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Günter Grass: «Sechs Jahrzehnte. Ein Werkstattbericht»

Göttingen (dpa) 2 Min.

Günter Grass
Der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Günter Grass lässt den Leser teilhaben an seinem Leben.
Foto: Matthias Hoenig

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Als sein Freund und Dichter Peter Rühmkorf am 8. Juni 2008 um 11.55 Uhr stirbt, ist Günter Grass vier, fünf Minuten später bei ihm am Totenbett und beginnt zu zeichnen. Das zutiefst berührende Porträt mit feinem Strich zeigt den Kopf des Toten von der Seite mit geschlossenen Augen.

In seinem Tagebuch notiert der Literaturnobelpreisträger über den Tod Rühmkorfs: «Als wir in Roseburg kurz danach eintrafen, fand ich seine Stirn noch warm...»

Zeichnung und Tagebuchauszug, dazu abgedruckt Grass' Abschiedsgedicht «Verwaiste Reime» an Rühmkorf und persönliche Anmerkungen über die Jahrzehnte währende Freundschaft - das ist nur ein Beispiel für das Konzept und die aufwendige Gestaltung von Grass' Werkstattbericht «Sechs Jahrzehnte».

Grass, inzwischen 87, lässt den Leser teilhaben an seinem Leben: an erster Stelle, wie literarische Werke entstehen - von ersten Gedichten in der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart. So sind handschriftliche Arbeitspläne und frühe Manuskriptfassungen als Faksimile gedruckt; Fotos zeigen Grass im Atelier beim Schreiben und Zeichnen; Illustrationen und farbenprächtige Aquarelle zeigt der prächtig gestaltete Band ebenfalls, für den der Drucker G. Fritze Margull und Grass' langjährige Sekretärin und rechte Hand Hilke Ohsoling als Herausgeber zeichnen.

Ein zweiter Aspekt: Wie sich Grass in politische Debatten einmischt - etwa in seiner Ablehnung des Irakkriegs von George W. Bush im Jahr 2003. Und wie ihn die öffentliche Kritik der Medien trifft - so nach dem Erscheinen seiner Autobiografie «Beim Häuten der Zwiebel» 2006 oder nach dem kritischen Gedicht «Was gesagt werden muss» (2012) über Israels Regierungspolitik und unkontrollierte Atomwaffen.

«Für viele Kritiker mochte es eine willkommene Gelegenheit gewesen sein, alte Rechnungen zu begleichen und mich endlich mundtot zu machen», resümiert Grass rückblickend über die Reaktionen zu seiner Autobiografie, in der er erstmals seine kurze Zeit bei der Waffen-SS als 17-Jähriger kurz vor Kriegsende öffentlich machte. Und über das Echo zum Israel-Gedicht schreibt Grass: «Die aus meiner Perspektive selbst mit zeitlichem Abstand selten nachvollziehbaren, hysterischen bis niederträchtigen Reaktionen auf dieses Antikriegsgedicht haben mich nachhaltig erschüttert.(...) Ohnmacht und Lebensekel machten sich breit.» Enttäuschender sei noch das Schweigen vieler Freunde gewesen, «die sich bedeckt hielten».

Doch Grass schöpft wieder Zuversicht, die Auszeichnung als «Europäer des Jahres 2012» durch die dänischen Europabewegung erfreut ihn, ebenso manche Feiern zum 85. Geburtstag im selben Jahr und Ausstellungen oder ein Treffen mit seinen Übersetzern - erstmals zu seiner Lyrik. «Also werde ich nicht vor der Zeit aufgeben und weiterhin versuchen, unterschiedlich schwere Steine bergauf zu bewegen», schreibt der Dichter, anspielend auf Albert Camus' «Mythos des Sisyphos», den Grass als lebensphilosophische Grundhaltung verinnerlicht hat.

Wegen des fortgeschrittenen Alters muss Grass, wie er selber schreibt, inzwischen auf Reisen und öffentliche Auftritte weitgehend verzichten. Als Perspektive sieht er die Möglichkeit, «hin und wieder dort, wo ich hause, aus noch unabgeschlossenen Manuskripten oder bereits gedruckten Büchern vorzulesen». Seine Werke, Grass nennt sie die «ganz gut schlecht erzogenen Kinder meiner Laune», könnten so auch im 21. Jahrhundert für sich sprechen - es klingt die Hoffnung durch, sein Werk werde auch künftige Generationen beschäftigen.

Der Werkstattbericht ist eine Fortschreibung von einem Band über 40 Jahre Schaffen (1991) und eines weiteren, einmal aktualisierten Bandes (2001/2004) über 50 Jahre als Autor, bildender Künstler und der SPD verbundener Citoyen, der sich politisch immer wieder einmischt. Insofern ist im neuen Band lediglich der 125 Seiten umfassende Teil seit dem Jahr 2003 wirklich neu.

Aber in diesen Jahren hat Grass, was neben manchen Schlagzeilen unterging, literarisch ungemein viel Wirkkraft gezeigt, nicht nur mit Gedichtbänden. Zu nennen ist da vor allem der siebeneinhalb Jahre dauernde Schreibprozess für die autobiografische Trilogie «Beim Häuten der Zwiebel» (2006), «Die Box» (2008) und als sein letztes großes Prosawerk «Grimms Wörter» (2010). Aus dreimal wechselnder Sicht hat Grass über sich selbst geschrieben: «als Jugendlicher, als Vater und als politisch engagierter Bürger».

Ein halbes Jahrhundert zuvor hatte Grass die gleiche Zeit für seine berühmte «Danziger Trilogie» - «Die Blechtrommel», «Katz und Maus» und «Hundejahre» - gebraucht. Seine spätere, abschließende Trilogie könnte, «wäre es nicht vermessen, unter dem traditionsreichen Titel "Aus meinem Leben"» stehen, zieht Grass selber die Parallele zu Goethes Biografie.

- Günter Grass: Sechs Jahrzehnte. Ein Werkstattbericht. Herausgegeben von G. Fritz Margull und Hilke Ohsoling. Steidl Verlag, Göttingen, 608 Seiten, 45,00 Euro, ISBN 978-3-86930-831-9.

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