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Dazu zählen auch die Rostocker Freunde Conny (Alexander Fehling) und Andreas (August Diehl). Die beiden Hafenarbeiter sind Waisen, ledig und kinderlos - zu viele Hindernisse für ihren Traum, zur Handelsmarine versetzt zu werden. Also lassen sie sich vom teuflischen Stasi-Oberst Seler (Rolf Hoppe) anwerben, um ihren Freund, den fluchtbereiten Vorarbeiter Matze (Ronald Zehrfeld), zu bespitzeln. Ihre Geschichte, «Wir wollten aufs Meer», ist an diesem Mittwoch (20.15 Uhr) auf Arte zu sehen.
Conny verweigert sich: Er verhilft seiner vietnamesischen Freundin Phuong Mai Dinh Ti (Phuong Thao Vu) zur Flucht nach Hamburg. Er wird von Andreas verraten, dann gefasst und in das äußerst brutal geführte Zuchthaus in Cottbus eingesperrt. Während Conny und Matze sehr unter dem sadistischen Anstaltsleiter Fromm (Thomas Lawinky) zu leiden haben, treibt der skrupellose Andreas weiter sein hochintrigantes Spiel, indem er versucht, alle gegeneinander auszutricksen. Bis er am Ende erkennen muss, dass er sich nicht nur seine besten Freunde zu Feinden gemacht hat.
Die Darsteller Alexander Fehling, Ronald Zehrfeld und Rolf Hoppe wuchsen selbst in der DDR auf, was für ihr intensives Spiel eine gewisse Rolle spielen mag. Regisseur Toke Constantin Hebbeln (36) gewann 2007 mit seinem Film «NimmerMeer» den Studenten-Oscar in Hollywood. Er zeigt mit seinem Abschlussfilm «Wir wollten aufs Meer» drei verzweifelte Menschen, die unter ungeheurem Druck zu Verrätern und Opportunisten werden. Hebbeln führt seine packende Dreiecksgeschichte aus Täuschung, Widerstand und Verrat mit verschiedenen Erzählsträngen immer wieder geschickt zusammen und macht so ein düsteres Elend von ungeahnt tragischem Ausmaß eindrucksvoll deutlich.
Die jungen Schauspieler agieren sämtlich ganz hervorragend: Während August Diehl eher leise einen geradezu teuflischen Andreas gibt und Ronald Zehrfeld kraftvoll den aufrechten Matze, glänzt Alexander Fehling als gebrochener Conny, der in mancher Einstellung schon fast wie James Dean in Szene gesetzt wird. Er erkennt zum Schluss den ganzen grausamen Betrug an seinem Leben und seiner Liebe - und bricht in Tränen aus. Aber zumindest er kann - schließlich im Westen angelangt - seinen Seefahrertraum verwirklichen.
«Schlechten Menschen geht es immer gut», heißt es im Film, der glaubhaft zeigt, wozu Menschen in einem totalitären System fähig sind. Das hat man in vielen Filmen bereits gesehen, so in dem oscargekrönten Drama «Das Leben der anderen» (2006). Doch hier, beim Betrachten der teilweise in bedrückenden Brauntönen gehaltenen Szenen, drängt sich der Vergleich mit Shakespeare'schen oder griechischen Tragödien geradezu auf. «Jeder geht irgendwann rüber, so oder so», sagt Conny am Schluss.
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