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Im dpa-Interview erzählt er über die Tonaufnahmen für «Kater Mikesch» vor 50 Jahren und enthüllt das Geheimnis der schief gesungenen Lieder.
Frage: Haben Sie noch Erinnerungen an «Kater Mikesch» vor 50 Jahren?
Antwort: Ich weiß noch, dass ich da einen winzigen Satz hatte, so in der Richtung: «Haben Sie nicht ein Stückerl Draht für mich?» Ich war ein Motorradfahrer, der eine Panne hatte.
Frage: Genial war ja die Stimme von Mikesch - von Max Bößl, der später auch das Urmel sprach...
Antwort: Ja, der Max hatte eine wahnsinnige Stimme. Die war nicht verstellt, der sprach auch schon normal so. Er hatte auch so Macken, die er nicht rausbrachte, er konnte ja keinen Punkt sprechen. Bei jedem Satz hat er hinten ein Fragezeichen drangehängt.»
Frage: Waren die Sprecher bei den Aufnahmen eigentlich alle zusammen?
Antwort: Ja, das war alles sehr altertümlich, aber gemütlich. Im ehemaligen Foyer der Puppenkiste, da hockten wir auf kargen Bänken und warteten, bis man uns reinrief. Und da drinnen war alles sehr improvisiert, es war unheimlich eng, und dazwischen hingen die Mikrofone und die Kabel. Und der Regisseur Manfred Jenning saß in der Schreinerei, ein paar Meter weiter, versteckt in einem Raum, und gab da von da seine Anweisungen.
Frage: Hatte Jenning Sie zur Puppenkiste geholt?
Antwort: Ich war ja '62 als ganz junger Schauspieler am Stadttheater Augsburg engagiert worden. Und da kam eines Tages ein älterer Herr in die Garderobe und stellte sich vor als Walter Oehmichen. Das war der Gründer der Puppenkiste. Und der sagte: «Ich hätte Sie gern mal bei uns als Sprecher dabei.» Und da hüpfte natürlich mein junges Herz, denn die Puppenkiste war ja eine Institution damals.
Frage: Sie waren dann ja ziemlich auf die Bösewichter festgelegt: der cholerische Baron Bolligru im «Kleinen dicken Ritter», der schießwütige König Pumponell im «Urmel», der Herr der Blechbüchsenarmee, Graf Rao, und vor allem der Räuberhauptmann Bill Bo, der so schön Hessisch sprach.
Antwort: Das war eine Idee von Manfred Jenning, dass alle Räuber einen anderen Dialekt sprechen sollten. Und da ich gebürtiger Hesse bin, habe ich dann Hessisch gesprochen.
Frage: War Bill Bo Ihre Lieblingsrolle?
Antwort: Ja, doch, denn das war ja nicht nur Gebrüll, der konnte ja auch unheimlich kitschig weich werden, das fand ich schön.
Frage: Viele Kinder konnten damals lange Passagen auswendig, von den Schallplatten.
Antwort: Ich hatte später noch einen Redakteur beim ZDF, der hat sich bitter beschwert, dass seine Kinder von früh bis spät meine Flüche gerufen hätten.
Frage: Potzblitz, Donnerwetter, Sapperment nochmal...
Antwort: Irgendwas fehlt da noch, aber ich krieg's jetzt auch nicht mehr zusammen.*
Frage: Noch heute können viele damalige Zuschauer die Lieder singen. Wie haben Sie es damals geschafft, so schief zu singen?
Antwort: Wir haben uns einfach gegenseitig angegrölt, dann funktionierte das schon.
Frage: Angeblich war auch Alkohol im Spiel?
Antwort: Also, dass wir während der Aufnahmen getrunken haben, kann ich nicht bestätigen. Aber hinterher haben wir immer kräftig gezecht. Dann ging die ganze alte Brigade immer ins «Rote Tor», das war damals noch eine urige Kneipe. Es waren schon schöne Zeiten.
*Sepp Strubel hat natürlich recht. Der vollständige Fluch von Bill Bo lautet: «Bomben, Granaten, Element, Potzblitz, Donnerwetter Sapperment nochmal.»
ZUR PERSON: Sepp Strubel wurde am 3. Oktober in Worms geboren. Er schrieb Drehbücher für zahlreiche Filme, als Schauspieler wirkte er unter anderem bei der Augsburger Puppenkiste mit. Auch war er an der Produktion von zahlreichen Filmen für die ARD-Sendung Sandmännchen beteiligt. Er ist mehrfacher Grimme-Preisträger.
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