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Dieses Inne halten, dieses Verweilen ist wichtig für einen Menschen, der vor etwa 30 Jahren die Musik von Bob Dylan und Elvis Presley, von Sam
Cooke und James Brown für sich entdeckte: von Künstlern also, die seit
Generationen für Weltoffenheit stehen und mit ihrer Musik im Grunde doch ihre Herkunft und ihre Heimat würdigen - jene Zeit und jenen Raum, die zu einem Einklang werden können.
Fast alles ist eins
So ist das wohl auch mit Markus Rill, der aus Goldbach (Kreis Aschaffenburg) stammt und in Würzburg lebt; der Americana - die auf traditionellen Wurzeln gründende Musik Nordamerikas - für sich entdeckt, für sich verinnerlicht und dabei einen Raum und eine Zeit aus Heimat für sich geschaffen hat. Nachdem er mehrere seiner Alben in Nashville (Tennessee) eingespielt hat und »Wild Blue True« 2010 in einem Karbener Produktionsstudio noch mit Gastmusikern aufnahm, ist nun fast alles eins, also vertraut, geworden für das heute in den Handel kommende Album »My Rocket Ship«: Die Band - The Troublemakers - spielt seit Jahren zusammen, das Aufnahmestudio im niedersächsischen Bockenem gehört dem gebürtigen Goldbacher Achim Sauer, die grafischen Elemente für das Albumcover stammen von dem Aschaffenburger Volker Behner, der unter dem Pseudonym VB Kühl in Rills erster Band das Schlagzeug bediente.
Musikalische Entspanntheit
Und so entstand ein Album mit 14 Liedern, von denen Markus Rill lediglich drei in Koproduktion mit jeweils einem anderen Autor schrieb, denen selbst noch beim düstersten Akkord die musikalische Entspanntheit der Künstler anzumerken ist. Gerade mal ein verlängertes Wochenende waren Markus Rill (Gitarren, Banjo, Dobro, Mundharmonika, Perkussion, Gesang), Jan Reinelt (Piano, Orgel, Glockenspiel), Aggi Berger (Schlagzeug, Hintergrundgesang), Felix Leitner (Gitarren, Dobro, Banjo, Akkordeon) und Chris Reiss (elektrischer und Kontrabass) vor Jahresfrist in Sauers Studio, »alles lief unheimlich gut«.
Hörpobe I vom Titel "Way down".
Dabei waren sechs Kompositionen Rills der Band nicht bekannt, aber: »Wenn du - vor allem bei ruhigen
Stücken - Atmosphäre willst, tut Spontanität gut.« Genau gilt das auch für eine instrumentelle Vielfalt: Der Osnabrücker Saiteninstrumentalist Heinz Rebellius sorgt für Klangreichtum mit Exotika wie der viersaitigen Tenorgitarre und der metallisch klingenden und schnell verhallenden Tambura, George Bähr (Geige, Mandoline) und Philipp Hagemann (Cello) für einen leichten klassischen Einschlag.
Das bedeutet eine Abkehr vom scheinbar Rill-typischen Klang, schließlich »geht es ja darum, sich als Künstler herauszufordern. Man will ja etwas Neues schaffen.« Diese stilistische Öffnung kommt nicht nur dem Album zugute - das Festlegen auf ein Genre muss einem Künstler nicht Heimat verheißen, kann Enge bedeuten.
Hörprobe II vom Titel "Way down".
Keine Kunstfigur
Eine Enge und Einengung, die Markus Rill sichtlich nicht behagt: Da sei beispielsweise dieser Automobilhersteller gewesen, der ihm ein Sponsoring bot, damit er in dessen Verkaufssalons kurze Konzerte mit Liedern speziell zu dieser Automarke spielte. Ein (finanziell) verlockendes Angebot. Aber: »Ich habe mich dann gefragt, ob das überhaupt eine künstlerische Herausforderung ist - oder ob ich damit nicht einen Teil meiner Glaubwürdigkeit verspiele«, sagt Markus Rill: »Und dann habe ich mir gesagt, dass ich keine Kunstfigur bin. Ich kann nur das eins zu eins abbilden, was ich auch wirklich künstlerisch bin.«
Aus der Zusammenarbeit wurde also nichts - und damit auch nichts, als Künstler möglicherweise national bekannt zu werden. Aber darum geht es auch gar nicht, sagt Markus Rill. Es geht darum, »einen tollen Song zu schreiben, ein gutes Konzert zu geben«. Wenn das gelingt, ist die Welt in der Balance. Dann ist sie vertraut, dann ist sie Heimat. Kein Wunder, dass Markus Rill ein ruhiger Mensch ist. Stefan Reis
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