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Theoriedebatte: Die aufregende «Geschichte einer Revolte»

Berlin (dpa) 2 Min.

Philipp Felsch
Bei C.H.Beck erschienen: «Der lange Sommer der Theorie - Geschichte einer Revolte 1960-1990».
Foto: C.H.Beck

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Neben den ambitionierten Buchreihen großer Verlage wie der legendären «edition suhrkamp» oder «rororo aktuell» befeuerten auch viele kleine, meist linke Verlage und Buchhandlungen lange Zeit den intellektuellen Diskurs der Bundesrepublik. Dazu gehörte auch der West-Berliner Merve Verlag.

Es gab einmal eine Bundesrepublik, in der standen Bücher von Philosophen wie Ernst Bloch, Theodor W. Adorno und Ludwig Wittgenstein selbst in Bahnhofsbuchhandlungen an der Spitze der Verkaufszahlen. Dabei handelte es sich meist um preiswerte so genannte Gebrauchsbücher für Lernende und Wissbegierige.

Das hatte natürlich vor allem mit der schnellen Verbreitung des billigen Taschenbuches an sich zu tun, was Autoren wie Adorno in früheren Zeiten auch mal als Vorbote einer globalen «Massenkultur» beargwöhnten.

«Weder Enzensberger noch Adorno konnten 1959 ahnen, dass sie ihren eigenen publizistischen Erfolg der Generation der Taschenbuchleser verdanken sollten», schreibt der Kulturwissenschaftler Philipp Felsch in seinem Buch «Der lange Sommer der Theorie - Geschichte einer Revolte 1960-1990» (C.H. Beck).

Diese Geschichte der Theorie, also der geisteswissenschaftlichen und kulturpolitischen Debatte, sei in der Bundesrepublik ohne die damalige Umwälzung auf dem Buchmarkt nicht zu begreifen, meint Felsch heute dazu - in einer Zeit erneuter tiefgreifender Umwälzungen in der Buchhandels- und Verlagslandschaft. «Theorie verkaufte sich wie Schallplatten», erinnert Felsch. Doch auch wenn Adorno als «guter Geist der Nachkriegsdeutschen» mit seiner philosophischen Schrift «Minima Moralia» die geistige Debatte der Bundesrepublik lange Jahre bestimmte, blieb ihm auch immer die bohrende und wohl stets gültige Frage vieler seiner Studenten auf den Fersen, ob denn Theorie überhaupt «praktizierbar» sei und die Welt verändern könne.

Die vielen kleinen linken Verlage und Buchläden, die vor allem im Zuge der 68er Studentenrevolte bis in die 70er Jahre hinein aus dem Boden schossen (ein «Mao-Buchladen an der Ecke» war keine Seltenheit), wollten diese Debatten des «wilden Denkens» mit fundierten theoretischen Schriften begleiten - je schwieriger zu lesen desto besser. «Wie sollen wir «Das Kapital» lesen?» wurde gefragt. Manche wie Rudi Dutschke wollten auch mal «Lenin auf die Füße» stellen.

Ein «Hauptlieferant» wurde auch der West-Berliner Merve Verlag von Peter Gente, Merve Lowien und Heidi Paris, an dessen Beispiel die Geschichte des «wilden und schwierigen Denkens» in der Bundesrepublik erzählt wird, das auch von französischen Autoren wie Michel Foucault, Jean-Francois Lyotard, Jean Baudrillard und Gilles Deleuze beeinflusst wurde. «Franzosengemurmel im doofen Merve-Verlag», hieß es von kritischer Seite dann manchmal.

Felsch ist mit dieser erzählenden, facettenreichen Rückschau zweifellos eine der aufregendsten und gleichzeitig auch anspruchsvollsten Neuerscheinungen des diesjährigen Bücherfrühlings gelungen. Aufregend ist das Buch, weil es eine wichtige gesellschafts- und kulturpolitische Etappe der Bundesrepublik lebhaft und anschaulich in Erinnerung ruft, manchmal sogar zum leisen Schmunzeln verführend, ungewöhnlich genug für ein deutsches (!) Sachbuch dieser Couleur.

Anspruchsvoll ist es deshalb, weil es in einem fundierten Parforceritt gut verständlich die Theoriedebatten mit den «umstürzenden Lektüreerlebnissen» der rebellischen Generation mit ihren Kultautoren, zu denen neben Foucault und Adorno unter anderem auch Jürgen Habermas und Niklas Luhmann gehörten, aufarbeitet. Es herrschte eine regelrechte geistige Aufbruchstimmung in einer deutschen Nachkriegsgeneration, die mit ihrer Lektüre das Schweigen ihrer Eltern beantworteten. Diese Aufbruchstimmung führte letztendlich auch zur Frauen- und Schwulenbewegung, einer ökologischen Bewegung bis zur Gründung der Grünen und sogar zu einer - bis heute erscheinenden - alternativen Tageszeitung (taz).

«Warum Denken fröhlich macht», heißt ein Kapitel des Buches. Diese Fröhlichkeit führte schließlich sogar zu Theoriedebatten im Berliner Nachtleben mit diskutierfreudigen Hegel- und Heidegger-Runden in «handlungsarmen Disko-Ecken», wie bei Felsch zu lesen ist. Der «Dschungel», das Kreuzberger «SO 36» und das «Exil» oder die «Paris Bar» in Charlottenburg mit Stammgästen wie Heiner Müller, David Bowie, Max Frisch und Rainer Werner Fassbinder wurden Treffpunkt von Künstlern aller Couleur. Der «Geist des Seminarmarxismus» wich teilweise der «Verbreitung höheren Blödsinns», ätzten kritische Zeitgenossen.

Schließlich verlagerte sich der intellektuelle Diskurs zunehmend in die Kunstszene mit ihrem Hang zum «Gesamtkunstwerk», dem Happening und der Aktionskunst mit ihren Protagonisten Wolf Vostell, Martin Kippenberger, Joseph Beuys und Christoph Schlingensief, der es ja sogar bis auf die Opernbühne schaffte, auch wenn ein Jonathan Meese über seine geplatzte Bayreuth-Berufung noch immer mehr als verstimmt ist.

- Philipp Felsch: Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte 1960-1990", C.H. Beck Verlag, München, 327 Seiten, 24,95 Euro, ISBN 978-3-406-66853-1.

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