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Schöner Schein: Papiermaché im Ludwigsluster Schloss

Ludwigslust (dpa) 2 Min.

Papiermaché
Papiermaché-Restaurator Andreas Volkmar arbeitet an vergoldeten Zierleisten aus Papiermaché.
Foto: Jens Büttner

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Es ist nicht immer Gold, was glänzt. Restaurator Andreas Volkmar aus Lüblow kann ein Lied davon singen. Seit 22 Jahren spürt er dem schönen Schein im Ludwigsluster Schloss nach.

Die einstige Residenz der Herzöge von Mecklenburg-Schwerin, ein barocker Bau aus dem 18. Jahrhundert, stellt sich hinter prunkvoller Fassade als wahre Recyclingstätte für Altpapier heraus.

Kaschiert als Gold, Marmor, Stein und Terrakotta bildet schlichtes Papiermaché - teils sogar besonders wetterfestes - edle Möbel, Büsten, Bilderrahmen, Leuchter, Deckenstuck und Wandzierrat. Trotz aller Mühen ist das Rätsel des «Ludwigsluster Cartons» auch nach über 200 Jahren noch immer nicht gänzlich gelöst.

Das Schloss Ludwigslust, von 1772 bis 1776 nach Plänen des Hofbaumeisters Johann Joachim Busch errichtet und auch als kleines «Versailles des Nordens» bekannt, wird derzeit aufwendig saniert. In den Ostflügel und den zentralen Goldenen Saal werden laut Schweriner Finanzministerium bis 2015 mehr als 18 Millionen Euro investiert, davon gut 12 Millionen Euro EU-Geld.

«Papiermaché findet sich überall», sagt Projektleiterin Steffi Dahl vom landeseigenen Betrieb für Bau und Liegenschaften. Der Grund für das reichlich verwendete Billig-Imitat sei die blanke Geldnot der Mecklenburger Herzöge gewesen. «Auch die Vergoldungen waren oft nicht echt, sondern nur aus dünnem Messing.»

Andreas Volkmar ist ein Kenner der seltsamen Pappe. Anfang der 1990er Jahre brütete er monatelang über dem Papier-Problem, ehe er für das Schloss einen Spiegelrahmen erneuern konnte. «Bis dahin wusste niemand, wie das gemacht wird», bekennt er. In Archiven wühlte er sich durch Berge alter Dokumente - und wurde fündig. Freilich stieß er nicht auf ein Rezept für die Kunst des falschen Glamours, denn die Macher hatten die Verarbeitungsmethode stets streng gehütet.

Mit Laboranalysen konnten immerhin die Zutaten enttarnt werden. Die Analysen verglich Volkmar mit Rechnungen und Lieferscheinen der historischen «Ludwigsluster Carton-Fabrique». Die Manufaktur war einst unter Herzog Friedrich dem Frommen zum Schlossbau aus dem Boden gestampft worden. Sie florierte aber nur wenige Jahrzehnte auch dank des Exports der Papp-Waren, bis später neue Werkstoffe aufkamen und den Niedergang des kunstvollen Papierrecyclings besiegelten.

Neben Akten aus den herzoglichen Schreib- und Steuerstuben - noch heute sind Daten und Zahlenkolonnen in den hohlen Schmuckstücken zu entdecken - kamen Mehl und Kleister, Öle und Harze zum Einsatz, wie der Restaurator erklärt. Zahllose Versuche hätten ihn seinem Ziel, das Geheimnis der Verarbeitung zu lüften, nähergebracht. So stellte er fest, dass die Kartonagen nicht wirklich aus «Papiermaché», also «zerkautem Papier» bestehen, sagt Volkmar.

Tatsächlich seien die Stücke aus ein, zwei Dutzend Lagen Papierschnipseln mit Stärkeleim in Form geschichtet worden. «Kaschieren» (französisch: cacher) nenne man dieses Verfahren, das Resultat müsse demnach eigentlich «Papiercaché» heißen, meint der Materialforscher. In jedem Fall entstehe ein leichter, flexibler, nahezu unzerbrechlicher Werkstoff, der gut bearbeitet werden könne.

Das Nachahmen der historischen Imitate stelle noch heute eine Herausforderung dar. Es brauche viel Zeit und Geduld, das Schichten und Trocknen der Mixtur sei ein ständiges Experiment. «Die Technologie entscheidet über den Erfolg», meint der Handwerker. Viele Arbeitsgänge, die zum «Carton» führen, habe er zu meistern: die Negativform modellieren, Papier stückweise übereinanderpappen, das Werkstück trocknen und schleifen, dann lackieren, bemalen, bronzieren oder vergolden.

Die Technik sei schon aus der Antike etwa von ägyptischen Mumien bekannt, weiß der 56-jährige Experte. Im Mittelalter entstanden religiöse Andachtsbilder aus Papiermaché. Im 18. und 19. Jahrhundert erlaubte die uralte Idee - neu entdeckt auch von dem Ludwigsluster Lakaien Johann Georg Bachmann - eine günstige Massenproduktion von Luxusgütern. Tabakdosen aus Paris, Möbel aus Birmingham, alles nur gepresste Makulatur, erlangten internationalen Ruhm.

Die Mecklenburger Karton-Fabrik, die sich auf Porträts von Herrschern, Promis und Philosophen spezialisierte, verkaufte ihre Kreationen per Katalog an die Fürstenhäuser Europas. Im «Journal des Luxus und der Moden» fanden sich «vorzügliche Pappwaren» wie Plastiken von Luther, Statuen, Uhren, Möbel, Vasen, Tafelaufsätze sowie Kopien großer Kunstwerke. Darunter auch die «Königin von Preußen», eine Büste der Luise von Johann Gottfried Schadow, kunstvoll aus Altpapier im Terrakotta-Look kaschiert.

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