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Eine neue Serie des teuersten Fotokünstlers der Welt rückt dagegen den Einzelnen ins Zentrum. Gursky erschafft virtuelle Landschaften, in denen Hollywoods Comic-Helden wie Superman oder Iron Man auftauchen. Zwei Arbeiten aus dieser Serie sind von diesem Donnerstag an in der Kestnergesellschaft Hannover zu sehen, und zwar nur hier. Fotografiert werden dürfen die Bilder mit den Marvel-Helden allerdings nicht. Amerikanische Anwälte haben das aus urheberrechtlichen Gründen untersagt.
Das Fotografierverbot trübt ein wenig den Auftakt der Ausstellung mit gleich drei Stars der Gegenwartskunst. Neben Werken des 59-jährigen Gursky aus den Jahren 2004 bis 2014 zeigt das Haus Fotografien des Kanadiers Jeff Wall (67) sowie Zeichnungen und Skulpturen des Leipziger Malers Neo Rauch (54). Eine Gruppenausstellung des Trios drängt sich nicht unbedingt auf, sie ist ausgehend von Gurskys Lehmbruck-Bildern entstanden. Räume des Duisburger Lehmbruck Museums hat er per digitaler Fotomontage mit zeitgenössischen Werken gefüllt - darunter sind ein Dia-Leuchtkasten von Wall und eine Skulptur von Rauch.
Andreas Gursky sollte ursprünglich selbst die Journalisten durch die Schau führen, sagte jedoch seine Teilnahme an der Vorbesichtigung am Mittwoch kurzfristig ab. So übernahm Kurator Heinrich Dietz die Aufgabe, auf Querverbindungen hinzuweisen. Auf begrenztem Raum werde den eigenständigen Werken ein Verhältnis aufgezwungen, sagt er durchaus selbstkritisch. Die Ausstellung sei ein visuelles Experiment.
Faszinierend ist, wie Gursky Figuren darstellt. Das Bild «SH I» zeigt Hollywood-Schauspieler Tobey Maguire im erleuchteten Schaufenster des von Renzo Piano entworfenen Hermès-Turmes in Tokio. Melancholisch hebt Maguire die Hand wie zu einem Gruß, draußen im Dunklen steht sein Alter Ego Spiderman. «SH IV» erinnert an eine kitschige Fototapete aus einem Mädchenzimmer der 80er Jahre. Ein Paar umarmt sich unter Palmen-Silhouetten am Strand, Meer und Himmel sind in Rosa getaucht. Der Mann entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Iron Man, den unbesiegbaren Ritter mit stählernem Herzen.
Die Figuren wirken so klein und verloren wie in den Landschaften des Romantikers Caspar David Friedrich. Die Einsamkeit des Einzelnen und Sehnsucht nach Nähe transportiert Gursky in die virtuelle Welt. Jeff Wall zeigt in seinen Schwarz-Weiß-Fotografien Anti-Helden vor vermüllten Wohnblöcken. Die Fotografien wirken wie zufällig entstanden, sind aber ebenfalls meist inszeniert und streng komponiert. Dagegen arbeitet Neo Rauch als Zeichner spontaner. Die Zeichnungen erinnern an Szenen aus Träumen. «Sie sind fast wie Telefonkritzeleien, die nebenbei entstehen», erläutert Kurator Dietz. Damit hält der Maler flüchtige Momentaufnahmen fest, während die Fotokünstler ihre Arbeiten wie Gemälde inszenieren.
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