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Drei Fehlgeburten musste sie ertragen. Eine Adoption kommt für das Paar dennoch nicht infrage. «Ich will kein fremdes Kind. Ich will mein Kind», sagt die Krankenschwester.
Nina und Mark sind im Drama «Monsoon Baby» (ARD, 20.15 Uhr) am Rande ihrer Kräfte, als sie sich durchringen, nach Indien zu fahren. Sie wollen es machen wie viele Tausend andere Europäer: In dem Billiglohnland Indien eine Frau dafür bezahlen, dass sie ein Kind austrägt. Das sei doch für alle Beteiligten ein Gewinn. Die zwei ahnen nicht, wohin diese Entscheidung sie führen wird.
Anfangs scheint alles perfekt organisiert zu sein. Eine deutschsprachige Ärztin, eine Leihmutter, die mit dem deutschen Geld ihrem eigenen Kind den Aufstieg aus dem Slum ermöglichen will, und ein Klinikchef, der gegen ein Geldbündel den Papierkram erledigt und keine moralischen Fragen stellt. Das Paar soll Eizelle und Samen spenden und das Kind dann Monate später abholen. Nina und Mark feiern sogar zu zweit eine exotische Hochzeit, um indischem Recht genüge zu tun.
Das Paar, das in Deutschland ein Haus für Kinder gebaut hat, die nie zur Welt kamen, ist hin- und hergerissen. So recht ernst nehmen können sie das bunte und exotische Chaos nicht. «So wird unser Kind riechen - voll nach Indien. Nach Erde, Feuer, Sandelholz», sagt Nina. Doch vor allem Mark befallen Skrupel. Ist das alles nur Ausbeutung? Leihmutter Shanti wehrt alle Sympathiebekundungen ab. «Nina, Sie sprechen nicht ihre Sprache, Sie kennen sie nicht», mahnt die Ärztin.
Wie aus einem bunten Traum kommen Mark und Nina ins kühle Deutschland zurück, während Tausende Kilometer entfernt ihr Kind in einem fremden Bauch wächst. Zurück in eine bürgerliche Welt, in der Marks Mutter verzweifelt auf ein Enkelkind wartet. Da entfährt es Mark, dass ein Baby unterwegs sei. Von einem Moment auf den anderen ist Nina in die Ecke gedrängt. Wie soll sie der Umwelt die Mutterschaft vorgaukeln?
Die Kissen in Form eines Schwangerschaftsbauchs, die Mark anschleppt, will sie nicht tragen. Immer tiefer rutscht das Paar in die Krise. Schließlich reist Nina vorzeitig nach Indien und sucht sich einen Job in der Klinik der Leihmütter. Diesmal lernt sie das Land von einer völlig anderen Seite kennen. Eines Tages ist die Frau, die ihr Kind austrägt, verschwunden. Die Deutsche erkennt, welche Spirale des Verhängnisses ihr Geschäft mit Leihmutter Shanti ausgelöst hat. Und schließlich holt sie auch der Makel ein, dass der Deal kriminell war.
Leihmutterschaften, die Paare aus der westlichen Welt in Asien bestellen, waren zuletzt durch den Fall des Down-Syndrom-Babys Gammy in Thailand wieder in die Öffentlichkeit gerückt. Die Drehbuchautoren Florian Hanig («Kückückskind») und Andreas Kleinert («Tatort: Borowski und der Engel», er führte bei «Monsoon Baby» auch Regie) widerstehen jedoch der Versuchung, den Film mit Statistiken oder empörten Für-und-Wider-Diskussionen zu überfrachten.
Im Mittelpunkt steht ein Paar, das sein Lebensmodell bedroht sieht, und erst nach und nach die Folgen seiner Handlungen erkennt. Das verleiht dem Film seine enorme Intensität. Julia Jentsch («Die fetten Jahre sind vorbei») und Robert Kuchenbuch («Der Bergdoktor») spielen so glaubwürdig, dass das Drama stellenweise wie eine Doku wirkt.
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