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Nach dem für alle überraschenden Platz 1 in den US-Albumcharts mit «The King Is Dead» (2011) zündet das Quintett um Sänger und Songwriter Colin Meloy nun die nächste Stufe. Die neue Platte mit dem Bandwurm-Titel «What A Terrible World. What A Beautiful World» (Rough Trade) dürfte den Moment markieren, in dem eine Indierock-Band zum Stadion-Act wird - ähnlich wie es besagte R.E.M. vor gut 20 Jahren mit «Automatic For The People» schafften. Oder zuletzt Arcade Fire mit «The Suburbs».
Auch die Decemberists-Mixtur klingt recht abenteuerlich, also überhaupt nicht nach glattem Mainstream: Ein monumentaler Opener mit Streichern und Gospel-Gesang («The Singer Addresses His Audience»), danach Country-Soul mit schmetternden Bläsern («Cavalry Captain»), Pop im Stil der 50er Jahre mit viel Schalala («Philomena») und ein toller, vom Piano angetriebener Midtempo-Rocksong («Make You Better»). Schon jetzt ist man dem siebten Studioalbum dieser 2001 gegründeten Truppe aus Portland/Oregon rettungslos verfallen.
Während sich The Decemberists früher auch schon mal an einer Progressive-Rock-Oper verhoben («The Hazards Of Love» von 2009) oder ihre Songwriting-Qualitäten nicht durchgängig auf den Punkt brachten, ist ihnen diesmal ein rundum stimmiges Werk geglückt. Selbst keltisch angehauchter Folk, karger Country-Blues («Carolina Low» erinnert an Bruce Springsteens «Nebraska»-Album) oder gar süffiger Radiopop im «Losing My Religion»-Format («The Wrong Year», mit tollem Akkordeon!) gelingt den fünf Amerikanern.
Ihr Meisterstück hat die Band mitten im Album platziert: «Lake Song», mit perlendem Klavier und sehnigem Kontrabass, dürfte in diesem Jahr die schönste Hommage an den britischen Songwriter Nick Drake sein, dessen 40. Todestag die Pop-Welt kürzlich beging. Mit ihrer neuen Platte beweisen The Decemberists also gleichermaßen profunde Kenntnis der Pop-Historie und ein feines Händchen für große, zugängliche Melodien.
Vor allem ist «What A Terrible World...» wohl der endgültige Durchbruch des Colin Meloy als einer der markantesten Sänger (Michael Stipe lässt grüßen...) und besten Songschreiber der US-Folkrock-Szene. Sein Talent als Storyteller hat der 40-Jährige nicht nur in zahllosen Decemberists-Lieder bewiesen, sondern auch als Kinderbuch-Autor der «Wildwood»-Serie. «Ich mag einfach Geschichten. Und ich mag es, wenn Leute Geschichten erzählen», sagte Meloy kürzlich dem amerikanischen «Rolling Stone». Seinen eigenen Geschichten hören immer mehr Menschen begeistert zu.
Website The Decemberists
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