Irgendwas bleibt

Deutsch-Pop: Silbermond zeigen in der Frankfurter Festhalle ihre Qualitäten als Virtuosen der sanften Rock-Musik

Frankfurt
2 Min.

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Silbermond-Sängerin Stefanie Kloß: Den »Himmel auf« mit deutscher Pop-Musik (hier beim Konzert in Leipzig).
Foto: Hendrik Schmidt (dpa)
Ste­fa­nie Kloß, at­trak­ti­ve schwarz­haa­ri­ge Front­frau von Sil­ber­mond, kennt ih­re Schwächen nur zu gut: Bei be­son­ders fre­ne­ti­schem Ap­plaus neigt die 28 Jah­re al­te Vo­ka­lis­tin in schwar­zen Röh­ren­ho­sen, gleich­far­be­nem hau­t­en­gem Top so­wie kur­zer wei­ßer Le­der­ja­cke et­was zu nah am Was­ser ge­baut zu sein.
Zumeist versucht Stefanie ihre Rührseligkeit mit einem Strahlelächeln zu überspielen. Beim nicht ganz ausverkauften Gastspiel in der Frankfurter Festhalle erlebt der patente Bandmittelpunkt einige solcher heiklen Momente. Ausgerechnet bei der ersten Tournee in drei Jahren, die das mit Bassist Johannes Stolle, Schlagzeuger Andreas Nowak sowie Thomas Stolle an Gitarre und Klavier komplettierte Quartett aus dem ostsächsischen Bautzen zum aller ersten Mal auch in die ganz großen Arenen Deutschlands führt, wartet auf Stefanie eine Extraportion Applaus. Zumindest ist das in Frankfurts Mehrzweckhalle an der Messe so.
Gemütliche Atmosphäre
Und noch eines gelingt Silbermond mühelos: Als schwer klanglich ausbalancierbar gilt der gigantische Kuppelsaal der Festhalle. Doch die Formation, die sich einst als minderjährige Schüler bei einem Musikprojekt des CVJM kennen lernte, gelingt es nicht nur ordentlich die Akustik in den Griff zu kriegen, sondern schafft mit bezauberndem Bühnenambiente und permanent gedimmtem Licht eine ganz reizvoll gemütliche Atmosphäre zu erzeugen.
Einen Vorgeschmack, was das Publikum aus mehreren Fangenerationen erwartet, liefert Stefanie Kloß, als sie mir nichts dir nichts sich zum zweiten Support Act Tom Lüneburger gesellt, der auf kleinem Podium am Endes des langen Laufstegs, der schnurgerade aus der Bühne in die Hallenmitte führt, seine Songs zur Akustikgitarre zum Besten gibt, um mit ihm seinen Song »We Are One« zu singen.
Als Silbermond dann pünktlich mit prophetischem Auftaktsong »Unter der Oberfläche« starten, erzeugt die Begeisterung des Publikums ein kollektives Geräusch, als drohe gleich ein Vulkan auszubrechen. Mit gewohntem Konzept aus knackigem Alternative Rock - mal lauter, mal leiser - holen Silbermond ihre eingeschworene Fangemeinde ab. Vermehrt Songs aus aktuellem Werk »Himmel auf« stehen auf dem Programm. Insgesamt neun Auszüge werden es in rund 100 Minuten inklusive längst zu Klassikern avancierten Favoriten sein. Noch ausgetüftelter wirken »Teil von mir«, »Du fehlst hier« und »Ans Meer«. Wobei Silbermond schon von Anbeginn ihrer Karriere eine Virtuosität an den Tag legten, die - ohne irgend jemand abwerten zu wollen - vergleichbare Kollegen von Wir sind Helden bis Juli, sich schlicht nicht mit messen können. Zu spüren in jedem Song ist auch der ungebrochene Positivismus, den Silbermond an den Tag legen. Nicht ohne Grund, lautet ein Titel: »Zeit für Optimisten«.
Ungebrochene Positivismus
Nachdenklichkeit mit Tiefgang serviert das Kleeblatt auch: Sowohl das mit psychedelischen Instrumentalteil aufgepeppte »Waffen«, als auch das im Rahmen eines zweiteiligen Akustik-Sets präsentierte Kindersoldatendrama »Weiße Fahnen« funktionieren mit Antikriegsbotschaft. Mit dem populären »Symphonie« leitet sich das letzte Drittel des wunderbar inszenierten Songreigens ein. »Irgendwas bleibt«, behaupten »Silbermond« mit Nachdruck, bevor sie schlicht »Ja« sagen.
Auch die vierteilige Zugabe birgt Überraschungen: Bei »Nichts passiert« spielen die Brüder Stolle ihre Instrumente inmitten des Publikums. Mit »Krieger des Lichts« im üppigen Konfettiregen verabschiedet sich eine der wohl sympathischsten Bands der Republik. Rainer Obermaier
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