bilder - ausstellen und ich habe eine große Vorliebe für alte Werkgebäude, zudem wollten wir wahrlich physisch große Kunstwerke zeigen. So kamen wir damals auf die geräumten Hallen der Goldbach GmbH, fast 3000 Quadratmeter. Dieser Idee sind wir treu geblieben, Ausstellungen kleinerer Dimensionen gibt es in Hülle und Fülle.
Bei Menschwerk präsentieren sich Künstler und Kunsthandwerker nebeneinander …
… was nicht ganz richtig ist. Unser Anspruch ist es, große Kunst im Sinne von »großflächiger Kunst« zu zeigen. Künstler, die raumgreifende Skulpturen machen oder großflächige Bilder malen, haben kaum Ausstellungsmöglichkeiten: Das ermöglichen wir ihnen - im Durchschnitt hat ein Künstler bei Menschwerk über 100 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Das ist letztlich auch für ihn eine Herausforderung, sich auf dieser Fläche zu präsentieren.
Insofern schließt sich aus, dass bei Menschwerk Kunsthandwerk beispielsweise - Schmuck - gezeigt wird. Natürlich: Jeder Künstler muss und will leben, also seine Werke auch verkaufen. Insofern ist die Kunstausstellung auch ein Angebot an potenzielle Käufer.
Die allerdings diese Kunst auch bezahlen können müssen.
Auf lokaler Ebene sprechen wir sicherlich nicht von Spitzenpreisen, wie wir sie vom Kunstmarkt her kennen - das muss klar sein. In der Regel haben die lokal verorteten Künstler ja auch einen hohen Bekanntheitsgrad in ihrem Umfeld: Dadurch wird dort ihre Kunst auch eher nachgefragt, als die eines möglicherweise bundesweit oder sogar international bekannten Künstlers, der allerdings eine abstrakte Größe darstellt.
Wobei gerade bei großflächiger Kunst zum einen eine Hemmschwelle - die des Vorzeigens - überwunden werden muss und zum anderen diese Kunst auch den entsprechenden Platz braucht.
Diese Fragen stellen sich eigentlich gar nicht so sehr: Wir bemerken da schon die Nachfrage von Unternehmern beispielsweise, die großflächige Kunst für ihre Verwaltungen oder Kanzleien kaufen, eben weil sie dort einen vorzeigbaren Raum vorhalten.
Ganz flapsig: Viele Künstler, die sich bislang an Menschwerk beteiligt haben, sind immer wieder dabei - und das, obwohl sie insgesamt mit 50 Prozent der Kosten an Menschwerk beteiligt sind. Die anderen 50 Prozent versuchen wir Organisatoren über Sponsoren zu stemmen. Also scheint es sich für Künstler zu rentieren, bei Menschwerk ihre Kunst zu zeigen.
Ist der permanente Wechsel der Hallen ein Problem für die Bekanntheit und Publikumsakzeptanz von Menschwerk?
Ursprünglich wollten wir tatsächlich jedes Jahr den Ort wechseln. Aber das ist nicht realistisch, kurioserweise waren wir dann letztlich in jeder Halle bislang zwei Mal - 2006 und 2007 in Goldbach, dann in Großostheim, dann im ehemaligen Rosso Bianco in Aschaffenburg, nun zum zweiten Mal im ehemaligen Baywa-Baumarkt in Hösbach.
Wenn wir eine freie oder frei werdende Halle entdecken und sich der Kontakt zum Eigentümer herstellen lässt, versuchen wir die Standortfrage der nächsten Menschwerk-Ausstellung frühzeitig zu klären.
Wie ist die Akzeptanz von Menschwerk bei Künstlern außerhalb der Region?
Mittlerweile stammt etwa ein Drittel der ausstellenden Künstler nicht aus der Region - vor allem aus dem angrenzenden hessischen Raum. In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal den Berufsverband Bildender Künstler Südhessen angeschrieben und auf Menschwerk aufmerksam gemacht. Wir wollen uns in jedem Fall öffnen, das Rhein-Main-Gebiet ist da nicht nur räumlich nahe liegend - aus dem Großraum Frankfurt kommen schließlich auch viele Menschwerk-Besucher. Der Name »Menschwerk« ist inzwischen bekannt - bei den Künstlern und beim potenziellen Publikum: Und das fährt auch 30, 40 Kilometer, um diese Ausstellung zu besuchen. Das bedeutet nicht, dass wir Menschwerk beim nächsten Mal dorthin verlegen wollen …
… aber eine Überlegung ist es wert.
Ich denke, derzeit funktioniert eine Verlegung noch nicht. Frankfurt käme sowieso nicht in Frage, da würde Menschwerk in der Masse des Angebots untergehen - wenn, dann eher Hanau, Offenbach oder der Bereich Rodgau. Aber letztlich ist das auch immer eine Frage der Logistik - und die müssten wir bei einem solchen Wechsel komplett neu aufbauen.
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