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Das Farbfoto aus dem Jahr 1967 gehört zu den coolsten Aufnahmen vom heutigen Kunstsuperstar Gerhard Richter. Fotografiert hat ihn damals Erika Kiffl, die mit ihren Aufnahmen aus den Ateliers von Günter Uecker, Gotthard Graubner, Richter und vielen anderen heute berühmten Künstlern selbst ein Stück Kunstgeschichte schrieb. Am 19. Dezember wird die Wahldüsseldorferin 75 Jahre alt.
«Bei den Richter-Fotos ist mir die größtmögliche Nähe gelungen», sagt Kiffl im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Man kann es kaum glauben, dass Kiffl die Aufnahmen von Gerhard Richter - ihre erste und einzige Farbfotoserie überhaupt - jahrelang in der Schublade liegen ließ. Denn es dauerte eine Zeit, bis die unkonventionelle Kiffl den Weg zur Kunst fand.
Kiffl steht für den selbstbestimmten Weg einer emanzipierten jungen Frau in den ausgehenden 50er Jahren - damals durchaus keine Selbstverständlichkeit. Schon als 15-Jährige arbeitete das Mädchen mit den grünen Augen als Model. Die spätere Ausbildung zur Grafikdesignerin dauerte ihr zu lang. Schon Anfang der 60er Jahre fing Kiffl als Layouterin bei der Modezeitschrift «Elegante Welt» an. Aber das Blatt war ihr zu altmodisch, Kiffl stieg bei einer großen Werbeagentur ein, buchte Fotografen wie Helmut Newton oder Richard Avedon.
«Das hat mir Spaß gemacht, da war ungeheuer Leben in der Bude»», sagt sie. «Ich war ein rheinisches Mädchen, habe viel gefeiert.» Dazu muss man wissen, dass Kiffl 1939 im früheren Karlsbad in Tschechien geboren wurde und die Heimat 1946 mit ihren Eltern verlassen musste. Als Elfjährige kam sie 1951 nach Düsseldorf.
Freundschaften mit Künstlern pflegte Kiffl schon früh. Schon mit Mitte 20 flog sie mit einer Horde trinkfreudiger Düsseldorfer Künstler und Galeristen nach New York - 2000 Mark hatte sie sich von Freunden geliehen, 900 davon investierte sie in eine Rolleiflex.
Doch erst ein Besuch in einer großen Halle, in der Graubner an seinen documenta-Bildern arbeitete, brachte sie 1977 auf eine neue Idee. «Mir wurde klar, wie wichtig das Atelier für die Produktion der Künstler ist.» Wie Manfred Leve, Benjamin Katz oder Ute Klophaus dokumentierte Kiffl die Anfänge der späteren Kunststars. Auf den öffentlichen «Rundgängen» an der Düsseldorfer Akademie hielt sie den ein oder anderen Karrierestart damals junger Kunststudenten fest.
Konsequent schwarz-weiß und bis zuletzt analog fotografierte Kiffl mit ihrer Rolleiflex, darunter auch den heute weltweit bekannten chinesischen Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei. 1995 reiste Kiffl durch die Ateliers der jungen Künstler in China. Wichtig aber waren ihr vor allem auch ihre Projekte mit polnischen Künstlern seit der Streikbewegung in den 80er Jahren.
Vor einigen Jahren legte Kiffl die Kamera beiseite. Sie kümmert sich seitdem vor allem um das im Museum Kunstpalast beheimatete Archiv der künstlerischen Fotografie der rheinischen Kunstszene (AFORK), einer Sammlung aus rund 8000 Fotos von den 50er Jahren bis heute. Von August bis Oktober 2015 wird im Kunstpalast eine Ausstellung mit Fotos von Kiffl zu sehen sein. Kiffls Bilder seien «Dokumentation von Kunst, aber auch Dokumentation, die Kunst ist», schreibt der Direktor Beat Wismer.
Mit kaum einem der Künstler, den sie damals fotografierte, hat Kiffl heute noch Kontakt. Aber bedauerlich findet sie das nicht. «Das ist ja auch ein Leben in einer unheimlichen Monomanie», sagt sie über die heutigen Stars der Kunstszene. «Ich habe mich auch nur auf das Wesentliche für mich konzentriert.»
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