Fast hatte man die Hoffnung auf ein weiteres Kapitel aufgegeben. Das zweite Album der US-Band aus Portland/Oregon rechtfertigt nun jede Sekunde der überlangen Wartezeit. Mit «From Shores Of Sleep» perfektionieren Musée Mécanique ihren sehr eigenen Indie-Folk-Sound, den die beiden Songwriter Sean Ogilvie und Micah Rabwin schon vor fünf Jahren auf dem Vorgänger «Hold This Ghost» zu erstaunlicher Reife entwickelt hatten.

Wieder ist eine Vielzahl von Streich- und Blasinstrumenten zu hören, die den kammermusikalischen Ansatz dieser Musik jetzt noch häufiger ins Orchestrale steigern. Watteweiche Keyboards, Kontrabässe, Akustikgitarren und sogar singende Sägen verstärken die verträumte, märchenhafte Atmosphäre von Liedern wie «O Astoria», «A Wish We Spoke» oder «Along The Shore».

Noch schöner als schon beim Debüt klingen die Gesangs-Arrangements - die sanften Stimmen von Ogilvie/Rabwin harmonieren wie damals bei Simon & Garfunkel, den Beach Boys oder Crosby, Stills, Nash & Young. Auch die Texte spiegeln die großen Ambitionen von Musée Mécanique: «From Shores Of Sleep» ist ein lupenreines Konzeptalbum, es handelt von der Seefahrt und «dem ganzen, großen Drama des offenen Meeres», wie es die zu Recht stolze Plattenfirma Glitterhouse beschreibt.

Mit erfolgreichen Bands wie Mumford & Sons, Fleet Foxes, Bon Iver oder Passenger ist Indie-Folk längst im Pop-Mainstream angekommen. Musée Mécanique zeigen, dass sich diesem vertrauten Sound durchaus noch neue Facetten abgewinnen lassen.